Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Fr. Mutter fast unerträglich war /welche zu diesemmahle mich erinnerte / ich solte mich gebührlich putzen lassen / damit mein Bruder Ladisla (welchen ich in neun Jahren nicht gesehen hatte) und mein Oheim Herkules (der mir allerdinge unbekant wahr) gleichwol einigen gefallen an mir haben / und zugleich erkennen möchten / daß ich dannoch nicht unter den groben Baurdirnen auffgewachsen währe. Die Schönheit und Tugend meines Herkules wahr von meiner Fr. Mutter Leibdienerin (die etlichemahl mit ihr nach Teutschland gewesen /) mir oft erzählet / wobey sie / mich zuerlustigen / gemeiniglich den Wunsch ergehen lies; O daß mein Fräulein diesem Fürsten vermählet werden solte / weil ohndas euer Gn. er so åhnlich ist / und seines gleichen in aller Welt nicht lebet. Ja ich gestehe gerne / mein Schwesterchen / daß mein zartes Herz / welches von der Liebe noch durchaus nichts wuste / dermassen in reinen keuschen Flammen gegen diesen mir unbekanten Fürsten entzundet ward / daß ich nichts so heftig suchete / als ihn nur einmahl zusehen; daher ich mich überaus hoch erfreuete / als ich dessen ankunft innen ward / meinete auch / da mir einige Schönheit beywohnete / müste ich solche vor dißmahl nicht durch unachtsamkeit verbergen / damit deßwegen von den ankommenden ich nicht beschämet würde. Ich legte ein dünnes sittichgrünes Kleid an / mit Golde durch und durch gewirket / und ließ meinen Busem / mit einem zarten Flohr bedecken / dann ich wahr viel Mañbahrer anzusehen / als mein Alter mit sich brachte. Meine Haar / von ihnen selbst zu allergnüge gekräuselt / ließ ich an beyden seiten zopfsweise über die Schuldern hangen / die übrigen wurden mir als ein erhabenes Krönichen aufs Häupt gelegt / auff welche ein Perlen Kranz gesetzet ward; und ob gleich meine Libussa / die ich etwa zwey Jahr in meinem Zimmer gehabt hatte / mir einbilden wolte / sie hätte mich noch nie keinmahl so schön gesehen / gefiel ich mir doch gar nicht / daß ich auch mit ihr schalt / warumb sie mich eben zur unzeit so unachtsam anlegete. Ich wahr willens / mich gar von neuen auffbinden zulassen; sie aber rieff unterschiedliche des Frauenzimmers herzu / umb mir solche einbildung zubenehmen / welche einhellig bejaheten / es könte nicht zierlicher gemacht werden / daß ichs also muste sitzen lassen /wiewol je länger je mehr ich mir selber mißfiel. Kaum wahr ich völlig angetahn / da hörete ich sechs Trometen / und zwo Heerpauken auffmachen / deren Art und Weise mir unbekant wahr / und ich daher muhtmassete / meine liebsten Freunde würden schon verhanden seyn / wie dann in demselben Augenblicke meine Fr. Mutter zu mir in mein Gemach trat / und mich auffmahnete / mit ihr in den grossen Saal zugehen / und meine beyden Herrn Brüder (so sagte sie) zuempfahen. Ich ging in guter künhnheit mit ihr hin / dann es hatte bißher keine furcht mein Herz eingenommen /und wahr sonderlich erfreuet / weil meine Fr. Mutter /die mich zwar ohn unterlaß herzlich liebete / doch zu diesemmahle mir insonderheit ihre inbrünstige Neigung sehen ließ / in dem sie mich an ihre Brust drückete / und nach etlichen erteileten küssen zu mir sagete: O mein herzliebes Kind / was grosse vergnügung habe ich an dir / wann ich nur den Tag erleben solte /daß du mit einem wirdigen Gemahl soltest versehen seyn. Es dauchte mich diese Rede gar selzam / dergleichen ich nie von ihr gehöret hatte. Sie ist / sagte alhie Fürstin Sibylla / ohn zweiffel mit eurer Liebe und Groß Fürst Herkules Heyraht schon schwanger gangen. Ich kan nicht wissen / antwortete die Groß-Fürstin / mit einem süssen Lachen / aber wir wahren wenige Zeit im Saal gewesen / da traten mein Bruder und Herkules zugleich zur Tühr hinein / weil einer vor dem andern den Vorzug nicht nehmen wolte. Aber O mein herzen Schwesterchen / wann ich daran gedenke / wie mir dazumahl zumuhte wahr / dann gehet mir eine kitzelnde Schauderung über den ganzen Leib / als würde ich mit kleinen håuffigen kühlen Tröpflein besprützet. Ich sahe den allerfreundlichsten Jüngling in seiner unvergleichlichen Blüte daher treten; Er hatte ein graßgrün Seiden / mit Gold durchwebetes Kleid an / und einen langen schneweissen Federbusch (dessen Art ich von der Zeit her hoch gehalten) auf seinem schwarzen Huhte / welchen er unter dem linken Arme trug. Die Augen stunden ihm wie einem Falken / klar und helle / das Goldgelbe Haar hing ihm kraus umb die Achseln / und stund ihm alles so höff-zücht-Fürstlich an / daß mein
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