Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Glauben nider /begrabet eure Todten / und verbindet eure Verwundeten / euch sol in solcher Zeit kein Mensch ein Häärlein kränken / auch kein ungenehmes Wort sagen. Wann ihr nun bey den euren wieder anlangen werdet /könnet ihr / da es euch gut deucht / sie warnen / sich ja beyzeiten zubedenken / und die Gnadenzeit nicht zuversitzen; euch ist von eurem GroßFürsten ein gnugsames gebohten / seyd ihr witzig / so werdet ihr eurer Wolfahrt wahr nehmen. Die ädlen und andere verständige tahten sich hervor / wendeten zur Entschuldigung ein / es währe der Sturm wider ihren Willen auff unnachlässiges Getrieb ihrer Pfaffen vorgenommen; bedanketen sich / daß man ihren Todten die Ruhe in der Erde gönnete / und zogen alle mit einander 21000 stark hin / dieselben zubegraben / da ihnen überdas gegönnet ward / die besten Sachen /und alles was sie wolten / von den erschlagenen zu beuten; dann die Großfürstlichen Völker durfften keinen einzigen Todten besuchen oder plündern. Nach gehaltener Begräbniß wurden diese Völker ihrer Sachen uneins / ob sie zu ihrem GroßFürsten sich schlagen / oder wieder umkehren wolten / da dann 8000 sich angeben liessen / wann sie könten zu Gnaden angenommen werden / wolten sie in ihres lieben GroßFürsten Dienste und Gehorsam wieder treten / und bey demselben leben und sterben. Ladisla ritte zu ihnen hinaus / versprach ihnen im Nahmen des Großfürsten (der sich heut nicht wolte sehen lassen) völlige Vergebung / und führete sie ins Lager / da sie hin und wieder unter die Völker verstecket wurden / doch wahr kein einziger vom Adel unter den hinterbliebenen / sondern die gingen mit denn 11000 gar traurig wieder zurük / und musten ihre Verwundeten mit sich nehmen / hatten nur noch eine einzigen Pfaffen in ihrer Geselschafft / dann die übrige 6 halten im Sturm ihren Lohn bekommen. Als sie bey spätem Abend ihr grosses Lager erreicheten / ward alles Volk rege / und frageten / wo dann ihre übrige Geselschafft bliebe; danach Erzählung ein wunderlicher Zustand im Lager wahr / nicht anders / ob hätte einer den andern erwürgen wollen; etliche rieffen / welche die verständigsten wahren / warumb man solchen Frevel gebraucht / und des GroßFürsten Lager gestürmet; man hätte sich ja hiedurch öffentlich vor Feind erkläret / welches traun ein jeder nicht würde über sich nehmen. Andere scholten mit den überkommenden / warumb sie sich getrennet / und ihren Bundsverwandten / ja Brüdern nicht Beystand geleistet; aber die / so dem Sturm beygewohnet / auch der übrige Pfaffe selber / musten gestehen / es währe unmöglich gewesen / denen im Lager ichtwas abzugewinnen / weil nicht allein sie gar zu fest verschanzet läge / sondern eine sehr grosse Manschafft bey sich hätten / und zwar die allergeübtesten Teutsche und Böhmen; so hätten sich etliche tausend Mann ganz unbekanter Sprache unter ihnen gefunde / welche nicht anders als lauter Teufel mit ihren Schwertern gewütet. Niemand aber wahr / der den 8000 Abtrünnigen (wie sie sich musten schelten lassen) nicht alles übels gewünschet hätte. Wie hart und schwer man auch die Träulosigkeit des Fürstlichen Heers rächen wolte / kunte man sich so bald nicht erklären / insonderheit / daß sie ihnen eine solche Menge Speise betrieglich entwendet / deren sie ohn das nicht viel übrig hatten. Doch ließ die gröste Traurigkeit sich bey den Geistlichen spüren / dann sie merketen schon / daß es endlich über sie auslauffen dürffte / wann das Messer unmahl fallen solte / wurden auch von etlichen Einfältigen befraget / warumb Gott Krodo und Göttin Freia zugeben wollen / daß ihre ergebene und geträue Verfechter so liederlich nidergeschlagen / und doch den Wiederwärtigen kein Abbruch geschehen währe. Die Pfaffen bemåntelten solches best sie kunten / und bearbeiteten sich / das noch ein Heer 50000 stark mit der Sonnen Auffgang fortgehen / und die obengesetzeten Anmuhtungen ungeendert vortragen solten. Umb Mitternacht kam König Baldrich / mit 24000 Reutern an / denen Ekhard mit 30000 zu Fusse folgete. Herkules und Ladisla wurden des Entsatzes froh / dann auch die 8000 Gefangene hatten sich gutwillig untergestellet / das nunmehr ihr Heer über die 102000 Mann bestund /und folgendes Tages mit Ekhards Fußvolk umb so viel gestärket ward / denen eine grosse menge Speisewagen folgeten / und von allenthalben her ihren Pferden Futter zugetragen / auch von den Reutern selbst eingehohlet ward. Die Fürsten hielten vor undienlich /das ganze
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