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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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stelleten sich sechs Paduanische Frauen /halb Adel / halb Bürgerstandes / auch drey ädle Jungfern (unter denen ein Frey Fråulein wahr) und so viel Bürgers Töchter an ihre stäte / schlugen einen engen Kreiß umb die auffgerichteten Bilder / und hielten einen zierlichen Tanz; hernach fingen sie mit einander bey dem Lautenspiel dieses Lied mit sehr anmuhtiger Stimme an:
     
    1
    Kompt ihr Paduansche Frauen /
    Und ihr Fräulein komt herbey /
    Daß wir uns zum Lobe zauen,
    Derer / die uns wieder frey
    Und von neuen Leben machen /
    Komt ihr Jungfern / singt zugleich /
    Dann die vor den Ehstand wachen /
    Sorgen eben wol vor euch.
     
    2
    Unser' Ehr und Leben stunden
    Schon in frecher Räuber Hand /
    Die sich dort zusammen funden;
    Ihr Grim / über uns entbrand /
    Wahr schon an der Schwerter Spitzen /
    An den Spiessen auffgestekt /
    Da wir solten Blut nur schwitzen /
    Biß wir lägen außgestrekt.
     
    3
    Herkules der Uberwinder /
    Ladisla / der Sieges Held /
    Wolten nicht daß unsre Kinder /
    Eltern / Männer / Häuser / Feld /
    Gar zu scheitern solten gehen /
    Ihr unüberwindlich Schwert
    Ließ so schleunig Straffe sehen /
    Wie der Bliz vom Himmel fährt.
     
    4
    Sie verwehten das Gewitter /
    Eh man dessen Wuht empfand /
    Eine kleine Hand vol Ritter
    Hielt den Fechtern Wiederstand /
    Sie bestürmten ihre Gänge /
    Sie zubrachen ihren Schluß /
    Daß sie lagen nach der länge /
    Recht wie Boßheit sterben muß.
     
    5
    Schreibet dieses an die Wände /
    Schreibet dieses in das Herz /
    Herkules Siegreichen Hände
    Treiben alles hinterwerz
    Was uns suchet zu verhehren /
    Ladisla hält unsern Geist /
    Daß er noch muß lange wehren /
    Und nicht wie der Strohm verscheust.
     
    6
    Nun ihr Helden / last euch preysen /
    Wie ihr solches wol verdient /
    Euer Lol sol nicht vergreisen /
    Weil die hohe Tanne grünt /
    Weil die Hirsch' in Auen weiden /
    Massen eure Siegeshand /
    Hat Raub / Mord / Angst / Noht und Leyden
    Von uns allen abgewand.
     
    Nach dem Gesange hielten sie den andern Tanz umb die Bilder / und nahmen mit tieffen Neigungen einen höflichen Abtrit; darauff kahmen allerhand Blase-Trommel und Seitenspiel in grosser Anzahl in dem Kreisse beyeinander / und macheten ein Stük / welches zwar in ungleichem Klange / aber Singe-künstlicher Gleicheit einstimmete / die Pauker hatten wie auch die Blaser und Pfeiffer ihr Zeug so viel möglich /gedämpffet / welches aber doch das Seitenspiel zimlich überschallete / und dannoch nicht unlieblich anzuhören wahr / insonderheit daß die Heerpauker die küstlichen Abteilungen der Schläge / so artig in acht nahmen / uñ nicht allein nach Gelegenheit bald hart bald sanffte / sondern bey den ganzen und halben Schlägen ein zierlich-buntes Gehacke macheten / und hingegen / wann die Trometer züngelten / die Pfeiffer und Seitenspieler auch ihre künstlichen Läuffchen verblümeten / sie sich langsam / als ob sie die Masse hielten / vernehmen liessen. Als dieses eine Stunde gewehret / kahmen drey unterschiedliche Hauffen von zwölff Männern / zwölff Knaben und Mägdlein gleicher Teilung / und zwölff Frauen und Jungfern / auch jedes zur Halbscheid in den Plaz / stelleten sich in die drey Ecken des Kreisses / und in dem alles Spielzeug auff das sanffteste ging / fingen sie ihr Pindarisches Lied an / in welchem der Manneshauffe den ersten Saz also anstimmete:
     
    1
    So müssen wir der teuren Helden Preiß
    Gebuhrlich und mit vollem Munde singen
    Auff auff! und last das Seitenspiel erklingen /
    Wer Pauken nach der Kunst zu rühren weiß /
    Muß seinen Dank mit geben; blaset frisch
    Auff Zinken / auf Posaunen und Schalmeyen /
    Das Orgelwerk bestimmet wol und risch /
     
    Trometer auff! mit her an diesen Reihen;
    Ihr Sänger ihr / verblümlets krauß und bund /
    Ihr Männer komt / last hören Herz und Mund;
    Ihr Kinder solt die zarte Stimm' erheben;
    Ihr Weiber auch / und reine jungfern Zucht /
    Dann eure Ehr stund schon auff Windesflucht /
    Daß nur ein Schrit wahr zwischen Tod und Lebe.
     
    Diese Außfoderung beantworteten die Knaben und Mägdlein im Gegensatze mit so erbärmlicher und zugleich anmuhtiger bewäglicher Stimme / daß allen zuhörern die Tråhnen auß den Augen hervor drungen /indem sie also sungen:
     
    Herr Herkules / der grosse Sieges Held /
    Herr Ladisla der trefftlich' Uberwinder /
    Beschützen uns arm' und elende Kinder /
    Ihr blankes Schwert besichert Vieh und Feld.
    Drum nehmen wir noch füsse Nahrung ein;
    Sie haben sich vor diesen Riß gestellet /
    Durch

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