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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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er sich vor dem Vater auf die Knie / küssete ihm die Hand ganz anmuhtig / und fing also an: Gnädigster herzallerliebster Herr und Vater / euer Sohn Herkules / welchen der grosse Gott in dieser seiner Jugend wunderlich / aber sehr gnädig und wol geführet hat / stellet sich in kindlichem Gehorsam untertähnigst ein / nachdem er erfreulich vernommen / daß euer liebreiches Vaterherz seine Gegenwart ertragen kan / würde sonst die Künheit nicht gehabt haben /sich vor eurem Angesicht finden zulassen. Ich danke aber dem grundgütigen Gott / daß er mir so hohe Gnade verlihen / meinen herzlieben Eltern in ihrem Gefängniß beypflichtig zuseyn / und die räuberische Boßheit straffen zuhelffen. O mein lieber Sohn / stehe auff / sagete der Vater / wolte auch weiter mit ihm reden / aber die übermässige Herzens-Bewägung zog seine Lebens-Geister zurük / daß er zur Erden nidersank / und von den seinen Erquickung einnehmen muste / da es dann der alten Großfürstin nit anders erging / welche schon vor ihm in tieffer Ohmacht lage /und von Valiska gerieben und geschüttelt ward. Der Großfürst erhohlete sich bald wieder / stund auff und umfing seinen Herkules mit diesen Worten: Nun du mein teurer Sohn / du unsterblicher Ruhm und Ehre deines Vaterlandes; die Götter werde mir verleihen /daß ich auch teil an dir haben möge / nachdem sie mir schon eine grosse Erfüllung meines unauffhörlichen Wunsches gönnen / und dich mir wiederumb sehen lassen / werde mich auch dergestalt gegen dich zubezeigen wissen / daß du nicht Ursach haben solt / dich über mich zubeschweren / oder aus deinem Erbreiche zuweichen. Aber wer sind dann jene / die dort gegen uns daher treten? Es ist mein geträuer Bruder / König Ladisla / und sein wirdiges Gemahl / antwortete Herkules / die wol verdienet / daß sie von ihm geliebet und geehret werde. Der Großfürst ging ihm entgegen /und nach freundlichem umfahen sagte er: Herzgeliebter Oheim und Sohn; euer Liebe gesundheit und wolergehen ist mir eine vergnügliche Freude / und danke dem gütigen Himmel / daß er uns dereins gesund und frisch wieder zusammen geführet hat / wie ich dann euer Liebe mich wegen geschehener Erlösung nicht wenig verbunden befinde und erkenne. Die alte GroßFürstin hatte sich inzwischen auch erhohlet / herzete und drückete ihre Schwieger Tochter ohn einiges Wortsprechen / biß sie auch an ihren Herkules geriet /an welchen sie sich mit beyden Armen henkete / endlich aber anfing: Nun wil ich gerne und willig sterben / nachdem die Götter mich dein Angesicht wiederumb haben sehen lassen. O du mein herzallerliebster Sohn / den ich über mich selbst geliebet habe / wie hastu doch über dein liebreiches Herz bringen köñen / daß du dich mein so lange entäusserst / und kaum etliche wenig Schreiben mir zugeschicket hast? hastu an meinem Mutterherzen gezweiffelt / so verzeihe dirs dein GOtt; hat dich aber die Furcht und die Ernsthaftigkeit deines Vaters abgehalten / hätte ich noch wol mittel finden wollen / ihn zubegütigen / weil er wieder seinen Willen und als gezwungen dich verlassen müssen. Der Almächtige wahre Gott hat uns früh genug zusammen geführet / antwortete er / nachdem derselbe zuvor meines Herr Vaters Herz mir zugewendet hat. Ladisla trat auch zu ihr hin (da unterdessen der Großfürst seine liebe Schwieger Tochter wilkommen hieß) meldete ihr seiner Fr. Mutter Gruß an / und baht umb vezeihung / daß er biß daher sich vor ihr verborgen gehalten; da sie zur Antwort gab: Freundlicher herzgeliebeter Herr Sohn / ich bin euch mich selbst schuldig / vor die brüderliche Träue / welche ihr meinem Herkules in seinen höchsten nöhten erzeiget / und nicht habt verstossen wollen / da er von seinen Eltern selbst hat müssen verlassen / ja verstossen seyn; über welche Worte sie eine so grosse Menge Tråhnen vergoß / daß ihr Wischtuch feuchtenaß ward / und alle Anwesende mit ihr überlaut weineten; dann ihnen ward hiedurch Herkules ausgestandenes Leid zu gedächtnis bracht / und daß er so lange Zeit in Leibeigenschaft hatte leben müssen; doch nam diese Betrübnis bald ein ende: dann Baldrich und Siegward wahren hingangen / ihre Gemahlen auch herzuführen; welche der alte Großfurst von ferne sehend / zu Herkules sagete: Mein lieber Sohn / was vor Fürstliches Frauenzimmer wird von deinem Bruder und Fürst Siegwarden dort her geführet? Mein Herr Vater / antwortete er; ich wil nicht hoffen / daß eurem Vaterherzen ich unangenehme Zeitung sagen werde / in dem

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