Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
sie aber zogen mit ihrer Geselschaft fort / biß sie auff den Markplaz kahmen / da ihre gegossene Bildnissen stunden / und mit den ersten Merzenblümlein außgezieret wahren. Die kleinen Kinder stunden umb denselben her / sungen ihr gewöhnliches Liedlein (im ersten Buche am 211 Blade gemeldet) mit voller Stimme / und drungen damit der GroßFürstin die Trähnen aus den Augen /welche hieselbst mit dem Frauenzimmer von dem Elefanten stieg / und nach besichtigung der auffgerichteten Bilder von den Abgeordenten treflich empfangen /hernach mit Ladisla und Herkules in den Vorderplaz der neuen Burg geführet ward / denen die andern alle folgeten. Der Abend verhinderte es / daß alle denkwirdige sachen von ihnen nicht kunten besichtiget werden / gingen durch einen treflichen Schwiebogen in den innern Plaz / der mit Marmel übersetzet und mit Blumen bestreuet wahr. Der grosse Gastsaal wahr gegen Mitternacht gebauet / auff welchem 60 Tische kunten angerichtet werden. An einer Seite stund die Stad Padua / auff der andern die bestürmung des Raubnestes so artig abgemahlt / daß Herkules sich darüber zum höchsten verwunderte. Der Stathalter und andere erbehtene Gäste kahmen bald herzu / und nach bezeugung ihres grossen mitleidens wegen der GroßFürstin müheseliger / nunmehr geendeter Unruhe / empfingen sie dieselbe sehr freundlich / wurden auch dergestalt von ihr hinwiederumb geehret / daß sie daher schon ihren hohen Verstand und Tugend erkenneten. Nicht weniger bedankete sich der Stathalter und sein Gemahl gegen Fürst Baldrich und Siegward /wegen geschehener erlösung / und erbohten sich zu aller Freundschaft und Liebediensten. Bey anrichtung der Abendmahlzeit nahm Herr Antenor die Wirtschaft auff sich / hatte drey lange Tische auff diesem Saal decken lassen / und wurden an dem ersten / der Stathalter nebest allen Fürsten / auch seinem Sohn und dem jungen Sulpizius gesetzet / da dañ H. Antenor wieder seinen willen hieselbst die Stelle nehmen muste. Ein jeder hatte sein Gemahl neben sich sitzen /und ward Baldrichen Frl. Lukrezie / Siegwarden Frl. Sibylla / Arbianes Frl. Helena / und Sulpizius Frl. Luzilla Antenoria / Herrn Antenors Tochter beygefüget. Die übrigen Anwesenden nahmen die andern Tische mit ihren Ehegemahlen ein. Die Trachten wahren sehr köstlich / daß jeden wunder nam / wie man in so kurzer Zeit darzu hätte raht schaffen können; so griffen auch die unsern frisch zu / weil ihrer etliche diesen Tag grosse mühe und wenig Speise genossen hatten. Nach geendeter Mahlzeit hielten sie ein freundliches Gespräch / und gab der Stathalter allemahl der GroßFürstin anlaß zu reden / weil jederman ihrer anmuhtigen vernünftigen Erzählung gerne zuhörete / dz auch Frl. Helena in ihrem Herzen bekennen muste / Herkules hätte inbetrachtung ihrer volkomenheit wenig Ursach gehabt / sich einer andern zuergeben. Siegward hielt mit Frl. Sibyllen mancherley unterredung / und mischete / so oft sichs schicken wolte / sein ansuchen / umb geliebet zu werden / mit ein / worauff er zwar keine abschlägige / aber doch so genügliche Antwort nicht bekam / als er wünschete. So empfand auch Baldrich nicht geringe neigung gegen Frl. Lukrezien /dessen er sich doch nicht merken ließ / weil er weder mit ihr bekant wahr / noch ihr einzige Dienste geleistet hatte; verdienete aber nicht desto weniger gute Gunst bey ihr durch sein ehrliebendes züchtiges Gespräch / daß sie ihm diesen Abend sehr wol gewogen ward. Herkules uñ Ladisla redeten gar wenig mit der Geselschaft / aber mehr mit ihrem Gott im herzen /und danketen ihm vor seine gnädige hülffe / die er ihnen bißher so reichlich erzeiget hatte. Der Stathalter meinete / die müdigkeit und unlust der außgestandenen Meer-reise / währe ihres stillschweigens Ursach /deßwegen stellete er ihnen frey / nach belieben sich zur Ruhe zubegeben / welches ihnen nicht unangenehm wahr / nicht / daß sie alsbald schlaffen gehen /sondern ihrer gewohnheit nach / ihr Dankgebeht zu Gott halten wolten / weil sie vor dem Essen darzu keine Gelegenheit gehabt / nahmen demnach freundlichen abscheid von der ganzen Geselschaft / da ihnen der junge Fabius und die andere Christen Mannes und Weibesbilder auff dem Fusse nachfolgeten / weil sie durch einen Wink verständiget wurden / daß der Gottesdienst solte gehalten werden. Als sie nun in einem abgelegen Gemache sich allein befunden / schicketen sie sich zur Andacht / setzeten sich miteinander auff die Knie / uñ nam die GroßFürstin ihr Buch zur Hand
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