Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
daß sie des jungen Weibes Mord an dem vornehmen geistlichen Manne begangen / gebillichet hätten. Und was wolte man an ihrer Träulosigkeit zweifeln; hätten sie doch bey heutigem feindlichen Anfalle sich alsbald zufechten gewegert / und verlohren geben ehe sie angegriffen worden; so hätten die verwundete von Adel nicht mit den andern fortgewolt / sondern die willige Gefängnis davor gewählet. Dieses ward von vielen Handwerksleuten ganz begierig angenommen / und schüreten die Pfaffen es weidlich / daß die ädlen / so annoch 15000 stark wahren /sich in nicht geringer gefahr und furcht befunden / so gar / daß wann sie ihre entschuldigung vortragen wolten / man ihnen kein Gehör gab. Sie vereinbahreten sich aber untereinander / daß keiner von ihnen absonderlich austreten / vielweniger zu dem GroßFürsten weichen solte / damit die hinterbliebenen nicht gefähret und einer Verrähterey verdacht würden / und sie alle miteinander das Leben unter des Pövels Hand zusetzen müsten; beredeten sich demnach kürzlich / und liessen der Versamlung / die sich am gemeinen Volke auff 190000 Mann erstreckete / gütlich vortragen; es tähte ihnen schmerzlich weh / daß sie sich vor Verrähter müsten halten und austragen lassen / da sie doch nit weniger als andere dahin trachteten / daß der gemachte Schluß ins Werk gerichtet würde. Also wüsten sie sich in ihrem Gewissen der Bezichtigung frey und unschuldig. Nicht destoweniger / weil man ihnen mißtrauete / und die ämter abstrickete / wolten sie es dahin lassen gestellet seyn / und hiemit ihren Abscheid / nicht nach des Großfürsten Lager / dann deshalben währen sie nicht ausgezogen / sondern nach ihrer Behausung nehmen / weil sie nicht mehr könten gelitten werden. Wünscheten nicht destoweniger dem hinterbliebenen mächtigen Heer Glük und alle gedeiliche Wolfahrt / uñ daß sie dem Vaterlande ihre alten Götter und wolerstrittene Freyheit erhalten möchten. Die Pfaffen wahren schon im vollen werke begriffen /wie sie andere Häuptleute an ihre stelle verordnen möchten / und liessen sich gutenteils selbst gebrauchen / daß also ihr Wort nunmehr allenthalben ohn wiedersprechen galt / hätten auch ohn zweifel dem Adel grossen Schimpf angelegt / wann sie nicht deren Rache / nach vollendetem diesen Zuge sich befürchten müssen; und nur dieses hielt sie ein / daß sie ihre eigene Zunge mässigten / und den Handwerkern das Wort in den Mund legeten / was auff diese Werbung ihnen solte vor bescheid gegeben werden / da vorgedachter Schmid zur Antwort gab; man währe an den ädlen solcher geschmeidigen Worte ganz ungewohnet / denen man daher umb so viel weniger zu trauen hätte; solten aber wissen / dz wañ sie gleich nit wären / oder diese Stunde an des GroßFürsten seite stünden / sich dañoch aufrichtige Teutschen Herze anfinden würde / die vor ihre Götter / da es die noht erfoderte /auch zu sterbe bereit währe. Dz sie nun umb erlåubnis anhielte des freien abzuges / solte ihne derselbe nit gehindert werde / uñ möchte nur gehen / wohin sie es gelüstete. Der Adel war sehr froh dieses zimliche bescheides / beschleunigte ihren Abscheid also / dz sie alle ihre Speisewagen uñ Knechte unabgefodert hinterliessen / uñ umb die Abendzeit ihren Weg vor sich nahme / als wolten sie des geradesten nach ihrer Heimat reisen; aber da sie eine Viertelmeile vom Lager wahren / hieben sie zur linken umhin / nahmen einen Umschweiff auff drey Meilen / und kahmen vor der Sonnen Auffgang biß eine halbe Meile an des Großfürsten Lager / da sie 150 ihres Mittels an ihre Obrigkeit abschicketen / unter denen Friderich und Luther (deren im ersten Buche Meldung geschehen) mit wahren / als die von ihren Nachbahren gezwungen sich hatten in die Auffruhr mitbegeben müssen. Ihr vorbringen aber wahr dieses. Es hätte der Adel nunmehr in augenscheinliche Erfahrung bracht / daß die heilose Pfaffen diesen Auffstand mehr um ihres eigen Nutzes als des Gottesdienstes Willen angerichtet hätten / und weil sie in ihre unverschämte Boßheit nicht einwilligen können / währen sie fast alle miteinander um ihr Leben kommen / massen die Pfaffen den Pövel auff sie als Großfürstliche Geträue zu verhetzen / in vollem Werke schon begriffen gewesen / und sie ihrer rasichten Wuht zuentrinnen / sich aus dem Staube machen müssen; stelleten sich in der Gnadenzeit untertähnigst ein / bey ihrer Großfürstl. Hocheit ihres unbesonnenen verbrechens demühtigste Abbitte zutuhn / und als geträue Untertahnen / vor
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