Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
Vom Netzwerk:
nickte. "Ja, ja, du machst mir große Angst. Aber
geh jetzt besser spielen. Die Erwachsenen müssen arbeiten."
    Der Zwitter lächelte und die Tür zum Warenhaus glitt zu.
Walküre schickte ihm einen finsteren Blick hinterher. Sie hätte sich doch für
die zweite Möglichkeit entscheiden sollen.
    Grummelnd rief sie ein Taxi. Erst als sie schon halb zu
Hause war, fiel ihr ein, dass sie vielleicht nachsehen sollte, ob sie überhaupt
Geld dabeihatte. Zum Glück fand sie ein paar Münzen in ihrer hinteren
Hosentasche. Der Fahrer hörte auf dem ganzen Weg nach Haggard Radio und Walküre
ließ die Welt an sich vorbeigleiten. Am Pier stieg sie aus, lief nach Hause und
schwebte zu ihrem Zimmerfenster hinauf. Sie fuhr mit dem Finger in den Spalt,
öffnete es und kletterte hinein.
    Ihr Zimmer war leer, das Spiegelbild irgendwo anders.
Walküre war froh darüber. Sie blickte sich um und merkte, dass sie lächelte. Es
war gut, zu Hause zu sein. Es war gut, am Leben zu sein und in Sicherheit und
daheim, und es war gut zu wissen, dass sie kein Monster werden und die ganze
Welt umbringen würde. Das war besonders beruhigend.
    Sie hörte jemanden die Treppe heraufkommen und erkannte
ihren eigenen Schritt. Das Spiegelbild öffnete die Tür; es wirkte kein bisschen
erschrocken, sie zu sehen.
    "Deine Eltern sind ausgegangen", berichtete es und
Walküre fragte sich, ob es "deine" nur gesagt hatte, weil es ihr
nochmals versichern wollte, dass sich ihr Fehler von vorher nicht wiederholen
würde. "Willst du dein Leben wieder übernehmen?"
    Walküre schüttelte den Kopf. "Ich will nur duschen und
etwas essen, dann bin ich wieder weg."
    "Ich bleibe dann hier oben, ja?"
    Walküre erinnerte sich, wie das Spiegelbild in ihrer
Halluzination Skulduggery aufgefordert hatte, sie zu erschießen. "Ja, tu
das."
    Sie ging nach unten, schnappte sich einen Teller mit übrig
gebliebenem Truthahn und ein Glas Milch und schaltete ihr Handy ein.
Nachrichten erschienen auf dem Display - drei entgangene Anrufe. Sie schnitt
eine Grimasse, rief Skulduggery an und entschuldigte sich damit, dass sie
verschlafen hätte. Er klang irritiert, sagte ihr aber, dass er auf dem Weg sei
und sie in einer halben Stunde abholen würde.
    Walküre aß noch etwas von dem Truthahn, trank noch einen
Schluck Milch und ging dann unter die Dusche. Als das Wasser auf sie
herabregnete, strich sie mit dem Finger über ihre Brust; da war nicht die
kleinste Spur einer Narbe. Nye war gut - vielleicht sogar vergleichbar mit
Kenspeckel. Und im Umgang mit ihren Patienten ähnelten sich die beiden auch,
wie sie gemerkt hatte.
    Sie zog sich an, nahm das Geschenk, das sie für Skulduggery
eingepackt hatte, und stieg aus dem Fenster, ohne sich noch einmal nach ihrem Spiegelbild
umzusehen. Auf dem Weg zum Pier überlegte sie, ob sie Skulduggery erzählen
sollte, was sie getan hatte. Konnte sie das Geheimnis, das sie fünf Monate lang
für sich behalten musste, preisgeben, jetzt, da die Gefahr vorüber war? Er
würde verstehen, warum sie geschwiegen hatte. Wenn irgendjemand es verstehen
würde, dann er.
    Sie erreichte den Pier. Der Bentley war schon da.
Skulduggery stand daneben und blickte hinaus aufs Meer, das gegen Beton und
Fels donnerte. Er hatte an diesem Tag braune Augen und schmale Lippen.
Wangenknochen und Kinn waren dieselben und die wächserne Haut auch. Den Hut
hatte er wie üblich schräg aufgesetzt. Walküre war immer wieder fasziniert,
dass er auch bei stärkstem Wind nicht davonflog. Dann fiel ihr ein, dass er die
Luft um seinen Kopf herum wahrscheinlich manipulierte. Raffiniert und stylish,
die perfekte Kombination.
    Sie streckte die Hand aus. "Mein Geschenk."
    Er sah sie an. "Du bekommst dein Geschenk nicht."
    Walküre runzelte die Stirn. "Wie? Warum nicht?"
    "Weil es ein Weihnachtsgeschenk war. Jetzt ist nicht
mehr Weihnachten."
    "Natürlich ist noch Weihnachten. Weihnachten dauert
zwölf Tage." "Die anderen Tage zählen nicht." "Tun sie
wohl."
    "Die zwölf Tage wurden lediglich festgelegt, damit die
Leute wissen, wann sie ihre geschmacklose Dekoration wieder einpacken müssen.
Heute ist der Tag des heiligen Stephan und ich habe dir kein
Heiliger-Stephans-Geschenk gekauft."
    Der Wind wehte ihr die Haare vors Gesicht. "Das ist
nicht fair! Ich habe dein Geschenk mitgebracht!"
    "Kann ich es haben?"
    "Nein, kannst du nicht!"
    "Warum nicht?"
    "Was glaubst du denn? Weil du mir meins nicht geben
willst."
    "Ah, das ist einfach nur gemein." "Wie kannst
du sagen, es sei gemein, wenn du

Weitere Kostenlose Bücher