Der Zweite Weltkrieg
amerikanischen Oberbefehl
.
Der letzte und schwerwiegendste Punkt betraf das schließliche Kriegsziel der Alliierten. Ohne Absprache mit Churchill verkündete Roosevelt, es komme nur eine bedingungslose Kapitulation der Achsenmächte in Frage. Zwar war Churchill darüber erbost, doch äußerte er öffentlich keine Einwände; auch Stalin schloss sich später der Forderung des US-Präsidenten an. Der Zorn Churchills erwies sich auf längere Sicht als durchaus berechtigt, denn die NS-Propaganda schlachtete die harte Forderung zu Durchhalteparolen aus. Den deutschen Widerstand brachte sie um den politischen Spielraum, und das Volk machte sie zur Geisel des Regimes angesichts der auf totalen Sieg, im Goebbels-Jargon: auf totale Vernichtung setzenden Gegners.
Bockige Zöglinge: US-Präsident Roosevelt (2. v. l.) und der britische Premier Churchill (ganz r.) hatten es in Casablanca schwer mit den rivalisierenden Vertretern Frankreichs, den Generalen Giraud (ganz l.) und de Gaulle (2. v. r.)
.
(c) dpa/picture alliance
Immer in Angst
Der Kriegsalltag daheim
Von einem Tag auf den anderen mussten 1939 Millionen von Menschen ihr Denken und ihr Verhalten ändern. Angst beherrschte das Lebensgefühl – Angst in den Bombennächten, Angst vor dem Verlust der Angehörigen, Angst vor der Niederlage. Und viele in Deutschland hatten sogar Angst vor dem Sieg der „eigenen“ Seite, vor weiterer politischer und rassischer Verfolgung. Der Krieg erfasste alle Lebensbereiche, er richtete sich nicht nur gegen die militärischen, sondern genauso gegen die wirtschaftlichen Ressourcen. Er brachte Erschütterungen des moralischen und sozialen Gefüges.
Letzte Reserven
Die deutschen Behörden zeigten sich anfangs wegen des längst einkalkulierten Kriegsrisikos gut auf Versorgungsprobleme vorbereitet. Bei Beginn der Feindseligkeiten hatte das Reich 6 Millionen Tonnen Getreide und 600 000 Tonnen Fett eingelagert, aus der Sowjetunion kamen zudem in den ersten beiden Kriegsjahren umfangreiche Importe. Der totalitäre Staat setzte seine Organisationen zur Ausschöpfung der letzten Reserven ein. Die Pimpfe der HJ sammelten Altpapier, Buntmetall, Korken und „Spinnstoffe“, die NS-Frauenschaft betreute durchreisende Landser, die Deutsche Arbeitsfront übernahm die Ausgabe von Lebensmittelkarten (siehe Kasten), das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps wurde für Transportaufgaben herangezogen, der Luftschutz war seit 1935 systematisch geübt worden.
Luxusgüter verschwanden mit zunehmender Kriegsdauer ganz. Kosmetische Artikel, Musikinstrumente, Schmuckerzeugnisse waren kaum mehr zu haben, andere Produkte wie Bücher, Blumen, Lederwaren gab es allenfalls in begrenzter Menge. Haushaltsgeräte wurden rar, da Metall fast nur noch Rüstungsbetrieben zugeteilt wurde. Die Behörden riefen schon seit April 1940 zur „Metallspende“ auf, man demontierte eiserne Gitter, sammelte in Sportvereinen Pokale, schmolz Kirchenglocken ein. Textilien erhielt man nur auf Reichskleiderkarte. Ein ausgeklügeltes Bezugssystem regelte die Belieferung mit Hausbrand. Zunehmend galten Einschränkungen für den privaten Personenverkehr. Autobenzin wurde nur in kleinsten Rationen und zu (kriegs)wichtigen Zwecken abgegeben.
Lebensmittelkarten
Schon am 27.8.1939 wurden im Deutschen Reich Lebensmittelkarten für die Zuteilung bestimmter Nahrungsmittel ausgegeben. Später wurden immer mehr Waren rationiert und weitere Karten für verschiedene Waren- und Personengruppen ausgegeben: Reichsbrot-, Reichsfett- und andere Karten; Juden, Zwangsarbeiter und die Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten erhielten geringere Mengen, Sonderzulagen dagegen, kenntlich durch Färbung der Karten, gab es für werdende und stillende Mütter, Schwer- und Nachtarbeiter, Kleinkinder und Jugendliche, Fronturlauber und Reisende. Während als einzige Waren Kartoffeln und Gemüse nicht rationiert werden mussten, verringerten sich die Zuteilungen bei anderen immer weiter; zuletzt erhielt eine erwachsene Person wöchentlich 125 g Fett, 250 g Fleisch, 1700 g Brot
.
Bei Laune halten
Der radikale Wertwandel wurde auch sichtbar in der massenhaften Einbeziehung der Frau in die Arbeitswelt. An der „Heimatfront“ kämpften Millionen Frauen und Mädchen bei den Verkehrsbetrieben, bei der Post, in feinmechanischen Werkstätten, Munitionsfabriken oder als Wehrmachthelferinnen. Von Arbeit und Sorge um das Nötigste in Anspruch genommen, war für Zerstreuung und Erholung immer weniger Zeit, obwohl selbst
Weitere Kostenlose Bücher