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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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angetrieben hat. Ihr solt auch wissen / dz ob ich gleich anjetzo flüchtig davon eile / wolte ich doch (wann ich mich nur bey dem Römischen Stathalter zu Köllen meldete) bald nach euer Stad umbkehren / und eure böse Eltern durch Henkers Hand abschlachten lassen. Als sie dieses geredet hatte / machte sie die angestrichene Farbe von ihrem Angesicht und Händen hinweg / und ließ die Jungfer ihre zarte Schönheit sehen / welche sich deren hoch verwundernd / zu ihr sagete: Ach gnädige Frau; vergebet doch meinen Eltern / was sie aus unwissenheit wieder euch gesündiget haben. Ja / sagte sie / es sol ihnen auff eure Bitte vergeben seyn / da sie sich bessern werden; euch aber hoffe ich noch gutes zu tuhn. Wolfgang stellete sich nunmehr sehr demühtig gegen sie /und weil sie sich was lange aufhielt / sagte er: Durchleuchtigstes Fräulein / ihre Durchl. wolle ihr gnädigst gefallen lassen abscheid zu nehmen / demnach es hohe Zeit seyn wird. Ja mein Freund / antwortete sie /wir wollen uns nicht långer aufhalten. Ihr redlichen Leute aber / sagte sie zu den Reutern / seid mir geträu und beyständig auff meiner kurzen Reise / uñ versichert euch / so wahr ich gedenke ehrlich zu leben und selig zu sterben / daß ich euch dieses rittes dergestalt ergetzen wil / daß ihr vor Armut sollet befreiet seyn /und in grosser Fürsten ansehnliche Dienste / da ihrs begehret / auffgenommen werden. Diese viere sprungen von ihren Pferden / tahten ihr einen Fußfal / und verpflichteten sich ihr äidlich / vor ihre Wolfahrt Leib und Leben auffzusetzen. Wolfgang nam das Fräulein vor sich auff das ledige Pferd / und ritten miteinander nach ihrer Geselschaft / welche sich nicht weit davon in einem Dorffe auffhielt / woselbst das Fräulein von Reichard höflich empfangen und alsbald mit buhlerischen Augen angesehen ward / dessen sie doch nicht wahr nam / sondern zu ihm sagete: Mein Freund / daß ihr auff meines geträuen Dieners Wolfgang anmuhten euch zu meiner rettung habt wollen gebrauchen / ist eine löbliche Taht / welche euch und allen euren Gehülffen dergestalt sol vergolten werden / wie ihr selbst wünschen könnet / nur seid mir geträu und beyständig auff den Nohtfal / wir werden unsern Weg in etlichen Tagen endigen / da ich mit Gotteshulffe zum Ende meiner trübsaal / ihr aber zum anfange eures Glüks gelangen sollet. Reichard wahr ein stolzer Mensch /meinete / es geschähe ihm von dem Fräulein nicht Ehre und danks genug / uñ ließ sich vernehmen; daß er ihrer Gn. mit seiner hülflichen Hand beygesprungen / währe nicht eben aus Hofnung der Vergeltung /sondern aus mitleiden wegen ihres elendes geschehen / wie solches einem jeden tapferen Gemüht zustünde /der unterdrücketen sich anzunehmen. Welche Antwort sie seiner unwissenheit zulegete / sich nochmahl aller vergeltung erboht / und mit Wolfgang auff eine Kammer ging / woselbst sie die mitgebrachten adelichen Kleider anlegete / sich auff die herzugeführete Gutsche setzete / und unter inbrünstiger anruffung Gottes frölich davon fuhr / da Wolfgang sich zu ihr in den Wagen setzen muste / mit welchem sie im Gebeht zu Gott fleissig anhielt / und diesen Tag und die ganze Nacht zu eilen nicht auffhörete / biß sie des folgenden morgens sehr früh den Reinstrohm erreichete / und sich hinuber setzen ließ / eben des Orts daher sie kommen wahr. Sie mieteten daselbst im nähesten Flecken einen des weges kündigen Bohten / welcher sie die richtigste Strasse nach Magdeburg bringen solte / und hatten eine gute und sichere Reise. Reichard hätte nunmehr mögen etliche wenig Tage sich der Untugend enthalten / alsdann würde er in kurzen an Ehr und Reichtuhm höher / als keiner seines Geschlechts gestiegen seyn; aber als er der Fräulein ausbündige und ganz volkomene Schönheit sahe / die dannoch durch ihr Elend umb ein grosses gemindert wahr / wuchsen die unzüchtigen Begierden in ihm dermassen / daß er ihm gänzlich vornahm / das äusserste zuversuchen / damit er ihrer geniessen möchte / dann der Stolz / umb daß er etwa acht Reutern zugebieten hatte / wahr so groß bey ihm / daß er sich selbst nicht kennete; er ritte bey der Gutsche auff und abe / ließ sich sehen / und redete so kühnlich mit ihr /als währe er ein Fürst / oder sie eines Bürgers Tochter gewesen. So bald sie über den Rein wahren / stellete er sich / ob könte er wegen des Zahnewehes / das reiten und die Luft nicht wol erleiden / daher er an Wolfgang begehrete / daß er auff sein Pferd sässe / und ihm die Stelle

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