Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
/ als welche mich mit List nach dem Rein geführet / und nachgehends mich gezwungen hat in ihre Dienste zu treten / dessen ich wol nimmermehr willens gewesen währe. Je Frau /sagte dieser darauff / wie dürfet ihr euch dann erkühnen mir mein Gesinde abzuspannen? und dräuet mir selbst noch wol darzu? bald dürftet ihr mich auff dem vorsatze finden / daß ich gleiches mit gleichem vergölte / und eure Tochter zu meiner Beyschläfferin mit mir nähme / wozu sie mir deucht groß genug seyn. Was woltestu nehmen? sagte die Frau / halte ja bald ein mit dieser Pfeiffe / oder es wird dir ein selzamer Tanz darauf erfolgen. Je du leichtfertiges freches Weib / antwortete dieser / kanstu dann noch nicht erkennen / daß du mir durch entführung meines Gesindes / unrecht getahn hast? so wird dir das Wasser bald über die Körbe gehen. Hier entfiel ihr der Muht gar / fürchtete der Tochter Ehre / und fing an sich zuentschuldige; es hätte Armgart dieses nicht offenbahret / daß sie in eines andern Dienste währe / würde demnach solche unwissenheit zu ihrer entschuldigung gelte lassen / uñ möchte er seine Magd nach seinem belieben immerhin nehmen / welche sie ohndas in kurzen lauffen zulassen willens gewesen. So heissets nicht / sagte dieser / ich wil trauen wegen des mir erwiesenen Schimpfs und ausgestossener dräuung abtrag haben; darumb gib alsbald Ringe / Ketten / Armbänder / und alles geschmeide her / was du und deine Tochter an euch traget / oder meine dräuung sol stündlich auff dieser grünen Heide erfüllet werden. Die Angst machete / daß sie bald einwilligten / und auff 500 Kronen wert von sich gaben. Ihrer zween bunden dem Fuhrman Hände Füsse / legten ihm einen Knebel ins Maul / und schleppeten ihn eine gute Ecke zum Walde hinein / Wolfgang aber muste auffsitzen /und die Gutsche fortführe / da die Reuter / welche ein lediges Pferd bey sich hatten bey ihm blieben / und denen auf dem Wagen den Tod dräueten / dafern sie einiges Geschrey anfahen würden. Sie brachten den Wagen zwo Meilen von der Stad an einen unwegsamen Ort in ein dickes Gepüsche / da die Jungfer anfing zu zittern und zagen / nicht zweifelnd / es würde um ihre Ehre getahn seyn; aber das Fräulein tröstete sie / mit dem versprechen / ihr solte durchaus kein Leid geschehen / möchte nur wünschen daß ihre Mutter sich auch also gegen sie bezeiget hätte / daß sie ungestraffet bliebe / weil aber dieselbe sehr unbarmherzig mit ihr verfahren / ihr weder essen noch trinken / noch ruhe gegönnet / und täglich gelegenheit vom Zaune gebrochen sie mit Fåusten zu schlagen / daß ihr oft Mund und Nase geblutet / müste sie inne werden und in etwas empfinden was solche wüterische Grausamkeit verdienete. Der ertichtete Herr riß darauff die Frau von der Gutsche / und mit einem starken Prügel zerschlug er ihr die unbarmherzigen Hände / Arme /und das Gerippe / daß sie endlich drüber in Ohmacht fiel / und das Fräulein noch vor sie bitten muste. Der frommen Adelheit (oder Alheit) aber geschahe gar kein leid / wiewol ihrer Mutter Elend ihr die häuffigen Trähnen aus den Augen trieb / und Wolfgang zu ihr sagete: Danket ihr Gott / daß ihr dieser meiner vermeineten Frauen kein leid habt angetahn / eurer würde sonst nicht besser als diesem grausamen unbarmherzige Weibe gewartet werden / bey welcher ihr diesen Tag uñ folgende ganze Nacht verbleiben sollet / und wo ihr euch erkühnen werdet vor Morgen früh von diesem Orte weg zuzihen / müsset ihr umb Ehr und Leben kommen / hernach aber möget ihr zihen wohin ihr wollet / könnet euch auch berühme / daß nie kein Mensch eures gleichen / ein vornehmer Weibesbild zur Magd gehabt als ihr. Das Fräulein kehrete sich nichts an das Weib / aber zu der Tochter sagte sie: Meine Freundin / ich danke euch sehr vor allen erzeigeten guten Willen / und versichere euch / daß ich nicht unterlassen werde / mich gegen euch in der Taht dankbar zuerzeigen; eines ist mir fast leid / daß euer alter unzüchtiger Vater nicht mit heraus gefahren ist /welchen ich wegen seiner ehebrecherischen anmuhtungen hätte wollen eurer Mutter gleich zurichten lassen / damit eins dem andern nichts vorzuwerffen hätte. Warnet ihn aber / daß er von solcher schändlichen Büberey abstehe / oder da ichs erfahren solte /werde ich ihn schon finden; dann meine Hand ist so lang daß ich über hundert Meilen damit reichen kan /welche zu küssen eure Mutter das gottlose freche Weib unwirdig ist / und doch dieselbe zu ihrer Mägde-Arbeit so grausam
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