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Der zweite Weltkrieg

Der zweite Weltkrieg

Titel: Der zweite Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Schreiber
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in China und Südostasien beläuft sich auf deutlich mehr als 14 Millionen Menschen. Zu diesen gehörten 5000 Chinesen, die der entfesselte uniformierte Pöbel in Singapurgenauso willkürlich ermordete wie Ärzte, Schwestern und Patienten in den Krankenhäusern der Stadt. Gleiches geschah in Hongkong, wo das militärische Gesindel aus dem Kaiserreich außer 50 gefangenen britischen Offizieren und Mannschaften auch zuvor vergewaltigte Nonnen vor aller Augen niedermetzelte. In Malaya hängten die Japaner gefolterte Engländer, denen sie die abgeschnittenen Genitalien in den Mund steckten, öffentlich an Bäumen auf. Und beim fürchterlichen Bataan-Todesmarsch (Philippinen) im April 1942 machten sie Hunderte von Kriegsgefangenen sadistisch mit dem Bajonett nieder.
    Diese wenigen Beispiele, die das Kriegsgeschehen in Ostasien charakterisieren, ließen sich beliebig ergänzen. Nur dürfte es wohl nie möglich sein, eine zuverlässige Statistik der von japanischen Soldaten begangenen Gräuel zu erarbeiten und dabei zugleich die Täter sowie die Verantwortlichkeiten zu definieren. Gleichwohl besteht in der Forschung Konsens darüber, dass das, was bis heute an Undenkbarem bekannt ist, in aller Regel den Tatsachen entspricht.
7. Wechsel der militärischen Initiative
in Europa und Afrika
    Seit dem 18. Januar 1942 bildete der 70. Längengrad Ost die offizielle Trennlinie zwischen der deutsch-italienischen und der japanischen Operationssphäre. Dass es ansonsten zu keiner abgestimmten Strategie kam, vermag aufgrund der unterschiedlichen Kriegsziele der Achsenmächte sowie der japanisch-sowjetischen Beziehungen nicht wirklich zu überraschen.
    Hitler beharrte auf dem Primat des Ostkriegs und schloss die Schwerpunktbildung im Mittelmeer, die sich an der Kriegführung gegen Großbritannien im vorderasiatischen und indischen Raum orientiert hätte, vor dem Sieg über Stalin aus.
    Kontakte zu Subhas Chandra Bose, einem englandfeindlichen Führer indischer Nationalisten, sowie zu Raschid Ali al-Gailani, dem nach seinem Putschversuch geflüchteten irakischen Ministerpräsidenten, und zu Mohammed Amin El Husseini,dem Großmufti von Jerusalem (die beiden letzteren versuchten, vom Reich aus in den arabischen Ländern Propaganda für die
Achse
zu machen), änderten an jener Einstellung nicht das Geringste. Die am 3. Juli 1942 verlautbarte deutschitalienische „Ägypten-Erklärung“, die von der Okkupation des Landes ausging, setzte ebenfalls keine neuen Akzente. Von selbst versteht sich, dass ein deutsch-sowjetischer Separatfrieden, den Rom, Tokyo und (indirekt) Moskau seit dem zweiten Halbjahr 1942 wiederholt thematisierten, bei Hitler ohne Chance blieb.
    Am 5. April erließ dieser die Weisung Nr. 41 für die Sommeroffensive 1942, Deckname „Blau“, in der er den „Abwehrerfolg“ in der „Winterschlacht“ feierte und die Erschöpfung des Gegners betonte. Doch Stalin verfügte im Juni, als „Blau“ begann, über 5,5 Millionen im Einsatz befindliche Soldaten, und die dem Oberkommando, der
Stavka
, unterstellten Reserven umfassten zehn Feldarmeen sowie eine Panzerarmee. Gewiss, die Winterkämpfe hatten auch die sowjetischen Truppen erheblich geschwächt, aber beim Ostheer, das Anfang Juni 2,75 Millionen deutsche und eine Million verbündete Soldaten zählte, bewirkten die 1941/42 erlittenen Verluste, dass Ende März von 162 Divisionen nur acht für „alle Aufgaben geeignet“ erschienen, weshalb nicht an der gesamten Ostfront angegriffen werden konnte. Ganz allgemein und besonders nach der Ernennung von Albert Speer zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition (er folgte im Februar 1942 dem tödlich verunglückten Fritz Todt nach) war zwar davon auszugehen, dass sich die Situation bis zum Operationsbeginn deutlich verbessern würde. Volle Kampfkraft und Beweglichkeit konnten die angeschlagenen Verbände bis dahin freilich nicht wiedererlangen.
    Speer, aufgrund seiner Vollmachten eine Art Wirtschaftsdiktator, versuchte, die Produktion durch Rationalisierung zu intensivieren. Tatsächlich erreichte er mittels organisatorischer Maßnahmen, die sich an den Führungsprinzipien des liberalen Wirtschaftssystems orientierten und die ineffiziente Kommandowirtschaft überwanden, dass die Rüstungsindustrie, trotzBombenkrieg und sich zuspitzender Versorgungslage, Mitte 1944 die höchsten Ausstoßzahlen bei der Fertigung von Panzern, Kraftfahrzeugen, Flugzeugen, Schiffen und Munition meldete. Eindrucksvoll, wobei die

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