Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
gefangen mit sich gebracht hätten /alsdann würde man einige Nachricht von ihnen haben einnehmen können / welches nun schwer zugehen dürffte / dafern man ihnen nicht biß in ihre heimliche zimlich-abgelegene Schlüpff-winkel nachsuchen würde. Herkules sahe wol / daß ihm kein Mensch als dieser Räuber zu seinem Vorhaben könte behülflich seyn / und fragete ihn / ob er dann ihrer abgelegenen Höhlen Wissenschafft hätte. Ja / bekennete dieser / er währe ihrer vornehmsten Häuptleute einer / und hätte aller Heimligkeiten durchgehende Kundschafft / wolte es auch mit Worten dahin bringen / daß der gefangene Jüngling neben der Jungfer solte loßgelassen werden; zwar die versamlete Herren möchten wol gedenken /er redete solches / sich etwa loßzuwirken / und hernach davon zulauffen; aber seyn Vorsaz währe nicht also beschaffen / welches sie ihm wol trauen möchten. Herkules nam ihn darauff absonderlich vor und redete ihn also an: Höre Gallus / uñ erinnere dich der Gnaden daß ich dich vom Kreuz loßgewirket / an welchem du sonst in grössester Pein sterben müstest /und betrachte / daß du mir davor verhafftest seist; wiltu mir nun träue und redligkeit beweisen / dein Leben hinfüro in besserung stellen / und in meinem Vorhaben mir nach aller mögligkeit beyrähtig seyn /so verspreche ich dir hinwiederumb / bey meinen ritterlichen Ehren / welche zu schänden ich nicht bedacht bin / daß ich dich hernähst dergestalt begütern und erheben wil / mehr als du jemahls hättest hoffen oder dir einbilden können. Gallus antwortete mit einfältigen Geberden: Gn. Herr / der Gott der über alles herschet / ist mein Zeuge / daß aus höchstdringender Noht / und mein Leben zu retten / ich mich in die Räuber Geselschafft begeben / massen ich fünff Jahr ein Römischer Feldwebel gewesen / biß ich beim Trunke wegen eines Spieles / darin mir Unrecht geschahe / meinen Fåhndrich erstochen / und deßwegen außreissen müssen; und weil ich nirgend sicher wahr /habe ich mich drey Jahr in den Wildnissen auffgehalten / und zu Zeiten geraubet / wovon ich das Leben erhalten / biß vor vier Jahren ich in diese Räubergeselschafft gerahten bin; ich gelobe aber ihrer Gn. bey dem höchsten Gott / dz dero getreuester Knecht biß an meines lebens Ende ich seyn und bleiben wil /nicht so viel wegen jeziger gar zu hoher Zusage /deren ich nicht fähig bin / als daß dieselbe mich der Kreuzespein enthoben / und mir dz Leben geschenket / welches durch meine Untahten ich hundertfach verwirket habe. Herkules sagte zu ihm: Nun / du beruffest dich auff den wahren Gott / der würde dich auch mit harter Straff-hand angreiffen / wann denselben zu täuschen du gesinnet währest / welches ich dir doch nicht zutraue / sondern nehme dein Erbieten als fest und redlich gemeinet an / und versichere dich hinwiederumb / daß deine kunfftige Dienste ich dir nach getahnen versprechen vergelten wil; kehrete sich hiemit nach Fabius / und begehrete von ihm / er möchte als ein von dem Römischen Stathalter gevolmächtigter /ihm zu Liebe und Freundschafft diesen seinen neuen Diener Gallus frey und ehrlich / auch aller Straffe loß und ledig sprechen. Dieser wahr hirzu willig / lies ihm die Bande an Händen uñ Armen entzwey schneiden / und erklärete ihn ehrlich / frey / uñ aller Anklage enthoben; worüber der recht büssende Mensch höchst erfreuet / auff seine Knie niderfiel / und mit trähnenden Augen vor beschehene Gnade dankete; sagete; er währe nun reich und glükselig genug / und wolte in ihren Diensten gerne und mit freuden sterben. Sie ritten frisch fort / biß sie endlich an die Stelle kahmen / da die Räuber sich geteilet hatten / woselbst Herkules seine lieben Freunde allein zu sich foderte /umb zu bereden / wie die Sachen am tuhnlichsten anzugreiffen seyn möchten; aber da wahr mancherley und keine beständige Meynung / weil niemand etwas gewisses hatte / darauff er fussen kunte / daher Herkules zu ihnen sagete; Ich merke wol / daß mein Gallus hierin der beste Rahtgeber seyn wird / rieff ihn herzu /und befahl ihm seine Gedanken hierüber frey und ungescheuhet zueröffnen. Dieser aber baht sehr / seine Gñ. Herren wolten doch nach belieben rahten / er wolte alles nach Vermögen ins Werk richten helffen /ob er gleich das äusserste darüber außstehen solte; dann würde ich einen Anschlag machen / sagte er /und es geriete zum ärgesten / wie ich doch nicht hoffen wolte / möchte ich einiger Verrähterey verdacht werden. Mein Gallus / antwortete
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