Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
an diesen Finger gestecket /welcher mir an stat einer stetswehrenden Erinnerung dienen sol / wie viel ich meiner allerliebsten Freundin und Lebens-Retterin schuldig bleibe. Fr. Euphrosyne sahe ihn mit höchster Verwunderung an / kunte seiner freundlichen Blicke und Reden sich nicht ersättigen /und antwortete ihm gar züchtig: Durchleuchtiger Fürst; Gnädiger Herr; ich möchte wünschen / eigentlich zuwissen / mit wem ich rede / damit ihm die gebührliche Ehre und Auffwartung von mir könte geleistet werden; weil ich aber weiß / daß Ihrer Gn. nicht gefällig ist / erkennet zuwerden / gebühret mir nicht /hiernach zuforschen. Nun schreibet ihre Gn. mir dero Erlösung zu / aber ich sehe nicht / warumb. Zwar daß auff mein Anhalten / diese krafftigen Arme (die sie ihm züchtig anrührete) ungebunden blieben sind /rechne ich vor das beste Werk / welches ich je begangen; aber ihre ungläubliche Stärke hat die Errettung selbst zuwegen bracht. Die Grausamkeit meines gewesenen Eheherren (hier fing sie an zu weinen) hat meiner Seelen ungläublichen Schmerzen verursachet /und fehlete wenig / ich währe vor Angst nider gesunken / daß ich mein Mitleiden nicht durffte merken lassen / wie wol meine wässerige Augen dessen etwas Anzeigung geben kunten; würde mir auch der Tod lieber / als die Zeitung gewesen seyn / dz Charidemus Urtel währe volstrecket worden; und weil mir unmöglich wahr / mich über euer Gn. Flucht so betrübt anzustellen / als Charidemus es gerne gesehen hätte /habe ich deßwegen nicht allein viel Scheltworte und harte Schläge in kurzer Zeit annehmen / sondern /welches mir ungleich mehr zu Herzen ging / solche schmähe- und ehren-rürige Worte einfressen müssen /deren ich noch diese Stunde nicht vergesse kan; habe ihm aber solches Zeit des Unglüks nicht geniessen lassen / sondern hätte ihm das Leben gerne mit aller meiner Haabseligkeit erkaufft; wie wol ich nicht willens wahr / bey ihm länger zubleiben; dann er hätte mich ohn zweiffel endlich ermordet; sondern wolte mich zu meines Vaters Bruder nach Athen erhoben /und bey demselben meine übrige Zeit zugebracht haben / welcher ein frommer alter Herr / uñ Christlichen Glaubens ist / wozu er mich gerne gebracht hätte / wañ Charidemus es hätte zugeben wollen / welcher mich auff solchen Fal öffentlich zuverbrenen dräuete. Meine in ehren geliebete Freundin / sagte er / ist auff sehr gutem Wege gewesen / und möchte wünschen /daß sie des Vorsatzes annoch währe / massen ich sie versichere / daß ausser diesem Christlichen Glauben kein Mensch die Seligkeit erlangen kan; dann ich bin auch ein Christ / und wünsche nichts mehr / als das alle meine Freunde darzu gelangen möchten. Die Frau hörete solches gerne / und versprach / nicht allein forthin als eine Christin zu leben / sondern auch ihm Markus eben dessen auff Gelegenheit zubereden. Worauf er ihr kurzen Unterricht des Christentuhms gab / und sie ermahnete / mit seinem Wirte Kundschafft zu machen / der ein guter und fein gelehrter Christ währe / und sie zu dem Lehrer daselbst führen könte. Sie versprach ihm solches alles zuverrichten /bedankete sich wegen der Befoderung ihrer Seligkeit /und kam nachgehends wieder auff ihr voriges / da sie baht / ihre Gn. möchten des wenigen Geldes halben so grosse Danksagung nicht leisten / nachdem sie ihm mit alle ihrem Vermögen herzlich gerne verbunden bliebe. Er bedankete sich des Erbietens / und begehrete von ihr / dafern seine Freundschafft ihr angenehm währe / möchte sie alle hohe Benennungen unterlassen / und mit ihm als einen vertraueten Freund und ihres gleichen umbgehen. Ich bin meinem Gn. Herren zugehorsamen schuldig / antwortete sie / dafern mir solches zu keiner unhöffligkeit außgeleget wird; Zohe hiemit eine köstliche Kette hervor / in deren jedem Gliede etliche teure Demanten versetzet wahren / welche Fürst Artaxerxes in Persen dem Parmenio geschenket / da er ihn zu einem Kriegs-Obristen bestellet / und auff 36000 Kronen geschätzet ward. Parmenio hatte sie ihr als seiner Schwägerin vor wenig Wochen verehret / wegen daß sie seine geworbene Knechte (die nun mehr alle verlauffen wahren) etliche Zeit gespeiset hatte. Diese Kette reichete sie ihm in einem Seidenen Tüchlein / und sagete: Mein hochwerter Herr (weil eure Gn. von mir keiner höheren Benennung kan gewärtig seyn); dieses hat mir Parmenio ehemahls geschenket / welches ich niemande zugedacht habe als ihm / und bitte ehren-dienstlich / es von mir als einen Nohtpfennig
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