Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
stelleten sich sechs Paduanische Frauen /halb Adel / halb Bürgerstandes / auch drey ädle Jungfern (unter denen ein Frey Fråulein wahr) und so viel Bürgers Töchter an ihre stäte / schlugen einen engen Kreiß umb die auffgerichteten Bilder / und hielten einen zierlichen Tanz; hernach fingen sie mit einander bey dem Lautenspiel dieses Lied mit sehr anmuhtiger Stimme an:
1
Kompt ihr Paduansche Frauen /
Und ihr Fräulein komt herbey /
Daß wir uns zum Lobe zauen,
Derer / die uns wieder frey
Und von neuen Leben machen /
Komt ihr Jungfern / singt zugleich /
Dann die vor den Ehstand wachen /
Sorgen eben wol vor euch.
2
Unser' Ehr und Leben stunden
Schon in frecher Räuber Hand /
Die sich dort zusammen funden;
Ihr Grim / über uns entbrand /
Wahr schon an der Schwerter Spitzen /
An den Spiessen auffgestekt /
Da wir solten Blut nur schwitzen /
Biß wir lägen außgestrekt.
3
Herkules der Uberwinder /
Ladisla / der Sieges Held /
Wolten nicht daß unsre Kinder /
Eltern / Männer / Häuser / Feld /
Gar zu scheitern solten gehen /
Ihr unüberwindlich Schwert
Ließ so schleunig Straffe sehen /
Wie der Bliz vom Himmel fährt.
4
Sie verwehten das Gewitter /
Eh man dessen Wuht empfand /
Eine kleine Hand vol Ritter
Hielt den Fechtern Wiederstand /
Sie bestürmten ihre Gänge /
Sie zubrachen ihren Schluß /
Daß sie lagen nach der länge /
Recht wie Boßheit sterben muß.
5
Schreibet dieses an die Wände /
Schreibet dieses in das Herz /
Herkules Siegreichen Hände
Treiben alles hinterwerz
Was uns suchet zu verhehren /
Ladisla hält unsern Geist /
Daß er noch muß lange wehren /
Und nicht wie der Strohm verscheust.
6
Nun ihr Helden / last euch preysen /
Wie ihr solches wol verdient /
Euer Lol sol nicht vergreisen /
Weil die hohe Tanne grünt /
Weil die Hirsch' in Auen weiden /
Massen eure Siegeshand /
Hat Raub / Mord / Angst / Noht und Leyden
Von uns allen abgewand.
Nach dem Gesange hielten sie den andern Tanz umb die Bilder / und nahmen mit tieffen Neigungen einen höflichen Abtrit; darauff kahmen allerhand Blase-Trommel und Seitenspiel in grosser Anzahl in dem Kreisse beyeinander / und macheten ein Stük / welches zwar in ungleichem Klange / aber Singe-künstlicher Gleicheit einstimmete / die Pauker hatten wie auch die Blaser und Pfeiffer ihr Zeug so viel möglich /gedämpffet / welches aber doch das Seitenspiel zimlich überschallete / und dannoch nicht unlieblich anzuhören wahr / insonderheit daß die Heerpauker die küstlichen Abteilungen der Schläge / so artig in acht nahmen / uñ nicht allein nach Gelegenheit bald hart bald sanffte / sondern bey den ganzen und halben Schlägen ein zierlich-buntes Gehacke macheten / und hingegen / wann die Trometer züngelten / die Pfeiffer und Seitenspieler auch ihre künstlichen Läuffchen verblümeten / sie sich langsam / als ob sie die Masse hielten / vernehmen liessen. Als dieses eine Stunde gewehret / kahmen drey unterschiedliche Hauffen von zwölff Männern / zwölff Knaben und Mägdlein gleicher Teilung / und zwölff Frauen und Jungfern / auch jedes zur Halbscheid in den Plaz / stelleten sich in die drey Ecken des Kreisses / und in dem alles Spielzeug auff das sanffteste ging / fingen sie ihr Pindarisches Lied an / in welchem der Manneshauffe den ersten Saz also anstimmete:
1
So müssen wir der teuren Helden Preiß
Gebuhrlich und mit vollem Munde singen
Auff auff! und last das Seitenspiel erklingen /
Wer Pauken nach der Kunst zu rühren weiß /
Muß seinen Dank mit geben; blaset frisch
Auff Zinken / auf Posaunen und Schalmeyen /
Das Orgelwerk bestimmet wol und risch /
Trometer auff! mit her an diesen Reihen;
Ihr Sänger ihr / verblümlets krauß und bund /
Ihr Männer komt / last hören Herz und Mund;
Ihr Kinder solt die zarte Stimm' erheben;
Ihr Weiber auch / und reine jungfern Zucht /
Dann eure Ehr stund schon auff Windesflucht /
Daß nur ein Schrit wahr zwischen Tod und Lebe.
Diese Außfoderung beantworteten die Knaben und Mägdlein im Gegensatze mit so erbärmlicher und zugleich anmuhtiger bewäglicher Stimme / daß allen zuhörern die Tråhnen auß den Augen hervor drungen /indem sie also sungen:
Herr Herkules / der grosse Sieges Held /
Herr Ladisla der trefftlich' Uberwinder /
Beschützen uns arm' und elende Kinder /
Ihr blankes Schwert besichert Vieh und Feld.
Drum nehmen wir noch füsse Nahrung ein;
Sie haben sich vor diesen Riß gestellet /
Durch
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