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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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sie in Richtung Haus. So!«
    Barbro legte den Kopf zurück und lachte zischend. Sie schüttelte ihre Faust in Richtung Decke.
    »Wohnten Sie zu diesem Zeitpunkt noch dort?«
    »Nein. Ich war mit den Kindern ausgezogen.«
    »Was machten Sie dann bei der Chefarztvilla?«
    Jetzt sah Barbro vollkommen verbittert aus, aber sie hatte sich offenbar entschlossen, alles zu erzählen.
    »Es gab eine polizeiliche Ermittlung, da viel darauf hindeutete, dass das Feuer gelegt worden war. Da fragten die Polizisten auch, warum ich vor dem Haus gestanden hätte. Ich gebe Ihnen dieselbe Antwort, die ich damals gegeben habe. Ich wollte wissen, was Sverker und Carina taten.«
    »Sie standen vor dem Haus und haben ihnen hinterherspioniert?«
    »Ja.«
    »Wohnte Carina bei Sverker in der Chefarztvilla?«
    »Nein. Sie mochte das Haus nicht und wollte dort nicht einziehen. Deswegen hat sie das Feuer gelegt. Sverker und sie haben das im Verhör bestritten und gesagt, ich sei krankhaft eifersüchtig.«
    Wieder war der tiefe Schmerz in ihren Augen zu sehen, und sie presste die Lippen aufeinander. Irene sah ein, dass sie nicht viel weiter kommen würde. Sie dankte Barbro Löwander, nahm ihre Lederjacke vom Haken und verließ das Büro.
     
    Den Rest des Nachmittags bis zur Besprechung um fünf widmete Irene den Akten, die sich auf ihrem Schreibtisch angesammelt hatten. Den Bericht über das Verhör von Barbro Löwander las sie mehrere Male, ohne klüger zu werden. Es war unangenehm, auf so viel unverarbeiteten Hass und Schmerz zu stoßen. Sie hatte den Eindruck, dass Barbro die Kränkungen, die sie erlitten hatte, pflegte, sowohl die wirklichen als auch die eingebildeten. Auf die Dauer hatte sie wohl selbst am meisten darunter gelitten. Sie wirkte sehr labil. Hatten ihre Anklagen Carina gegenüber irgendeine Berechtigung? Es war wirklich höchste Zeit, sich mit Carina Löwander zu treffen.
    Ihre Kollegen hatten sich bereits im Konferenzzimmer eingefunden. Irene wunderte sich darüber, dass Birgitta wieder an ihrem Platz saß. Sie nickte nur kurz, als sie Irene mit einem Hallo begrüßte. Der Kommissar kommentierte das Auftauchen von Birgitta nicht weiter, sondern erteilte sofort Svante Malm von der Spurensicherung das Wort.
    »Ich kann damit beginnen, dass wir dieselben dunklen Textilfasern auf den Kleidern von Linda Svensson gefunden haben, die wir bereits auf der Leiche von Marianne Svärd angetroffen haben. Die Fasern sind identisch und stammen vom selben Kleidungsstück, nämlich von der Schwesterntracht, die Samstagabend im Geräteschuppen in Brand gesetzt wurde. Von dieser Tracht war genug übrig, um das mit absoluter Sicherheit feststellen zu können.«
    »Auf der Leiche von Gunnela Hägg gab es keine solchen Fasern?«, warf Tommy ein.
    »Nein. Dagegen hatte sie sehr viel Talkum auf den Kleidern, vor allem auf dem Oberteil ihres Mantels. Wir haben sogar einen verwischten Handabdruck gefunden. Der Mörder hat Handschuhgröße siebeneinhalb.«
    »Groß für eine Frau und zierlich für einen Mann«, stellte Irene fest.
    Sie hatte selbst acht und Schuhgröße einundvierzig. Sie war aber auch ein Meter achtzig groß.
    »Handschuhtalkum haben wir auch auf den beiden Krankenschwestern gefunden. Der Mörder trug bei allen drei Morden OP-Handschuhe. Bei den Morden an Linda und Marianne außerdem die Schwesterntracht. Wahrscheinlich trat er beim Mord an Gunnela Hägg nicht im Kleid in Erscheinung. Wir haben übrigens auf dem Seitenschneider Blut und Haare sichern können und konnten heute nachweisen, dass sie von Gunnela stammen. Wir glauben auch, dass wir die Mordwaffe gefunden haben, mit der Marianne Svärd getötet wurde.«
    Er verstummte und blätterte ein Blatt seines Spiralblocks um. Im Zimmer war es vollkommen still.
    »Wie ihr wisst, hatte Linda noch die Schlinge um den Hals, obwohl sie anschließend aufgehängt wurde. Sie saß tief in der Muskulatur vergraben. Der Mörder hat sich nicht die Mühe gemacht, sie zu entfernen. Marianne wurde ebenfalls mit einer Schlinge erdrosselt. Aber diese lag nicht mehr um ihren Hals. Wir haben uns gefragt, warum und jetzt wissen wir es. Der Mörder brauchte die Schlinge.«
    Er verstummte und beugte sich zu einer Stofftasche hinab, die neben seinem Stuhl auf dem Fußboden stand. Er zog eine große Plastiktüte mit einer dünnen weißen Leine darin hervor. Ehe er die Hand in die Tüte steckte, streifte er ein Paar dünne Plastikhandschuhe über.
    »Das hier ist die Flaggenleine, die von der Rolle des

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