Des Erdenmannes schwere Bürde
erscheinen.“
„Schön!“ Alex nickte und beugte sich über die Visioeinheit. Tannis Gesicht erschien auf dem Bildschirm. In ihren Augen schwammen dicke, pathetisch wirkende Tränen. Ihre Stimme hatte allerdings einen leicht kannibalistisch wirkenden Klang.
„Alex!“
„Huch!“ entfuhr es Alex.
„Ich habe dich mit dieser Frau gesehen!“
Alex schluckte und stammelte dann: „Aber … aber Liebling … Es war doch nur Doralene … Laß mich doch nur erklären … Wir arbeiten zusammen … Sie wohnt doch hier …“
„WAS?“
„Oh, Herr im Himmel! Schau, man hat sie dazu abkommandiert, hier eine Aufgabe mit mir durchzuführen …!“
„Warum?“
„Warum … warum … Nun, ich brauche einen Assistenten … Also genaugenommen … Es ist nichts zwischen uns … Sie hat etwas mit Hardman Terwilliger, und …“
„Und das hat sie ausgenutzt, um eine Aufgabe in deiner Nähe zu bekommen. Ich weiß!“ Tannis charmanter dänischer Akzent erinnerte ihn jetzt weniger an einen Tanz unter der Mitternachtssonne; sie bekam immer mehr Ähnlichkeit mit dem Organ eines Wikingerhäuptlings, der seine Männer auffordert, die Streitäxte zu wetzen. „Nun, bei mir kommt sie damit jedenfalls nicht durch. Ich komme auf der Stelle zu euch hinüber und …“
„Das darfst du nicht!“ gurgelte Alex. „Das verstößt gegen die Vorschriften! Sie werden mich vor Gericht stellen, wenn sie in meinen Räumen eine Frau finden …“
„Außer dieser Doralene natürlich“, fauchte Tanni.
„Aber sie arbeitet doch hier!“
„Was bearbeitet sie dann, abgesehen von dir?“
„Schau mal“, brabbelte Alex, „hier gelten immer noch die Bestimmungen des viktorianischen Zeitalters, die man in der Regierungszeit der Puritanischen Partei vor fünfzig Jahren einführte.
Gewöhnlich kümmert sich keiner um sie … Deswegen ist noch nie jemand auf die Idee gekommen, sie außer Kraft zu setzen. Aber Terwilliger, der – solange ich auf dieser Dienststelle arbeite, mein Vorgesetzter ist – nun, er hat von dieser Party Wind bekommen, auf der … ähm … ähum, na, du weißt schon … Er würde es zwar nie zugeben, aber alles spricht dafür, daß er in Doralene verliebt ist. Und er ist wahnsinnig eifersüchtig! Er hat gesagt, daß er, sollte ich jemals eine der geltenden Vorschriften brechen, meiner vorgesetzten Dienststelle melden würde, ich sei ein pflichtvergessener Patron. Und außerdem – ach du heiliger Schreck! – kommt er heute abend zu uns herüber! Für die Hokas wird eine Dinnerparty veranstaltet, aber es ist lediglich eine kleine Feier, an der nur die außerirdische Delegation und die offiziellen Mitarbeiter teilnehmen werden. Verstehst du nun? Es würde einen entsetzlichen Skandal geben, wenn du hier hereinplatzest und mir eine Szene machst.“
„Das ist mir doch egal!“
„Nein! Warte, Tanni, mein Täubchen – bitte!“ heulte Alex auf. „Hör zu, du hast alles völlig falsch aufgefaßt. Doralene hat mir selbst erzählt, daß sie überhaupt nicht daran interessiert ist, sich durch eine Ehe zu binden. Sie will sich nur die Hörner abstoßen …“
„Quieeek!“ kreischte Tanni.
Und unterbrach die Verbindung.
Nach einem fieberhaften Versuch, die Verbindung mit ihr wieder aufzunehmen, wandte Alex sich ab und stürmte auf die Tür zu, hinter der die Suite der Hokas lag.
„Doralene!“ heulte er, die Schwelle überspringend. „Du mußt mir helfen! Du … äh … huh?“
Abgesehen von einem einzigen kleinen Hoka schien die Suite völlig verlassen.
Irgendwie war es dem pummeligen Wesen gelungen, sich in eine karmesinrote Pumphose, einen dunklen Samtrock, ein mit Puffärmeln versehenes Wams, einen Umhang, Stiefel und nicht zu vergessen einen riesigen, mit einem Federbusch verzierten Hut zu zwängen, den er nun von seinem pandabärenähnlichen Kopf nahm, um sich mit einer eleganten Bewegung vor Alex zu verbeugen.
„Ah, Illustrissimo!“ quäkte er. Das Englisch, das er erst vor kurzem gelernt und so gut beherrscht hatte, war plötzlich mit einem dicken Akzent versehen, dem eine stark melodiöse Färbung unterlag. „Ihr seid zurückgekehrt.“
„Klar bin ich zurückgekehrt … bin ich zurückgekehrt … bin ich wieder da!“ keuchte Alex. „Wo steckt Miß Rawlings? Wo sind die anderen? Und warum hast du dieses Kostüm angezogen, Ardu?“
„Aber ’lustrissimo!“ trällerte der Hoka vorwurfsvoll. „Erkennt Ihr denn nicht Euren treuen Leporello?“
„Lepo… was?“
„Euren Diener, Don Giovanni.
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