Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Bräutigam sich wol bald finden. Herkules sahe / was vor ein Unkraut in ihr steckte / wolte ihr nicht zu fernerem Geschwätze Gelegenheit geben / sondern befahl seinen Leuten / die Ruhe zu nehmen / und gegen frühzeitigen Auffbruch sich gefasset zu halten / vor allen Dingen aber die Gefangenen wol zu verwahren / daß ihrer keiner entwischete / der ihnen den ganzen Handel durch Verraht leicht verderben würde. Den Wirt /sagete Ladisla / wollen wir der Wirtin zu hüten geben / die wird ihn nicht entlauffen lassen. Das Weib hörete es / und sagete: Wol meine Herren / gebet mir Gewalt über ihn / so wil ich ihm die Daumen und grosse Zee kreuzweise zusammen binden / uñ ihn diese Nacht in meiner Kammer auff die blosse Erde legen /mit welcher Peinigung er mich wol zwanzig mahl beleget hat / auff daß er nur empfinden möge / wie mir ein solches bekommen ist / und ich noch zu guter lezt meine Augenweide und Herzenslust an ihm haben möge. Fabius sagte zu Ladisla: behüte der Himmel einen jeden redlichen Mann vor solchen Ehegatten; ich halte nicht / dz dieses Weibes gleichen je gebohren sey. Sie stund nicht weit davon / hörete es / und gab zur Antwort: Ja wol mein Herr / so musten meine beyde Nachbariñen / oben und unten / nicht seyn /welche mir offt verweißlich gnug vorwerffen / was ich mich von so einem lausichten Hunde dermassen verachten und schmähen lasse; dann ihre Männer / die ungleich grösser / stärker und ansehnlicher sind / als mein Hudler / müssen ihnen in allem Gehorsam seyn /und tanzen / wann sie nur die Pfeiffe stimmen / wollen sie aber nicht / so treiben sie die Esel aus dem Hause / schlagen ihnen die Tühr vor der Nasen zu /und lassen sie lange gnug um schön Wetter bitten; aber dahin habe ichs mit diesem Aur Ochsen nicht bringen können. Herkules sagte zu Fabius: Geliebter Bruder; je mehr man den Zunder bläset / je weiter er glimmet. Freylich mein Herr / sagte das Weib / und hätte ich meinem Kerl nicht bald anfangs so viel Wind gegeben / solte er so stark nicht geglimmet haben; aber geschehene Dinge sind zu beklagen /nicht zu verbessern. Niemand wolte ihr antworten /weil ihr Blasebalg dadurch nur gefüllet ward. Dem Wirte aber taht seine Gefängniß nicht so weh / als die verächtliche Reden seines frechen Weibes / gedachte aber fleissig nach / ob er nicht vor seinem Abscheide sich an ihr rächen könte; sprach sie an umb einen Trunk Wein / sein mattes Herz zu laben / stellete sich auch / als währe ihm herzlich leid / was er ihr bißher zu leide getahn / uñ baht sehr umb Verzeihung / weil er doch nun sterben müste; wünschete ihr langes Leben uñ allen glüklichen Fortgang in ihrer Nahrung / und hielt an / sie möchte alles vergessen / und guten Abscheid von ihm nehmen / auch gedenken / daß sie gleichwol Eheleute mit einander währen. Das Weib nahete sich zu ihm / und begunte sich mitleidig zu stellen / da er sie eriñerte / etwas weiter mit ihm von der Geselschafft zu treten / weil er ihr vertrauen und offenbahren wolte / was vor ansehnliche Schulden er in dem Flecken hin und wieder ausstehen hätte /davon er ihr bißher nichts sagen wollen. Sie wahr ihm gerne zu willen / und ging mit ihm in den Winkel hinter die Tühr stehen / da er sie fein an die Wand drängete / daß sie ihm nicht entweichen kunte / und weil ihm die Hände auff dem Rücken gebunden wahren /drückete er sie mit seinen Knien und dem Leibe fest an die Wand / fiel sie mit den Zähnen an / uñ bisse ihr / Nasen / Ohren und beyde Lippen abe / zureiß ihr auch die Wangen dergestalt / daß sie keinem Menschen ähnlich sahe. Das Weib sträubete sich zwar mit den Händen und schriehe jämmerlich / aber er zauete sich so eilig mit seiner Rache / daß ehe jemand zu ihrer Errettung nahete / er sie schon also zugerichtet hatte / daß ihn selbst dauchte / es könte gnug seyn; ließ auch von ihr ab / und sagte: Nun meine Herren /ich wil nun gerne sterben / nachdem ich den Schimpff etlicher massen ersetzet und gerochen habe / den ich von ihr einnehme müssen / hoffe auch / dieses schandlose Weib sey nunmehr unter ihrem Gesicht dergestalt zugerichtet / dz ihre ehebrecherische Buhler / deren sie nicht wenig hat / forthin so häuffig nach ihr nicht mehr lauffen sollen. Das Weib lag in tieffster Ohmacht / biß ihre Magd sie erquickete / fand sie aber dermassen zerbissen / daß jederman abscheuh daran hatte. Herkules gab Befehl / sie nach dem Arzt zubringen / und straffete den Wirt mit harten Worten wegen des begangenen Frevels; weil aber
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