Der Zwerg reinigt den Kittel
ein einfaches seniles Zittern in den oberen Extremitäten entschieden habe, das immer dann auftritt, wenn ich einen Knopf öffnen will. Zum Beispiel. Zum Beispiel auch: Zähne putzen, Haare kämmen, Suppe löffeln. Der Spezialist nennt sowas Intentionstremor, weil er jede zielgerichtete Handlung unmöglich macht, und jetzt verstehst du vielleicht auch, warum ich dir beim Anheben meiner schlaffen Altfrauentitte nicht helfen kann. Ist nämlich eine Handlung, eine zielgerichtete.
Widerlich.
Nummer 11 starrt auf meine rechte Titte, die er irgendwie anheben soll, und verzieht das Gesicht. Ich drehe den Kopf weg und starre wieder in den Himmel.
Lampe. Lautsprecher. Risse.
Der Waschlappen schiebt meine Titte von rechts in die Mitte und ein Stück nach oben, dann lässt er sie los. Die Titte rutscht nach unten, baumelbaumel.
Risse. Lautsprecher. Lampe.
Der Waschlappen schiebt meine Titten von rechts in die Mitte, er schiebt sie nach oben, er lässt los, baumelbaumel.
»Um Himmels willen, Nummer 11 , Sie haben doch zwei Hände! Mit der einen anheben, mit der anderen auswischen!«
Tja, ganz einfach. Man muss es nur wissen, und jetzt weiÃt du es, Kleiner, und dir bleibt gar nichts anderes übrig, als mit der bloÃen Hand nach GroÃmutter Erde zu greifen und die Aubergine aufzuheben.
Ich drehe den Kopf zu Nummer 11 , ich sehe ihn an, er sieht mich an, und da passiert es: Abrakadabra â Verwandlung!
Ich bin nicht mehr Almut Block, das nackte alte Weib, und ich bin auch keine Kommode, kein Auto, kein greises Kind. Ich bin ein Kadaver. Würmer kriechen aus meinem Bauchnabel, Maden klettern aus meinem Geschlecht, an meinen Brustwarzen nagt die Verwesung.
Nummer 11 steckt mit angewidertem Gesichtsausdruck seine Hand in das Gammelfleisch, in das er mich gerade verwandelt hat. Er umfasst meine rechte Brust, ich fange zu singen an.
»Ich hattâ einen Kameraden, einen bessern findst du nit â¦Â«
Nummer 11 starrt mich an, Ausdruck wie gehabt.
»⦠ihn hat es weggerissen, er liegt zu meinen FüÃen â¦Â«
Nummer 11 drückt meine Brust leicht zusammen.
»⦠will mir die Hand noch reichen, derweil ich fummeln tu â¦Â«
Nummer 11 drückt stärker.
»⦠kann ihm die Hand nit geben, der Lappen lässtâs nicht ⦠aua!«
Nummer 11 lässt los. Der Ausdruck in seinem Gesicht ist plötzlich ein völlig anderer und leicht zu beschreiben. Da braucht es kein Bild, da braucht es nur eine Bildunterschrift:
Habe ich das gerade wirklich getan?
Ja, das hast du. Du hast gerade wirklich eine hilflose alte Frau misshandelt, du kleine Arschbacke, und dafür kommst du vors Kriegsgericht der R ESIDENZ unter richterlichem Vorsitz von Schwester Terese.
Schwester Terese hasst Typen wie dich. Sie hasst deine lächerliche Frisur, deine miese Artikulation, einfach alles an dir, weil sie grundsätzlich alles und jeden hasst, und das heiÃt: Du bist erledigt, Schätzchen.
Dingdong.
Die Totenglocke in GroÃmutters Rachen läutet.
»Aua!«, schreie ich, obwohl Nummer 11 längst losgelassen hat. »Aua! Aua!«
Nummer 11 reiÃt panisch beide Arme in die Höhe, Prinzip Hände hoch!, Bildunterschrift:
Ich mach doch gar nichts, ich tuâs nie wieder, ich mach doch gar nichts, ich tuâs nie wieder!
»Aua! Aua!«, schreie ich.
»Frau Block!«
»Aua! Aua! Aua!«
»Frau Block!«
»Ja?« Ich drehe den Kopf zu Schwester Cornelia. So ein halbleerer Hautsack tut übrigens gar nicht weh, wenn man ihn mit der Hand zusammendrückt, da braucht es schon einen Schraubstock.
Schwester Cornelia steht neben Frau Fitz, Frau Fitz ist nackt, Premium Comfort und die Netzhose hängen schlaff um ihre FuÃgelenke. »Aua, aua«, fiept sie mit hauchdünner Glasfadenstimme, zwischen ihren Mädchenbeinen welkt ein Büschel Unkraut vor sich hin.
»Frau Block«, sagt Schwester Cornelia und stemmt die beeindruckenden Arme in die beeindruckenden Hüften, »warum quälen Sie den jungen Kollegen? Erst dieses geschmacklose Lied, jetzt das lächerliche Geschrei.«
»Was heiÃt hier quälen? Er hat doch mir wehgetan.« Ich ziehe einen Arm hinter dem Kopf hervor und zeige auf Nummer 11 , Schwester Cornelia starrt auf meinen Arm.
Verdammt.
Das Zittern.
Vergessen.
Anklagendes Zeigen auf etwas oder jemanden ist eine zielgerichtete Handlung, verleumderisches Zeigen auch. Ich setze
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