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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Seine Frau steht kurz vor dem Zusammenbruch.«
    »Ist die Spurensicherung fertig mit dem Haus?«
    »Ja. Nichts. Und jetzt wissen wir mit Sicherheit, dass der Junge um zehn nach acht vor dem Haus gewartet hat. Er wurde definitiv gesehen.«
    »Also, wo stehen wir, Simon?«
    »Die Suchmannschaften haben absolut nichts gefunden. Das Vorstrafenregister jedes bekannten Pädophilen in zehn Meilen Umkreis von Lafferton ist erneut durchkämmt worden. Bisher nichts … Herein.«
    »Kaffee … Ma’am … Chef.«
    Paula Devenish stand auf. »Guten Morgen, Nathan. Das war aber nett von Ihnen, ihn selbst zu holen.«
    »Ich verpass keine Chance, Ma’am. Nur den Kuchenstand hat meine Frau mir verboten.« Nathan stellte die Plastikbecher auf den Schreibtisch, nachdem er sorgfältig eine Papierserviette unter jeden gelegt hatte. Er zwinkerte Simon zu und verschwand.
    »Was haben Sie mit dem Pädophilen gemacht, der belästigt wurde?«
    »Ihn in einem sicheren Haus untergebracht. Die Sache ist da oben etwas aus dem Ruder gelaufen. Das Fernsehen hat Wind davon bekommen, was natürlich noch mehr Menschen angezogen hat.«
    »Der Fall wird Narben hinterlassen, die nie richtig verheilen werden, Simon. Ebenso wie der Mord an Freya Graffham.«
    »Ich weiß.«
    »Und wie geht es Ihnen?« Paula Devenish musterte ihn.
    »Mir geht’s gut. Ich halte mich an die Ratschläge, die für alle gelten, genug Schlaf zu bekommen und vernünftig zu essen.«
    »Gut. Aber das habe ich nicht gemeint. Haben Sie über Ihre berufliche Zukunft nachgedacht?«
    »Ma’am?«
    »Es gibt ein paar verlockende Angebote … Sonderaufgaben, schnelle Eingreiftruppen, ein Pädophiliedezernat mit Hauptquartier drüben in Calverton, aber zuständig für die gesamte östliche Region.«
    »Absolut nicht.«
    »Koordinator für Drogenfahndung?«
    Simon lachte. »Wollen Sie mich fertigmachen?«
    »Na gut, aber ich möchte jemanden mit Ihrem Ehrgeiz und Talent nicht an eine andere Einheit verlieren.«
     
    Das Dezernatsbüro war voll. Köpfe beugten sich über Computer, Ohren klebten an Telefonhörern. Ein Summen hing über dem Raum, als ob sehr viel passierte, was in gewissem Sinne auch der Fall war, aber der DCI wusste, dass der Anschein zielgerichteten Arbeitseifers größtenteils Illusion war. Die Beamten arbeiteten an weit Hergeholtem, verfolgten dünne Hinweise und hoffnungslose Intuitionen. Es wurde viel auf Computern herumgehackt, Dateien und Akten wurden durchgesehen … Und es herrschte eine seltsam tote Atmosphäre, trotz des Lärms.
    Als der Chief Constable hereinkam, wurde es still. Hörer wurden aufgelegt, Hände verharrten über Tastaturen. Anspannung erfasste den Raum.
    Paula spürte es sofort. »Ich sag ein paar Worte«, meinte sie leise zu Simon und ging ans andere Ende des Büros, wo die ganze Wand für den Angus-Fall reserviert war. In der Mitte hing das Plakat, auf doppeltes Format vergrößert. David Angus’ Gesicht schaute sie alle an.
    Paula Devenish war nicht groß oder körperlich anziehend. Sie hatte kurze braune Haare und sanfte Züge, und obwohl sie durchtrainiert und aktiv war, wirkte sie eher mollig als schlank. Aber sie besaß eine Präsenz, die ihr Autorität verlieh. Sie hatte eine leise, gewöhnliche Stimme, doch jeder hörte ihr zu, sie hatte eine ruhige Art, die sofortigen Respekt einflößte. Jetzt stand sie vor der weißen Tafel, etwas seitlich von dem Plakat, und alle warteten still.
    »Guten Morgen, Ihnen allen … Ich möchte Ihnen sagen, dass ich vollkommen verstehe, wie frustriert und demoralisiert Sie sich im Moment fühlen … was ich Ihnen nicht einen Augenblick lang vorwerfe. Das ist ganz natürlich. Sie müssen geglaubt haben, was wir alle hofften, dass bei einem so hochrangigen Fall, einer so stark motivierten Mannschaft und so vielen Zusatzkräften für die Ermittlung innerhalb von vierundzwanzig Stunden David wohlbehalten wiedergefunden würde. Jetzt haben Sie das Gefühl, im Dunkeln zu tappen. Auch das ist verständlich. Aber ich möchte nicht, dass nur ein Einziger von Ihnen das Gefühl hat, nicht hundertprozentig von mir, von allen im Präsidium und in der Tat von sämtlichen Polizeikräften des Landes unterstützt zu werden. Es ist ein Fall, der in den Medien sehr hochgehängt wird. Das setzt Sie zusätzlichem Druck aus, ich weiß, aber Sie müssen versuchen, diese Dinge beiseitezuschieben und konzentriert zu bleiben. Bitte denken Sie daran, dass alle hinter Ihnen stehen. Und wenn Sie an einem langen, trübsinnigen

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