Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
/ wie derselbe jhm die lange Zeit seiner Schwacheit zu wissen taht; dessen der gute Mann lachete / und ihm zum unfehlbaren Zeichen gab / er möchte nur sein Haar / Bart und Nägel an Händen und Füssen beobachten / die würden ihm ansagen /wie neulich ohngefehr er sich hätte putzen lassen. Er hermete sich hierüber gewaltig / meynete vor gewiß /sein König würde zu Prag schon gekrönet seyn / und wolte sich alsbald auff den Weg machen / aber auff Raht seiner Artztin muste er noch acht Tage außhalten. Nun hatte ihm sein Wirt alle Sachen fleissig verwahret / ohn daß er sein Pferd im Pfluge und vor dem Wagen gebraucht / daß es nunmehr besser zum zihen als reiten wahr; welches er aber nicht achtete / sondern weil er ZehrGelder gnug bey sich hatte / machte er alles richtig / und kam XV Wochen nach seinem Abzuge aus Rom im Königreich Böhmen wieder an /da er allenthalben nach seines Königes Wiederkunfft fragete / und mit Schmerzen vernam / daß kein Mensch die allergeringste Zeitung von ihm wüste; worüber er desto hefftiger nach Prag eilete / wahr auch der Königin sehr angenehm / da er sich bey jhr angeben ließ / so daß sie ihn straks angesichts anredete: Wie mein guter Wenzesla? was bringet ihr mir vor Zeitung von meinem Sohn eurem Könige? die übrigen Ausreiter sind schon vorlängst mit keiner Antwort wieder kommen / und hat meine Hofnung sich einzig und allein auf euch gegründet; so saget mir nur bald /ob ich noch eines Sohnes Mutter bin. Ich weiß nicht anders / sagte er; dann wie ich meinen Gn. Herrn leztmahl gesprochen / wahr er frisch und gesund. Ey so sey den Göttern dank / antwortete sie; aber warumb bringet ihr jhn nicht mit euch? Dieser wuste nicht / was er vor erst anzeigen solte / weil sein Häupt ohn das noch nicht allerdinge richtig wahr / sagete endlich: Eure Hocheit wollen mir gnädigst verzeihen /wann derselben wegen ausgestandener langwierigen Krankheit und Håuptes Verwirrung / ich alles der gebühr nicht vortragen kan; ich bin vor XV Wochen bey meinem Gn. Herrn Ladisla zu Rom gewesen / habe auch fleissig bey jhm geworben / mit überzukommen /aber solches keinerley weise erhalten / ja nicht eins erfahren können / ob er willens währe zu folgen oder nicht; aber so viel merkete ich an beyden / daß sie eilfertig wahren zu einer Reise / wohin / kan ich gar nicht wissen / nur daß ich nach wiedererlangeter Gesundheit die Hoffnung fassete / mein Gn. Herr würde vorlångst sich schon eingestellet haben. Wie seyd jhr närrisch Wenzesla? fragete die Königin; ihr schwätzet mir ja Sachen vor / die weder gehauen noch gestochen sind. Ja was sol ich anders melden / antwortete er /weil ich selber nichts gewisses weiß / als daß seine Ankunfft gar ungewiß ist. Wisset jhr mir dann keinen bessern Trost zu geben / als diesen / sagete sie / so habe ich an euch den rechten abgefärtiget. Ach / gnädigste Königin / antwortete er / die Götter sind meine Zeugen / daß aus seinem Munde ich keine andere Antwort bringen mögen / als daß Eure Hocheit mit jhm und mit mir wol friedlich seyn würde / so bald sie nur seine Schreiben würde gelesen haben. Nun sehe ich eigen / sagte sie / daß euer Witz zurük blieben sey /dann ihr saget mir von Briefe-lesen / und habt mir noch keinen gezeiget. Er schämete sich dessen sehr /baht umb Verzeihung / und gab ihr beyde Schreiben gebührlich ein / deren grösseren sie alsbald öffnete /und ihn mit fleiß durchlase / aber der Inhalt wahr ihr allerdinge zuwider / wie höchlich sie gleich seiner Gesundheit sich erfreuete. Frl. Valißka kam gleich von der Jagt zu hause / da ihre Fr. Mutter dem Briefe nachsinnete; Als sie nun den alten Wenzesla neben ihr stehen / und das Schreiben in ihren Händen sahe /fragete sie ihn alsbald / ob er ihren lieben Bruder angetroffen håtte; da die Mutter ihr zur Antwort gab: Er hätte ihn zwar gefunden / brächte aber nichts als lauter ungewisses von ihm. Das kan nicht wol seyn / antwortete sie; ob gleich seine Ankunfft mag ungewisse seyn / dessen ursach ohn zweifel seines Herkules Verlust seyn wird. Den hat er schon wieder funden / antwortete die Königin / welches ich vorhin aus meines Bruders Schreiben wol habe muhtmassen können /wann er nur auch sein Königreich wieder finden könte. Wie dann mein guter Wenzesla / sagte das Fräulein / wisset ihr uns dann nicht zu berichten / wie es eigentlich umb meinen Herr Bruder beschaffen sey? Dieser gab zur antwort: Er währe nach seinem Abscheide von Rom in eine Häuptverstörung gerahten /
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