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Der zweite Tod

Der zweite Tod

Titel: Der zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Nähe ihre Bilder in einer Bar ausstellte, und die Eröffnung war am Abend.
    Ida war begeistert. »Ich kann aber nicht«, sagte sie. »Ich hab ja Abendschicht. Die schmeißen mich raus, wenn ich jetzt noch absage.«
    Ob das stimmte, wusste er nicht. Gewollt hätte sie, das sah er ihr an. Als er zur Abendbesprechung aufbrach, zog sie sich auch an. Er bot ihr an, sie beim Geschäft am Sveavägen abzusetzen, aber das schlug sie aus.
    Vor dem Haus trennten sie sich. Er war sicher, dass sie sich nicht getraut hatte.
     

10
    Sofi starrte ungläubig auf den Bildschirm ihres Computers. Ihr war aufgefallen, dass auf Peterssons Computer gar keine Software für Online-Banking installiert war, auch nicht zu einem früheren Zeitpunkt. Die Karte war wie eine übliche Karte der Handelsbank bedruckt und besaß auch keinen Magnetstreifen, sondern nur einen kleinen Goldchip.
    Sie rief bei der zuständigen Abteilung der Bank an und erfuhr, dass Carl Petersson diese Karte nicht von der Bank bekommen haben konnte. Es musste sich um eine Fälschung handeln. Sofis Augen strahlten, so begeistert war sie. Im Laufschritt eilte sie in die IT-Abteilung, wo es einen Musterkatalog für alle Banckarten gab.
    Peterssons Karte ließ sich äußerlich kaum vom Original unterscheiden. Am Ende würde sie den Siebdruck prüfen lassen müssen, das sah sie jetzt schon auf sich zukommen. Es gab jedoch noch eine andere Möglichkeit. Sie lud sich die Musterprogrammierung für den Kartenchip auf ihren Computer. Der Chip erwies sich zunächst als garstiges Biest, gab dann aber auf und die Daten frei. Der Vergleich zeigte, dass die Programmierung vom Muster abwich. Man konnte Peterssons Karte bei jedem Computer verwenden, der mit einem Kartenleser ausgerüstet war. Das Einwählen in den Server geschah dann von ganz allein. Darüber hinaus entsprach die Codierung dem Original der Handelsbank. Sofi ahnte den Trick und war hingerissen. Auf dem Server lagen keine Daten, sondern nur ein Programm, das woanders hinführte. Sie taufte das Programm spontan »Fliegender Teppich«.
    Auf dem Chip war eine vierstellige Zahl gespeichert. Das verhinderte, dass die Karte kopiert werden konnte. Die Zahl wanderte nur durch das kurze Kabel bis zum Computer und wurde nirgendwohin verschickt. Selbst wenn jemand an das eigentliche Passwort gelangte, ohne die Chipkarte, die man nicht kopieren konnte, hatte man keine Chance. Wer auch immer sich das ausgedacht hatte, er hatte es sich vom Online-Banking abgeschaut.
    Den Chip konnte sie bestimmt auf technischem Weg knacken, aber nicht das eigentliche Passwort. Es war nicht auf dem Chip gespeichert, sondern irgendwo in der Ferne.
    Inzwischen wusste sie, dass es 45 Stellen lang war.
    Genau 45 Stellen.
     
    Die Dunkelheit kam früh. Um fünf Uhr fanden sich alle Mitglieder der Ermittlungsgruppe zur Abendbesprechung ein. Barbro hatte beide Marias angetroffen und Fingerabdrücke und Speichelproben genommen. Beide Frauen waren zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt und hatten im letzten halben Jahr ihren Vater verloren. Und beide hatten angegeben, den Namen Carl Petersson noch nie gehört zu haben. Da man die DNA von Maria in der Wohnung identifiziert hatte, mussten nur noch die Proben miteinander verglichen werden.
    »Wir haben von nun an zwei Prioritäten«, sagte Kjell. »Maria und das Passwort. Die meisten Ergebnisse kommen morgen oder übermorgen. Bis dahin versuchen wir, mit beiden Spuren voranzukommen. Heute Abend seid ihr meine Gäste.« Er verstummte und putzte sich die Nase.
     
    Linda pendelte zwischen mehreren Tischen hin und her. Am Ende gab sie auf und setzte sich still zu ihren Freunden. Am anderen Tisch saß Kjell mit seinen Kollegen und mehreren Bekannten. Barbro, die sonst gerne Unterhaltungen in Gang hielt und ausgiebig lachte, saß still und nachdenklich vor einem grünen Getränk. Sie hatte bisher von Linda nur einige Skizzen und Zeichnungen gekannt, Lindas richtige Bilder sah sie an diesem Abend zum ersten Mal. Barbro war der einzige Mensch, der Linda mit schonungsloser Offenheit begegnete und sich nicht von ihrem zierlichen Äußeren und ihrer schusseligen Art beeindrucken ließ. Das musste der Grund sein, weshalb Linda die Fahrstunden mit ihr so liebte. Barbro war neben Kjell der einzige Mensch, zu dem Linda von sich aus Kontakt suchte.
    Barbro blickte auf das Herz der Ausstellung. »Vivian« hieß das Bild. Es zeigte ein verletzliches und verletztes Mädchen in hochgeschlossener Jacke. Nur ein blauer Hemdkragen ragte

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