Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
erzählete auch solchen Unfal gar umständlich / und sagete hernach; der Königin starkes nachfragen hätte ihn so verwirret gemacht / weil er den Schaden noch nit allerdinge überwunden hätte / wann ihm aber etwa ein halb stündichen Bedenkzeit gegönnet würde /wolte er sich wol wieder erhohlen. Das Fräulein hatte / weiß nit was vor Hoffnung guter Zeitung von ihrem Herkules / daher sie zu ihm sagete: Ey so gehet mit mir auff mein Gemach / und erhohlet daselbst eure verstörete Gedanken; ging mit ihm hin / uñ wie sie allein wahren / fragete sie / wie es dann eigentlich umb ihres Bruders Wolergehen beschaffen währe. Er aber antwortete; Durchleuchtigstes Fräulein / ich bitte untertähnigst mir etwas Bedenkzeit zu gönnen; nam hiermit Herkules Schreiben hervor / und lieferte es mit diesen Worten ein: An Ihre Durchl. habe ich nicht allein von ihrem Herr Bruder / sondern auch von dem tapfersten und schönsten Fürsten der Welt / Herrn Herkules / einen brüderlichen Gruß anzumelden / und von diesem zugleich ein sehr geheimes Schreiben /welches Ihrer Gn. in höchster geheim einzuliefern ich befehlichet bin / nebest Anzeigung / Ihre Gn. würde /ungemeldet / daß sie dieses Schreiben bekomen / den Inhalt bey ihrer Fr. Mutter wol verrichte. Es ist mir sehr lieb / sagte sie / daß ich solches allen unwissend empfangen / dann ich kan ohn das schon errahten /was der Inhalt seyn wird / welches zwar nicht heimlich ist / oder ichtwas sonderliches auff sich hat / nur daß es gleichwol von keinem als von mir kan verrichtet werden / und dannoch meine Fr. Mutter nicht wissen darff / daß ichs auff sein Vorwissen treibe; steckete hiemit das Briefelein in ihren Busem / und fragete weiter / ob er ihrem Oheim auch das übergeschikte Armband eingeliefert / und das abgenommene Bändichen gefodert hätte. Er aber antwortete: das Schreiben würde vielleicht anzeigen / daß es von jhm fleissig verrichtet wåhre / und hätte Herr Herkules ihm dieses Ringelein hinwieder zugestellet / Ihrer Durchl. seinetwegen es einzuhändigen / aber das Bändichen nicht von sich geben wollen / vorwendend / er wäre willens sein versprechen zu halten / und Ihrer Gn. es selbsten wieder einzuliefern. Sie nam den Ring mit grosser Herzensbewägung zu sich / und sagete zu ihm: Verunruhet euch weiter nicht in euren Gedanken / damit ihr die Erzählung eures Verrichtens bey meiner Fr. Mutter gebuhrlich leisten möget / ich wil inzwischen in mein Nebenkämmerlein treten / und des Briefes Inhalt durchsehen; Denselben fand sie nun dieser gestalt: Durchleuchtigstes Fräulein / die gröste Pein meines bißher außgestandenen Unglüks ist das langwierige Abwesen von der vergnugliche Gegenwart eurer untadelhafte Volkommenheit / welche je länger je mehr sich in meine Sinnen einwickelt / und ohn durch den Tod nicht verjaget werden kan. O wolte Gott / daß meine Frl. Schwester ihres ergebenen Knechtes auch zuzeiten eingedenk währe / dessen / der nunmehr anderthalb Jahr sich als ein verkauffter Leibeigener hat müssen zu Rom drücken und schmiegen / nur daß er des prügelns und anderer Straffen möchte enthoben seyn / und dannoch in dieser schweren Dienstbarkeit etwas funden hat / welches ihm lieber als Eltern und alle Welt ist / nehmlich die Erkäntniß des einigen wahren Gottes / die nach diesem sterblichen Leben uns allein allein zur himlischen Seligkeit bringen kan. Also ist meine geistliche Liebe zu Rom / meine leibliche zu Prag unverrücket gewesen / und kan jene nunmehr allenthalben frey / diese aber nur auff dem Königlichen Böhmischen Schlosse seyn / als lange jhre Liebe solches nicht verlässet; verlässet sie es aber / so wird meine Seele folgen / und verlässet sie es umb Liebe willen zu einem andern / werde ich dannoch nicht zurük bleiben / sondern zum wenigsten dem Geliebeten mißgönnen / daß er den unvergleichlichen Schatz erlanget /welcher meiner Seele so gar eingebildet / und in das innerste meines Herzen gegraben ist. Verzeihet eurem unwirdigsten Knechte / mein Fräulein / daß er als gewesener Sklave eines Sklaven der Untugend / noch hoffen darff /was ihm kindliche Kühnheit einbilden dürffen / uñ versichert euch daneben / daß er der Welt und allen Fürstlichen Gedanken anderthalb Jahr abgestorben / bloß ihretwegen solche wieder annimpt / sonst / da ihre Vortrefligkeit nicht währe / er kein Fürstliches Blutströpflein behalten würde / welches er dann inkünfftig noch alles aufzuschütten / gänzlich bedacht ist so bald ihm die Zeitung kommen
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