Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Gnädigste Herrn alhie beyeinander antreffe und sehe / denen ich mich selbstschuldig bin. Stehe auff mein Sohn / sagte sein Vater zu ihm /boht ihm auch die Hand / und taht ihm die gnädige Verheissung / er wolte ihn also halten / wie sein Herr Schwieger Sohn / König Ladisla es ordnen und schaffen würde. Königin Sophia hörete dieses alles mit Verwunderung an / wuste sich zuerinnern / daß ihre Eltern Zeit ihrer Kindheit von ihrem Bastart Bruder Tibullus geredet hatten / und weil sie sahe / daß ihr Gemahl und Herkules demselben so gewogen wahren / ging sie zu ihrem Vater / und baht denselben demühtig / er möchte diesen seinen Bastart / der ja sein Fleisch und Blut währe / gnädig vor einen ehelichen Sohn ernennen / und ihm den Nahmen Fabius mitteilen / alsdann wolte sie ihm schon so viel Güter zuwenden / daß er seinen Stand wol führen solte / und währe bey Römischer Käyserl. Hochheit leicht zuerhalten / daß ihm der Bastart-Flecken durch deren Machtspruch abgewischet würde. Ladisla und der junge Fabius selbst hielten zugleich hierum an / und weil König Henrich und Herkules ihre Vorbitte hinzutahten / wahr der Stathalter willig / umfing ihn / uñ erklärete ihn biß auff Römische Käyserl. Einwilligung vor ehelich; welches unvermuhtliche hohe Glük ihn so verwirret machete / daß er so bald sich nit begreiffen /noch einige Antwort geben kunte; endlich fing er also an: Durchleuchtiger Herr Stathalter / Gnädiger Herr; ich erkenne mich aller Dinge unwirdig dieser hohen Ehr und Gnade / zu welcher die Großmächtigste Königin und Frau / Fr. Sophia / nebest ihren Herr Bruder / meinen Gn. Herrn mich befodert / und die Großmächtigsten drey Könige eingebehten haben / wünsche nicht mehr / als daß zur Behäuptung meines Gehorsams und hoher Vergnügung ich der eins Gelegenheit haben möge / vor ihre Durchl. welche meinen Gn. Herr Vater zu nennen ich mich untertähnig erkühne /mein Blut und Leben aufzuopffern. Ladisla wünschete ihm zu diesen Ehrenstande Glük / mit dem Erbieten /ihn vor seinen Schwager und lieben Freund zuerkennen; der junge Fabius trug ihm Brüderliche Liebe und Träue an / welches Königin Sophia ingleichen taht /und verehrete ihm Herkules zur Glükwünschung zwo Tonnen Goldes / 20 Reit- und 30 WagenPferde / samt 24 Pannonischen Leibeigenen / nebest dem Erbieten /daß er ihm entweder im Paduanischen Gebiet ein adeliches Gut käuffen / oder in Teutschland eine Herligkeit eingeben wolte. Also muste dieser fromme Mensch nach ausgestandenem herben Unglük noch zu ehren gelangen / da er dann in wenig Tagen den Christlichen Glauben annam / und von Ladisla vor seinen geheimen Raht und Stathalter über einen grossen Teil seines Königreichs eingesetzet / auch mit Ninislaen Gütern erblich versehen ward / weil er wählete / bey seiner allergnädigsten Fr. Königin / Fr. Sophien / zeit seines Lebens zubleiben / nachdem dieselbe nicht allein eine Ursach dieser seiner übermässigen Glükseligkeit währe / sondern ihm / wiewol allerdinge unwirdigen / über das noch den allersüssesten Bruder-Nahmen zulegete. Als die geschenkete Leibeigene ihm zugestellet wurden / ersahe er einen unter denselbe / worüber er sich gar entfärbete / kehrete sich umb nach dem jungen Fabius / welcher nicht weit von ihm stund / und sagete: Ich sehe nunmehr / daß der Himmel mich an meinem und aller Römer unmenschlichen Feinde noch rächen wil; trat hin zu demselben / und redete ihn also an: Sihestu nun / du verteufelter Unmensch / wie die Göttliche Rache hinter dir her ist /dich wegen deiner Unbarmherzigkeit abzustraffen /welche du mir und viel andern unschuldigen Römern in unser grössesten Unschuld hast angelegt? Dieser erblassete / und gab zur Antwort: O hätte ich dich abgeschlachtet / wie andere deines gleichen / dürffte ich anjezt dein dräuen nicht anhören. Der junge Fabius begehrete zuwissen / was er ihm hätte zu leide getahn. Worauff er ihm weitläufftig erzählete: wie er 26 Wochen sein Leibeigener gewesen / unter welcher kurzen Zeit er über 40 gefangene Römer an sich gekaufft /bloß nur zu dem Ende / daß an ihrer unsäglichen peinlichen Hinrichtung er seine Augen weiden möchte / dabey er offt diesen Wunsch getahn / daß er mit dem Römischen Käyser und allen seinen hohen Bedieneten auch also verfahren möchte. Ihn selbst hätte er bloß darumb beym Leben gelassen / weil er gesehen / daß er den Tod / als seines Jammers Ende stets gewünschet. Fabius taht solches Ladisla zu wissen / welcher den Buben
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