Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Stechen vergolten? wie sie dann solches ungefraget bekennte; und dabey anzeigete / sie hätte nachgehends sich ein Gewissen gemacht / wegen der angenommene Leibesschwacheit / und Gott im Herzen gebehten / ihr solche Leichtfertigkeit gnädig zuverzeihen. Alle Anwesende verwunderten sich der schlauhen verstellung / und sagte ihr Herr Vater zu ihr: Geliebtes Kind / wann du dich in dieser bürgerlichen Kleidung vor dem Wüterich Artabanus hättest finden lassen / würdestu vor seinen Liebes-ansprengungen wol gesichert blieben seyn. Ja / Gn. Herr Vater / antwortete sie; hätte in der Fremde es mir nicht an Mitteln gefehlet / wolte ich in gnug verächtlicher Gestalt mich / nicht nach Ekbatana oder Charas / sondern nach Padua oder Prag hingewendet haben; aber diß sind menschliche Gedanken / deren viel in der Lust verstieben; dann Gottes versehungen müssen doch vor sich gehen / welche keines Menschen Wiz hintertreiben / aber gleichwol durch ein fleissiges Gebeht und bußfertiges Leben sich der Staffen entzihen kan. Des nähstfolgenden Tages ging das Schiessen wieder an / wiewol wenige darzu Lust trugen / weil sie keine Hofnung zum Siege hatten. Das Ziel wahr ein kleines Vögelein aus festem Eisen gemacht / auff einer Stange unbewäglich / auf dessen Schwanze an der rechten Ecke ein rohtgefärbeter höltzener Meikefer saß / welcher ohn des Vögeleins beruhrung solte herunter geschossen werden / mit der Bedingung / wer das Vögelein oder die Stange treffen würde / solte 30 Kronen zur straffe erlegen / behueff der Armen die unter den Zusehern wahren. Nun wolte dannoch ein jeder lieber solche straffe erlegen / als gar nebenhin schiessen / daher etliche hundert Kronen auffkahmen /und ward sechsmahl herumb geschossen / ehe Herkules uñ Valiska sich mit gebrauchen liessen. Arbianes /Baldrich Siegward und Ladisla versucheten zwar ihr äussertes / aber der Kefer blieb unberühret / so daß ihrer viel sich zur Wette erbohten / es würde diesen Tag nicht vollendet werden; endlich traten Herkules und Valiska mit herzu / und muste er wieder seinen willen den Vorschuß vor ihr nehmen / welcher ihm auch geriet / daß der Meikefer herunter flatterte / worüber sich niemand so hoch / als eben sein Gemahl erfreuete / daß sie zu ihm sagete: Mein schönstes Seelichen / jezt gehet mirs recht nach meinem Wunsche /daß diese Ehr euch zuteile wird / wie schlecht auch der Gewin mag gerechnet werden. Es entstund bey allem Volk ein so grosses Freudengeschrey / daß die Lust erschallete / in dem überal von jungen und alten geruffen ward: Glük zu dem siegreichen Könige Herkules / der zum höchsten Preise gebohren ist. Die Trömeter und Heerpauker liessen sich unangefodert mithören /und wolte ein jeder sehen lassen / daß er diesem Helden gewogen währe; nur er selbst ward darüber unwillig / verlachete nicht allein solche Eitelkeit in seinem Herzen / sondern straffete auch seine Valisken /daß durch ihre erzeigete Freude / wegen eines so liederlichen dinges sie dieses Frolocken verursachet hätte / und wunderte sich nicht wenig / wie sie doch über diese kindische Tohrheit so grosse Herzens vergnügung fassen könte. Welches sie beantwortete; Sie erkennete ihre schwacheit gerne / wüste auch / daß dieses alles nur eitel und nichtig währe / und daher bloß allein die Betrachtung des ewigen Gutes / dessen höchstes ZielGottes Gnade und Erbarmung ist / in unserm Herzen die wahre Freude erwecken solte; jedoch gestünde sie / daß sie in diesem Leben die Volkommenheit noch nicht ergriffen hätte / und / als der menschlichen Schwacheit unterworffen / auch zu zeiten von dem Irdischen sich reizen liesse; weil aber dergleichen Ubungen noch wol zugelassen währen /hoffete sie bey ihrem Gott des unzeitige frolockens gnädige Vergebung. Nach vollendetem Freuden-geschrey traten Königin Sophia / Lukrezie / und Vanda /auch Fürstin Sibylla / Klara und Schulda herzu / liessen die Gewinne nachtragen / und überlieferten sie an behörige Orte mit sonderlicher Freundligkeit / da Herkules von Königin Sophien einen köstlichen grünen Kranz vor andern empfing / welcher seinen Gewin dem Stathalter Herrn Fabius zustellete / mit bitte / ihn unter die armen Christen zu Padua auszuteilen.
Des folgenden Tages zwo Stunden vor der Mahlzeit trat Ekhard zu den Königen in den Saal / und meldete an / es währe ein elender Mensch in schlechten knechtischen Kleidern haussen vor dem Schlosse /welcher sehr inständig anhielte / eingelassen zuwerden / gäbe vor / er kähme
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