Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
diesen Ring mehr gesehen haben / und nimt mich wunder woher er euer Durchl. sey zu teil worden. Nach dem sie aber von jhm Bericht empfing /was gestalt Neklam denselben nebest anderen Sachen überbracht hätte / nam sie daraus gute Hoffnung / es würde das Fräulein dieser Gefahr entrinnen / und mit dem Fürsten verehelichet werden; fing demnach an /und sagete zu jhm: Ich habe von gestern Abend her Gelegenheit gesuchet / mit euer Gn. in geheim zu reden / hoffe zuerst dieselbe werden mir gnädigst verzeihen / daß ümb deren heimligkeit ich gute Wissenschafft von anfang her getragen / auch die einige Ursach gewest bin / daß mein gn. Fräulein euer Gn. Brieff bey Wenzesla beantwortet / halte auch / dafern meinem gn. Fräulein ich zu Zeiten mit Trost nicht beygesprungen währe / sie würde schwerlich euer Gn. Verlust lange uberlebet haben; wolle demnach mein gn. Furst sich vor mir nicht verbergen; ich wegen Pflicht und Schuld / damit meinem gn. Fräulein verhafftet bin / kan nicht unterlassen / euer Gn. jhren lezten willen zu eröffnen / nehmlich / als im Geholz sie hat müssen von mir scheiden / wahr sie mehr auf jhres allerliebsten Fürsten als auff ihre eigene Wolfahrt bedacht / befahl mir deswegen / alle Mogligkeit anzuwenden / daß jhrer Gn. ich jhren Verlust / durch alle Mittel alsbald zu wissen tähte / und dabey andeutete /daß ja dieselbe sich jhretwegen in keinerley Gefahr einliesse / sie währe dann mit solcher Hülffe versehe /daß sie den Räubern bestand gnug seyn könte. Herkules antwortete: es ist mir sehr lieb / ädle Jungfer / daß ich solches alles von jhr vernehme / wil auch / da mir das Leben übrig bleibet / allen Fleiß anwenden / die Dienste / welche sie meinem Fräulein uñ mir getahn /nach Vermögen zuverschulde; betreffend aber deren Warnung / werde nach gestalten Sachen ich mich schicken und verhalten müssen / auch meinem Gott trauen / er werde mir in Ungluk und Gefahr beystehen. Ich möchte aber gerne sehen / daß sie zu Padua verbliebe / und von dannen nicht wieche / biß sie von dem Fräulein oder von mir gewisse Zeitung hätte /müste ich ihr dann in fremde Lånder folgen / dahin sie geführet würde / wie ich doch nicht hoffen wil / werde ich an euch nach Padua zuschreiben / nicht unterlassen; erfahret ihr aber wo ich bin / und gehet etwas /mir nöhtig zu wissen / vor / kan sie bey eigenem Bohten solches verrichte; doch als lange ich meinem Fräulein nachsuche / wird mein Name nicht Herkules /sondern Valikules seyn; sonsten daß unsere Liebe noch zur Zeit gegen jedermännig müsse verschwiegen gehalten werden / wird unnöhtig seyn / euch zu erinnern. Aber lieber saget mir / da ichs wissen darff /was doch mein höchstgeliebetes Fräulein eigentlich bewogen / diese schleunige Reise auff sich zunehmen? Ach mein Durchl. Fürst / antwortete sie / wie hat mein Gn. Fräulein Tag und Nacht auf Gelegenheit getichtet / Eure Gn. zu sehen / und etwa nur ein Stündichen mit derselben zu sprachen / umb zuerfahren /ob dieselbe dann ihre hochlöbliche Art durch den neuen Glauben so gar verendert / wie man in Teutschland hat vorgebe dürffen; mag demnach Eure Gn. sich kühnlich versichern / dz weder ihr Herr Bruder noch dessen Gemahl sie von Prag nach Padua würde gelocket haben / wann Eure Durchl. nie daselbst gewesen wäre. Ach ach mein Frl. sagte Herkules / das leidige Glük hat uns biß daher diese Ergezligkeit nicht göñen wollen / dz wir durch mündliche Unterredung unsere Liebe erneuert hätten; einmahl ist es ein Schwert in meinem Herzen / dz ein solches Fräulein meinetwegen in diese Angst und Gefahr gerahten ist; doch / hilfft mir der allmächtige Gott / wil ich nicht ruhen / biß sie gerettet / und die Bosheit gestraffet sey; vor dißmal wil ich euch den Brieff in Verwahrung geben / welchen ich in ihren allerschönsten Haaren funden / ob mein Fråulein ihn wieder fodern würde. Libussa nahm ihn zu sich / mit Erbietung / ihn wol auffzuheben /ungeachtet das Fräulein ihn so offt gelesen hätte / daß sie ihn fertig herzusage wüste. Indem sie also fort ritten / ersahe Herkules etliche Reuter stark auff sie ansetzen / uñ ward bald innen / daß es die außgeschikte Speher wahren / welche Zeitung brachten / daß sie zwar etliche Mäñer mit Holzaxten im Walde hin und wieder zerstreuet angetroffen / welche aber von keinen Räubern zusagen gewust. Gallus zeigete ihnen an /eben diß währen die rechten / und möchte wünschen /daß sie entweder ihr Nachsuchen gar unterlassen /oder deren einen
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