Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
durch die Västmannagatan. Kjell war sich sicher, dass Maria der Schlüssel zu Pet erssons Tod war. Die Suche nach Sahlin hatten Kollegen von der Zielfahndung übernommen. Er wurde inter national gesucht.
    Auf dem Rückweg hielt Kjell bei Wessens Antiquariat, das nur fünf Gehminuten von Peterssons Wohnung entfernt lag. Er bestellte und kaufte alle seine Bücher bei Hermann Wessen.
    An der In nenseite der ver glasten Holz tür hin gen Leinen, an denen Bücher an Wäscheklammern baumelten. Wessen war alt, bestimmt bald siebzig. Wie immer trug er ein weißes Hemd mit fei nen grauen Strei fen, da rüber ei nen är mel lo sen weinroten Pulli. Kjell kannte ihn seit seiner Studentenzeit vor zwanzig Jahren. Seine Brille mit goldener Fassung hatte all die Jahre durchgehalten, jedentalls glaubte Wessen das, und alle fünf Jahre hatte die Fassung neue Gläser bekommen, jedes Mal dickere. In zwischen vermied Kjell aus Angst vor Schwindelan fäl len jeden Au gen kontakt.
    Wie bei jedem Besuch tranken sie im Hint erzimmer Kaffee. Wessen bot ihm eine Ausgabe von Appians Römischer Geschichte an, die er in London gefunden hatte. Kjell kaufte das Buch und fragte Wessen, ob er einen Kunden namens Carl Petersson habe. Wessen kannte seine guten Kunden in der Regel beim Namen, aber dieser Name war ihm nicht bekannt. Das wunderte Kjell. Wer ausgefallene wissenschaftliche Literatur suchte, kam doch hierher.
    Es gab jedoch ein Buch von Petersson, das vor zwanzig Jahren erschienen war. Darin ging es um sumerische Verben. Es war Peterssons Dissertationsschrift. Kjell kaufte auch dieses Buch, obwohl der In halt veraltet war. Keine andere Dis zip lin der Wissenschaft mache so große Fortschritte wie die Erforschung der sumerischen Verbalbeugung, hieß es im Vorwort. Vielleicht hatte Petersson damals noch nicht so viel von Genetik und Halbleiter tech nik gehört.
    Seit zwei Jahren ging es mit Wessen bergab. Das Geschäft brachte nicht genug ein, dass er sich eine Aushilfe leisten konnte. Die Gebrechen des Mannes waren mittl erweile so stark, dass die Regale immer unsauberer sortiert waren und die Bücherstapel an allen freien Stellen schon bald die Decke erreichen oder vor her um kip pen würden.
    »Ich werde wohl bald aufgeben«, sagte Wessen.
    Als Kjell ins Präsidium zurückkehrte, saß Sofi mit einem jungen Mann im Besprechungsraum.
    »Jan Nyberg aus Uppsala«, stellte sie ihn vor. »Ich habe im Mittelmeermuseum angerufen und hatte Glück, dass Jan dort gerade im Archiv arbeitet. Er war so nett, gleich herzukommen.«
    Die Männer begrüßten sich. Jan Nyberg war im Museum für die Papyri zuständig und hatte die Hieroglyphen in kurzer Zeit latei ni schen Buch staben zuord nen kön nen. Das Git ter, in dem das Passwort steckte, lag nun in lateinischer Umschrift vor. Das Ergebnis sah aber leider noch immer nicht nach Sprache aus.
    »Einige Zeichen sind sich sehr ähnlich und schwer voneinander zu unterscheiden«, erklärte Nyberg. »In einem Text ist das kein Problem, da kann man das aus dem Zusammenhang klären. Die Hieroglyphenschrift istja sehr pragmatisch und redundant.«
    »Ergibt die Umschrift denn einen Sinn?«, wollte Kjell wissen. »Du meinst Wörter? Nein. Es sind nur Zeichen. Es ergibt je denfalls kein Ägyptisch und auch keine andere Sprache, die ich kenne.«
    Sofi wirkte nicht entmutigt. »Die Zeichenidentifizierung ist wohl nur die erste Hürde. Aber nun wird es erst richtig kompliziert. Ich muss aus den fünfzig Reihen das Passwort bilden, das viel weniger Zeichen umfasst. Aber ich kann mit Buch staben nicht rechnen.«
    »Und wenn die Buchstaben für Zahlenwerte stehen?«
    Sofi schüttelte vorsichtig den Kopf und blickte zu Nyberg. »Dann muss es eine künstliche Zuordnung zwischen Buchstaben und Zahl geben.«
    Auch Nyberg war dieser Mei nung. »Die Ägypter haben jedenfalls Buchstaben nicht für Zahl enwerte benutzt wie die Griechen und Römer. Sie hatten dafür eigene Zeichen, die in dem Passwortgit ter aber gar nicht vor kom men.«
    »Mir erscheint diese Idee auch deshalb unwahrs cheinl ich, weil hier so viele verschiedene Buchstaben benutzt werden«, sagte nun wieder Sofi. »Lägen dahinter Zahlen verborgen, käme man wohl mit viel weniger Zeichen aus.« Sie verstummte für eine Weile und sprach dann weiter. »Wenn es einen Algorithmus gibt, werde ich ihn finden«, versicherte sie. »Petersson musste ja in der Lage sein, auf den Zettel zu schauen und das Ganze in ein Passwort umzurechnen, das er dann eingeben konnte. Es

Weitere Kostenlose Bücher