Des Erdenmannes schwere Bürde
was ist passiert?“
Als sie tränenüberströmt um den Tisch herum auf ihn zukam, stand er auf. „Streit“, sagte sie. „Dieser aufgeblaschene Kerl! Er glaubt alles , wasch diesche Hokasch erschählt haben … Oh, Alex!“ Und während sie die Arme um seinen Hals schlang und ihr verweintes Gesicht gegen seine Brust preßte, brach sie in lautes Schluchzen aus.
„Doralene … Doralene, bitte!“ winselte Alex.
Der Schrei einer Walküre riß ihm die Worte von den Lippen. Alex wandte den Kopf und sah, daß Tanni auf sie zukam.
„Bravo!“ applaudierten die Hokas.
„Dieses Weib!“ schnaubte Tanni. „Da sitze ich die gansche Scheit mutterscheelenallein da rum und warte auf disch, und du … Oh!“
„Wat is?“ fragte Doralene mit schwerer Zunge.
„Mein lieber Ottavio“, brummte einer der Hokas, „wenn man in Betracht zieht, wie die Damen ihn umgarnen … Bestünde da nicht die Möglichkeit, daß unser rätselhafter maskierter Freund niemand anderer ist als … er?“
„Cospetto!“ Eine bepelzte Hand langte nach einem Schwert. „Glaubt Ihr das wirklich?“
„Jaaaaa“, sagte ein anderer Hoka in a-Moll.
„Ich bin nämlisch schufällisch die Verlobte von Fähnrisch Schonsch“, sagte Tanni zu Doralene.
„Ach, tatsächlisch?“ sagte Doralene, die sich noch immer an Alex klammerte.
„Unsere Rache ist längst überfällig, Signores“, sagte einer der Hokas. „Ich für meinen Teil mag es nämlich gar nicht gern, wenn jemand mir Hörner aufsetzt.“
„Aber Ihr seid doch gar nicht verheiratet, Don Vittorio“, wandte ein anderer ernsthaft ein. „Wie wollt Ihr dann wissen …“
„Jawollja“, zischte Tanni. „Scheine Verlobte bin isch!“
„Aber Mädels“, gackerte Alex aufgeregt, „Mädels … Mädels …“
„Willscht du deschwegen hier etwa ’n Aufstand anschetteln, du Bohnenschtange?“ fauchte Doralene.
„Bohnenstange!“ kreischte Tanni. „Ich werd dir gleich eine scheuern, du fette Schlampe!“
„Immerhin“, ließ einer der Hokas verlauten, „steht meine Ehre auf dem Spiel.“
„Wie ist sie denn da hingekommen?“ fragte Don Vittorio.
„Ich hab da so meine Vermutungen“, sagte der andere finster.
Aus den inneren Räumen der Suite erklang ein lautes Krachen, dem ein entsetzlicher, gurgelnder und erstickter Aufschrei folgte. Die Menschen nahmen nur halbwegs Notiz davon, denn es gab genügend andere Dinge, die ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen.
„Wie hast du mich genannt?“ fauchte Doralene.
„Ich frage mich nur“, sagte Don Ottavio, „wie ich hinter das Geheimnis seiner Identität kommen kann, solange er diese Maske trägt?“
„… ’ne fette Schlampe bist du“, giftete Tanni und wandte sich damit wieder der Sache zu, die den Hauptteil des allgemeinen Durcheinanders einnahm.
„Man könnte ihn bitten, sie abzunehmen“, schlug Don Vittorio vor.
„Du verdammte Giftspritze“, schnaubte Doralene, „ich …“
„Aber Mädels, Mädels, Mädels!“ Alex faltete die Hände.
„Verzeiht mir.“ Irgendjemand zupfte an Alex’ Ärmel. Er blickte nach unten und schaute genau in das goldpelzig-runde Gesicht Don Ottavios.
„Ja?“ fragte er.
„Würdet Ihr mir den Gefallen tun und Eure Maske absetzen, mein Herr?“ fragte der Hoka.
„Wie würde dir ein Schlag auf die Nase gefallen?“ fragte Tanni.
„Aber Mädels!“ Alex legte geistesabwesend die Maske ab. „Tanni, Dory, hört doch mal, ich …“
„ Perbacco! Er ist’s! Auf den Halunken mit Gebrüll! Macht ihn nieder!“
Mit einem Schwall von Verwünschungen auf den Lippen schwärmten die Hokas um den Tisch. Don Ottavio fuchtelte mit seinem Rapier vor Alex’ Nase herum. Alex schrie auf und machte einen Satz nach hinten. Die anderen Hokas bildeten eine Linie, räusperten sich und schmetterten den Chor der Soldaten aus Faust.
Don Ottavio stellte seinen plötzlichen Angriff ein und bemerkte anklagend: „Das klingt aber nicht richtig, Signores.“
„Ich weiß“, erwiderte Don Vittorio. „Aber wir hatten einfach nicht die Zeit, uns genügend darauf vorzubereiten.“
„Hu-ju-tu-hu?“ schlug der kleinste Hoka vor.
Don Ottavio wandte sich wieder um und verbeugte sich vor Alex. „Vielleicht ist Eurer Exzellenz ein treffend blutrünstiger Chorgesang bekannt, der Eurem Untergang die richtige Atmosphäre verliehe?“ fragte er freundlich.
Alex suchte fieberhaft nach einer Waffe. Er hatte nicht die geringste Ahnung, ob die Hokas wirklich die Absicht hatten, ihn umzubringen, oder ob sie nur
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