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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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hochnäsiger kleiner Dreckskerl?«
    Nathan zog seinen Arm weg. »Wenn Sie uns irgendwas zu sagen haben, Parker, spucken Sie’s besser aus.«
    Geoff Price war schon fast beim Auto.
    »Dann hättest du deine Zeit nicht verschwendet.«
    »Ich sagte …«
    »Ich hab’s gehört. Siehst du, es ist alles vorbei, ich wurde behandelt, ich bin geheilt, war bei einem Haufen von diesen Seelenklempnern, und sie haben’s hingekriegt. Nur tät’s du wissen, wenn du genau geschaut hättest, dass es Quatsch war, mit mir zu reden. Es waren
Mädchen
. Immer. Jungs hab ich nicht mal angeschaut. Es waren Mädchen. Immer. Überzeug dich selbst. Ich könnt dich wegen Belästigung drankriegen.«
     
    Geoff schwieg, während sie zum Revier zurückfuhren.
    »Ich hab das Gefühl, ich brauch eine Dusche und muss meine Klamotten in die Reinigung bringen«, sagte Nathan nach einer Weile. »Können die Leute einfach so Pythons halten?«
    »Weiß nicht. Soll ich’s überprüfen?«
    »Nee, wir haben genug zu tun. Hoffen wir nur, dass er nicht eines Tages vergisst, den Deckel wieder aufs Terrarium zu legen.«
    »Er war es nicht. Ganz bestimmt nicht.«
    Nathan war derselben Meinung, sagte aber nichts. Der Geruch und eine Aura von Niederträchtigkeit hatten an Brent Parker und seinen heißen, stinkenden Räumen gehangen, aber nicht, weil er etwas mit dem Verschwinden von David Angus zu tun hatte. Der DCI hatte angeordnet, Parker festzunehmen, falls auch nur der geringste Zweifel bestand, doch den hatte es nicht gegeben, zumindest nicht wegen des Jungen. »Bis wir zurück sind, werden sie die Sache mit dem gestohlenen Jaguar XKV überprüft haben.«
    »Du glaubst, der hat was damit zu tun?«
    »Könnte sein.«
    »Bisschen zu auffällig … die Straße am helllichten Tag rauf- und runterzukriechen, um die Örtlichkeiten auszuspähen.«
    »Ja, schon.«
    »Ich schätze, das war jemand, der nach einem Haus gesucht hat. Diese blöden Häuser hinter ihren Hecken und Einfahrten und schicken Toren haben nirgends eine Nummer oder auch nur irgendwo ein Namensschild angebracht, wo man es sehen kann. Ich weiß das, ich hab da eine Haus-zu-Haus-Befragung gemacht. Kein Schild, nichts.«
    »Ja.«
    »An Tonis Imbisswagen gibt’s leckere belegte Brötchen mit Schweinebraten.«
    »Fahren wir hin.«
    Brent Parkers Haus ging Nathan nicht aus dem Sinn. Im Geist wanderte er durch die Zimmer, schaute sich alles an, versuchte sich zu erinnern, was dieses leichte Nagen in ihm ausgelöst hatte. Irgendetwas. Er hatte etwas gesehen, nicht genug, um dem Aufmerksamkeit zu schenken, vielleicht nicht mal richtig gesehen, aber da war irgendetwas.
    Er nahm das warme, in Pergamentpapier gewickelte Brötchen aus Geoffs Hand, und als ihm der Geruch in die Nase stieg, merkte er plötzlich, wie hungrig er war. Seit Stunden hatte er nur zwei Schokoladenkekse gegessen. Tief biss er in die schmackhafte, krümelnde Masse aus Fleisch und Brot und heißer Salbeifüllung und schloss die Augen. Aber selbst während er mit so heißhungrigem Behagen aß, hörte das Nagen nicht auf. Irgendetwas. Irgendetwas.

David
    M
ir gefällt es hier nicht.
    Ich hab keine Angst.
    Mir gefällt es nur nicht.
    Warum müssen wir hier sein? Es ist kalt und es stinkt.
    Ich hab schrecklichen Durst. Es wäre besser, wenn Sie mir was zu trinken geben. In der Schule dürfen wir immer was trinken, wenn wir wollen, wenigstens Wasser, zwar nichts essen, aber wir können was trinken, wenn wir wollen. Trinken ist wichtig für Menschen, sie werden krank, wenn sie nichts trinken.
    Sind Sie nicht durstig?
    Wenn Sie mir was zu trinken geben, werde ich’s denen sagen, wenn sie kommen, ich werd sagen, dass Sie mir was zu trinken gegeben haben, und das wäre gut für Sie.
    Sie werden kommen.
    Ja, das werden sie.
    Sie sind klug und haben Geräte, mit denen sie Spuren verfolgen können, und die werden sie benutzen, um mich zu finden, und dann werden sie kommen. QED .
    Wissen Sie, was QED heißt?
    Wann fahren wir zurück?
    Mir gefällt es hier nicht.
    Ich will zu meiner Mami. Es ist dunkel, stimmt’s, also wird Daddy zu Hause sein, und sie werden zusammen herkommen und mich holen. Sie könnten meine Schwester mitbringen. Sie bringen wahrscheinlich meine Schwester mit.
    Meine Schwester ist zwölf, also werden sie sie mitbringen. Ja, sie bringen sie bestimmt mit.
    Mir gefällt es hier nicht so sehr.
    Warum sagen Sie nichts? Wenn Sie mir Ihren Namen sagen, würde es mir besser gefallen, bei Ihnen zu sein. Ich mag es eigentlich

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