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Der zweite Tod

Der zweite Tod

Titel: Der zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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bringen.
    Die Fahrt verlief reibungslos. Der Fahrer redete wie ein Wilder, und die lebhafte Unterhaltung tat ihr gut. Sie stieg direkt vor der Botschaft aus und ging hinein. Hinter der Eingangstür stützte sie sich an der Wand ab und atmete tief durch.
    William war noch nicht angekommen. Doch in der Nähe gab es auch keine U-Bahn. Er musste vom Museum aus die Brücke überqueren und dann die ganze Uferstraße hochlaufen oder ein Taxi nehmen. Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch, plünderte den Rucksack und riss die Tüten auf. Sie zählte ein Bündel durch und multiplizierte das Ergebnis mit der Anzahl der Bündel. Es waren zwei Millionen Euro, zusammen waren es vier oder ein bisschen mehr.
    Sie rief Kjell an.
    »Ich bin jetzt in der Botschaft. William ist noch nicht da. Wir haben uns zur Sicherheit aufgeteilt. Im Rucksack waren acht Millionen. William hat die Hälfte davon bei sich.« Sie schilderte Kjell alles ganz genau.
    »Die Aktion in Madrid ist bereits gelaufen«, sagte er dann. »Die Säpo-Leute waren zusammen mit zwei spanischen Ermittlern dort. Es war auch eine Privatadresse.«
    Sofi lachte. »Und?«
    »Nichts. Ein Mann hat geöffnet und war sehr verwundert. Anscheinend ist uns jemand zuvorgekommen. Er glaubte, die Tasche dem Falschen übergeben zu haben, und geriet in Panik. Sie verhören ihn gerade. Der Mann, der jetzt die Tasche hat, war vermutlich Schwede. Jedenfalls behaupten das die spanischen Ermittler. Die Säpo-Leute dürfen nicht beim Verhör dabei sein.«
     
    Nach dem Telefonat konnte Sofi nichts anderes tun als zu warten. Sie lieh sich bei der Sekretärin ein Headset, das sie an ihr Notebook anschloss. Dann begann sie, die Seriennummern des ersten und letzten Geldscheins jedes Bündels in das Mikrophon zu diktieren. Die Scheine waren neu, aber die Nummern in den Bündeln nicht aufsteigend. Als sie damit durch war, nahm sie noch von anderen Bündeln Stichproben. Um vier Uhr hatte Sofi viele Nummern diktiert, aber William war noch nicht eingetroffen. Sie rief Nura an, um anzukündigen, dass es spät werde. Dann ließ sie die Sprachdateien durch ein Spracherkennungsprogramm laufen und mailte die Liste nach Stockholm.
    Anschließend diktierte sie weiter, denn es gab vorerst keine Möglichkeit, das Geld außer Landes zu schaffen. Das musste die Botschaft erledigen.
    Nach zwei Stunden rief Kjell erneut an. Soft hatte am Fenster gesessen und auf den Nil geblickt.
    »Er ist immer noch nicht da.« Sie lallte schon vom stundenlangen Diktieren. Wenn sie die Augen schloss, sah sie lilafarbene Zahlen vorbeischweben.
    »Die Säpo meint, du sollst dir keine Sorgen machen. Er kommt wahrscheinlich erst morgen. Wir haben deine Mail erhalten. Die Seriennummern sagen uns etwas.«
    Soft saß mit einem Mal aufrecht. »Was denn?«
    »Es ist schwedisches Staatsvermögen. Die Reichsbank hat dieses Geld von der Europäischen Zentralbank gekauft.«
    »Bargeld?«
    »Wir haben den Sinn noch nicht begriffen, glauben aber, dass das Geld dem Außenhandelsministerium gehört. Aber erzähl William nichts davon. Übrigens gehört das Geld, das bei Mari beschlagnahmt wurde, auch zu diesem Kontingent.«
    »Hör mal!« Soft schluckte. »Ich habe so ein Gefühl, dass wir William und das Geld nicht mehr wiedersehen werden.«
    »Was willst du damit sagen? Dass er damit eine Cocktailbar in Phuket eröffnet?«
    »Er hat genau von dem Moment an von Verfolgung gesprochen, als er das Geld gesehen hat.«

37
    »Warum bist du nach Spanien gereist?«
    Mari sah Kjell verwundert an. »Das habe ich doch schon gesagt.«
    »Wir glauben dir nicht mehr. Genau genommen glauben wir dir überhaupt nichts mehr.« Dieser Satz funktionierte immer. Er hatte ihn oft genug an Linda erprobt.
    Mari schrak zurück und prallte mit dem Rücken gegen die Lehne. Sie schielte zu ihrer Anwältin, aber die konnte ihr nicht helfen.
    »Von dem Geld, das du mit dir geführt hast, hast du knapp hunderttausend Kronen von Peterssons Konto abgehoben, ja?« Mari nickte. »Und der Rest des Geldes, die Euroscheine?«
    »Lag in dem Aktenschrank.«
    »Und wofür war das Geld?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Wie viel war es genau?«
    »Etwa fünfzigtausend Euro.«
    »Also genau so viel, wie wir bei dir gefunden haben?«
    »Ja. Warum denn? Glaubt ihr, ich habe etwas versteckt?«
    »Das können wir dir sogar beweisen. Dieses Geld stammt aus dem Bargeldfundus des Außenministeriums und sollte nach Madrid. Ist es nicht ein ganz schöner Zufall, dass du genau dorthin geflohen

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