Des Erdenmannes schwere Bürde

ich will jetzt nur wissen, ob …“
    Mit der Vorstellung einer von dumpfen Trommelwirbeln begleiteten Gerichtsverhandlung im Hirn, schob Alex sie in Leporellos Arme. „Versteck sie“, flüsterte er. „Schaff sie beiseite … Schließ sie im letzten Lesezimmer ein … Ich erkläre dir alles später, Liebling …“
    „Ich …“ Tanni kam nicht weiter. Leporellos Hände legten sich über ihren Mund und seine unerwartete Stärke ließ den Boden unter ihren Füßen schwinden. Er schleppte sie buchstäblich in letzter Sekunde vom Ort des Geschehens weg.
    Terwilliger betrat das Wohnzimmer. Er trug ein Paket. Er war ein schwergebauter, rotblonder Mann in den späten Dreißigern, der sich niemals dazu hatte entscheiden können, ob er nun eine jovial-kameradschaftliche Herzlichkeit oder das steif-formale Gehabe seines Dienstgrades ausstrahlen sollte. Ersteres hätte seinem Charakter tatsächlich eher entsprochen, aber die runden fünfzehn Jahre auf der bürokratischen Karriereleiter hatten an ihm ihre Zeichen hinterlassen.
    Sein rotes Gesicht verzerrte sich zu einem He-Kumpel-laß-Vergangenes-vergessen-sein-Lächeln, und er trompetete: „Hallo, Jones! Haben Sie ’n Eiskübel zur Hand? Ich hab uns ein Fläschchen Champagner mitgebracht; für Sie, Doralene und mich. Da die … äh … Tokaner ja wohl ihre eigenen Getränke bevorzugen, brauchen wir ja nicht auf dem Trockenen zu sitzen, was? Zweifel zwar nicht daran, daß die Automatenküche uns mit ’nem anständigen Dinner versorgt, aber die Zuteilungen enthalten nun mal keinen Schampus, und deswegen … tum-titum … sage ich mir, wenn du deinen Magen gut behandelst, behandelt er dich auch gut.“
    Alex zauberte ein künstliches Grinsen auf seine Gesichtszüge. „Vielen Dank, Sir“, flötete er. „Äh … (keuch, keuch) … Entschuldigen Sie, daß ich keine Uniform trage … Sie sind früher gekommen, als ich Sie erwartet habe.“
    „Schon in Ordnung, das macht doch nichts.“ Terwilliger rieb sich die Hände und sah sich um. „Hübsche Bude hier, was? Schlägt die Quartiere auf den Forschungsschiffen glatt um Längen, wie? Ist Dory noch nicht fertig?“
    „Dory? Äh … Miß Rawlings? Sie zieht sich gerade an … glaube ich“, sagte Alex und warf einen besorgten Blick durch das Zimmer auf die Badezimmertür.
    „Sie zieht sich an? Hoho!“ sagte Terwilliger, wandte sich um und zeigte, daß sein Gesicht, falls das überhaupt im Bereich des möglichen lag, noch röter als sonst geworden war. „Vielleicht sollte ich ihr ein Glas von diesem Stimmungsmacher rüberbringen, wie? Har, har!“ Er stieß Alex einen Ellbogen in die Rippen und brachte den jüngeren Mann beinahe aus dem Gleichgewicht. „Das ist ’ne Frau, was? Und diese Figur! Welch …“
    „Ich stelle die Flasche besser in den Kühlschrank“, sagte Alex und eilte auf die Küche zu.
    Er konnte gerade noch einen Haken schlagen, um nicht mit Doralene zusammenzustoßen, die gerade aus seinem Schlafzimmer kam und ein glitzerndes Abendkleid trug. Es brachte ihre Formen dermaßen zur Geltung, daß jeder Bergsteiger abgestürzt wäre, hätte sie auf dem Mount Everest gestanden.
    „Ups! Paß auf, Kerlchen“, sagte sie. „Wo das Feuer zu … Oh, hallo, Hardy.“
    Alex wandte sich um und schluckte. Terwilligers frische Gesichtszüge erschienen einiges von ihrem Humor verloren zu haben. Seine Augen wanderten von Alex zu Doralene, von dort aus zur Schlafzimmertür und zurück.
    „Wie geht’s, wie steht’s“, sagte er frostig.
    „Haha!“ lachte Alex. „Jetzt stellen Sie sich mal vor, was hier passiert ist! Die Hokas haben sich in Dor… in Miß Rawlings Räume einquartiert, und deswegen mußte sie sich bei mir umziehen. Ist das nicht komisch?“
    „Ha-ha“, lachte Doralene.
    „Ha!“ fauchte Terwilliger.
    „Was hast du gesagt, Hardy?“ gurrte Doralene.
    „Nur ‚ha’.“ schnappte Terwilliger. „Ein Mann hat schließlich das Recht, ‚ha’ zu sagen, wenn ihm danach zumute ist, oder?“
    „Was ist denn überhaupt los mit dir?“ fragte das Mädchen.
    „Überhaupt nichts!“
    „Oh, aber sicher ist etwas mit dir los …“
    „Möchten die edlen Herrschaften vor dem Dinner vielleicht noch einen kleinen Drink?“ flötete Leporello, aus der Küche auftauchend. Die Bohnenkrautdüfte, die ihm folgten, deuteten darauf hin, daß die Automatenküche bereits voll in Aktion getreten war. Leporello trug ein Tablett, auf dem drei große Gläser und eine Flasche außerirdischer Herkunft standen.
    Als er