Der zweite Tod
waren altägyptische Stuckmalereien. Funeral, wie sagt man?«
»Grabmalerei?«
Osborne nickte. »And coffins.«
Das passte zu der Datei mit der Abhandlung über einen altägyptischen Sarg, die sie auf Peterssons Computer gefunden hatten.
»Wieso kam er damit zu dir?«
»Das habe ich mich auch gefragt. Es ging um Materialfragen. Ich bin ja auch Bildhauer und habe früher sehr viel mit Materialien experimentiert. Diese Särge sind aus Holz und müssen stuckiert werden, damit man sie bemalen kann. Ich konnte ihm aber nicht helfen.«
»Wieso kam er dann wieder?«
»Er war sehr versiert in der antiken Kunst. Soweit ich weiß, war er Archäologe. Wir hatten eine Reihe von Gesprächen über Fragen zur Perspektive und Proportion. Und da ist die ägyptische Kunst sehr interessant, vor allem für meine aktuelle Arbeit.«
Er zeigte auf eines der Bilder.
Wahrscheinlich hatte Petersson die Gespräche genossen, in denen er mit seinesgleichen über Kunst sprechen konnte.
»Du untersuchst das Verhältnis zwischen Gestalt und Umraum.«
Osborne ließ den ausgestreckten Arm sinken und sah ihn erstaunt an. »Ja.«
In Gedanken sandte er ein Dankeschön an Linda, die ihm beim Frühstück beigebracht hatte, was er zu sagen hatte. »Wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«
»In der letzten Woche nicht. Davor war ich in New York. Es muss vier Wochen her sein.«
»Ihr seid euch auch nicht im Treppenhaus begegnet?«
Osborne schüttelte den Kopf.
»Was war Petersson für ein Mensch?«
»Einer, der sich mit allem auskennt. Er hatte Geschmack, war stets gut gekleidet. Ein fruchtbarer Gesprächspartner für alle Themen. Deshalb habe ich mich gern mit ihm unterhalten.«
»Und das Mädchen?«
Osborne schüttelte nur den Kopf und betrachtete sein Bild. »Du kennst dich aus mit Kunst.«
»Nein. Aber meine Tochter. Sie malt.«
»Wie oft?«, fragte er, zunächst ohne Interesse.
Die Frage erstaunte Kjell. Hätte er nicht lieber fragen müssen, wie gut sie malte? »Tag und Nacht.«
Osbornes Interesse wuchs. »Seit wann malt sie?«
»Seit elf Jahren. Sie war ganz aufgeregt, als ich deinen Namen erwähnte. Ida war es, die sie entdeckt hat.«
Auf Osbornes Gesicht machte sich ein abschätzendes Lächeln breit. »Schick sie vorbei«, sagte er. »Sie kann sich die Bilder ansehen.«
Barbro fluchte. Der Morgen begann ernüchternd. Der DNA-Vergleich hatte ergeben, dass die beiden Marias die Wohnung von Petersson nie betreten hatten. Zum Glück hatte Barbro keine Zeit damit verschwendet, die Frauen ausgiebig zu befragen. Sie rief die beiden an, teilte ihnen mit, dass man sich geirrt habe, und entschuldigte sich für die Störung. Danach wies sie das Labor an, die Proben zu vernichten.
Nun musste sie überlegen, warum die Suche ergebnislos gewesen war. Sie schlug in der Datenbank nach, wie viele Marias es in Stockholm überhaupt gab. Doch so weit kam sie gar nicht, denn Akazienmädchen antwortete mit einer Rückfrage: Sie sollte die Schreibung des Namens präzisieren. Es gab diesen Vornamen in neun verschiedenen Schreibungen und Variationen. Barbro rief Sofi an und erklärte ihr, welchen Fehler sie begangen hatten.
»Ich habe nicht aufgepasst«, entschuldigte sich Sofi. »Mein Kopf war so voll. Das Programm findest du auf meinem Rechner. Im Namensfeld gibst du M-Sternchen-R-Sternchen ein und führst die Suche noch einmal durch.«
Die neue Suche ergab neben zahlreichem Ausschuss wie Marta, Martin, Maren und Margareta zwei weitere Treffer, eine Mari Svahn und eine Marija Spinoza. Barbro ermittelte die Adressen und brach sofort auf. Die Italienerin war ihre erste Station.
Ihre Wohnung lag im ersten Stock über einem Feinkostgeschäft in Huddinge. Weil das Geschäft ebenfalls Spinoza hieß, ging sie hinein und fragte nach Marija.
Sie war jung und rund und braun wie die Rumkugeln in der Auslage. Barbro fragte, weshalb Marija sich mit einem Jot schreibe, und Marija antwortete in akzentfreiem Schwedisch, dass ihre Mutter Kroatin sei. Der Vater war Italiener und vor zwei Monaten an Prostatakrebs gestorben. Barbro erklärte, dass sie eine Speichelprobe nehmen wolle, da die Polizei in einer Rasterfahndung alle Marias überprüfen müsse, deren Väter vor kurzem an einer Krankheit verstorben waren.
Das Problem war, dass die Maria auf dem Phantombild im Vergleich zu Marija Spinoza dünn wie ein Minzblättchen aussah und ihre Haare um einen knappen Meter kürzer trug. Deshalb beeilte sich Barbro, nach Nacka zu Mari Svahn zu kommen. Sie
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