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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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    Der die grossen Heereswagen /
    Wann er sie nicht kan vertragen /
    Durchs Feur in die Asche legt.
     
    8
    Stille seyd / und denket dran /
    Daß ich Gott stark bin von Tahten /
    Dann ich wil bey jederman
    Meiner Ehr schon selber rahten /
    Und auff Erden weit und breit.
    Mit uns ist der HErr der Schaaren /
    Jakobs Gott wil uns bewahren /
    Der uns schützet jeder Zeit.
     
    Herkules lies diese geistreiche Gerichte ihm wol gefallen / lase sie mit sonderlicher Andacht / und unterlies nicht / so offt die Christen zusammen kahmen /sich bey ihnen anzufinden / wie wol in solcher Geheim / daß der Stathalter dessen nicht gewahr ward /welcher doch aus seinen reden wol merkete / daß er dem Christlichen Glauben zugetahn wahr / und sich dessen doch nicht vernehmen lies. Sonsten brachten sie die übrigen Tage biß zu der angesetzeten Hochzeit in allerhand zugelassener Kurzweil zu / und entstund durch die tägliche Beywohnung eine wahre brüderliche Freundschafft zwischen Herkules und Frl. Sibyllen / daß sie nicht wol kunten lange vonander seyn /so daß der Stathalter und Ladisla selbst in den wahn gerieten / sie müsten sich ehelich versprochen haben /welches sie umb so viel mehr gläubeten / weil Herkules einesmahls über Tische sich bey ihr anmeldete /dafern sie willens währe / ihre liebe Eltern schier zubesuchen / wolte er sie nach Rom begeiten / dessen sie dann wol zufrieden wahr. Inzwischen quälete sich Frl. Helena mit ihrem heimlichen liebes Leyden / das ihr Fleisch und Farbe entging / worzu der Eyver wieder Frl. Sibyllen nicht wenig halff / und ob sie gleich durch mannichen tieffen Seuffzer gnug zuerkennen gab / wie unruhig ihre Geister wahren / wolte sie doch dessen nicht daß allergeringste gegen einigen Menschen gestehen / sondern wendete allemahl ein / es läge ihr der eingenomene Schimpff von Avonius Schwester so hefftig an / daß sie eine stetswehrende Unruhe in ihrem Herzen empfünde / welche ihr ohn zweiffel in kurzem den Lebensfadem brechen würde. Fr. Sophia fragete sie / wodurch sie dann meynete /daß ihre Seele in Ruhe könte gesetzet werden; worauff sie antwortete: Durch süsse Vergnügung / oder durch den Tod. Sehet so / mein Schwesterchen / gab sie zur wiederantwort; also habt ihr freilich ein ander heimliches Leyden als daß aus Beschimpffung entstehet / massen dieses nicht durch süsse Vergnugung /sondern durch andere Mittel müste vertrieben werden. Jene hatte sich verhauen / und sagte: Man müste einem geängsteten Herzen nicht verubeln / wann es zu zeiten ungereimete reden führete / und währe ihr nichts angenehmer / als daß man Sie über ihr Anliegen nicht zu scharff befragete / insonderheit / wann man nicht wolte oder nicht könte raht und Enderung schaffen. So muß ich mich dann nach eurem Willen richten / sagte Fr. Sophia / wann ihr mich aber in dem Verdacht habet / daß ich zu eurem besten mich nicht wolle gebrauchen lassen / tuht ihr mir daß grösseste Unrecht von der Welt / welches ich doch auff den unverhoffeten Fall gerne verschmerzen / und nicht destoweniger eure geträueste Freundin und Schwester seyn und bleiben wil; womit sie zu diesemmahle beschlossen / weil Fr. Ursul zu ihnen trat / und anmeldete /daß der morgende Tag zur Lustfahrt berahmet währe; welches Frl. Helena beantwortete; so musten nur die Lust-vollen ihre Geselschaft vermehren uñ die Angst-traurigen daheim bleiben; wie man sie auch darzu nicht vermöge kunte / daß sie mit gefahren währe; Und wann Herkules abscheid (davon im anderen Buche) sich nicht hätte zugetragen / würde sie ausser allem zweiffel ihr Leben eingebüsset haben.
    Es wird nunmehr Zeit seyn / daß wir dem Alten Wenzesla dereins nachfragen / wie es ihm auff der Rükreise von Rom nach Prag ergangen / auff welcher er XV wochen zu brachte; eilete zwar anfangs / so viel sein Pferd ertragen kunte / aber da er in einem Dorffe nicht weit von Salzburg benachtete / und nach dem Heu auff einer alten Leiter stiege / fiel er oben herunter / und taht einen so schweren Fall auff das Hinterhäupt / daß er als ein Todter Mensch liegen blieb / ward doch von den frommen Leuthen endlich wieder erquicket / aber er lag als ein Vernunfft-loser /und kunte sich durchaus nicht begreiffen / so gar / daß er zehn Wochen ohn Verstand wahr / hätte auch in solchem Elende sterben müssen / wann ihm nicht von einem alten Weibe Raht geschaffet wåhre / welche ihn mit Kräutern auß- und inwendig heilete / daß er algemach wieder zu sich selber kam / und seinen Wirt vor rasend hielt

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