Des Erdenmannes schwere Bürde

dich immer nur für einen aufgeblasenen Pinsel gehalten!“
    „Vielleicht bin ich auch ein aufgeblasener Pinsel“, sagte Terwilliger nörgelnd, „aber die Tatsache bleibt bestehen …“
    „Oh, aber das bist du ja gar nicht! Ich wundere mich, daß mir das jetzt erst auffallt! Du bist ein Mann ! Oh, Liebling, du wirst aus dieser winzigkleinen Sache doch nicht etwa einen Riesenstunk machen wollen und den armen Alex und Tanni da hineinziehen … Sie sind doch so verliebt, Schätzchen … genau wie wir!“
    „Wie wir?“ echote Terwilliger, der seinen Ohren nicht trauen wollte.
    Doralene schmiegte sich in seine Arme. Leise verließen Alex und Tanni das Zimmer.
    Eine halbe Stunde später – sie hielten sich gerade im Lesezimmer auf – klopfte Terwilliger an die Tür und trat ein.
    „Ah“, sagte er und versprühte Humor und kleine Stückchen hartgewordener Tünche, „Ah, da sind Sie ja, Jones. Ich nehme an, wir sind uns nicht mehr böse, was? Da ist mir übrigens gerade was eingefallen. Was hielten Sie von einem Posten als Botschafter …?“
     
    AUSSENMINISTERIUM DER VEREINIGTEN COMMONWEALTHS
    KULTURELLER ENTWICKLUNGSDIENST
    ERD-HAUPTQUARTIER
    5/5/75
    Fähnr. Alexander B. Jones (TISS, a.D.)
    Sektion Neue Kulturen, E.R.E.
    CDS-Building Primus, Abt. 18
    Liga City, Neuseeland
     
    Mein lieber Mr. Jones,
     
    anliegend finden Sie Ihre offizielle Bestätigung als Botschafter der kosmischen Entitätenliga in bezug auf die Kultur X-73-Z-218-r, auch bekannt (in der Übersetzung der örtlichen Sprache) als die Fünfeinhalb Städte, die sich auf dem Planeten entwickelt hat, der im offiziellen Sprachgebrauch Toka oder Brackneys Stern III genannt wird. Sie werden bemerken, daß Ihre Kompetenzen sich automatisch auch auf jene Gesellschaftsformen des Planeten erstrecken, die noch keine Anwartschaft erworben haben; es gibt aber deutliche Hinweise darauf, daß auch die restlichen einheimischen Nationen großen Wert darauf legen, sich der Liga-Zivilisation so rasch wie möglich anzuschließen. Das Territorium, über das sich Ihre Befugnisse erstrecken, müßte also innerhalb einiger Jahre den gesamten Planeten umfassen. Nehmen Sie bitte meine herzlichsten Glückwünsche und die besten Wünsche für eine lange und erfolgreiche Karriere in unseren Reihen entgegen.
    Als „alter Hase“, der „alle Schliche kennt“, und aus dem Pflichtgefühl des Seniors „neuen Kumpeln“ wie Ihnen gegenüber, ist es mir vielleicht gestattet, Ihnen ein paar verbum sapienti mit auf den Weg zu geben. Uns im Kulturellen Entwicklungsdienst hält eine große Tradition zusammen, und das nicht nur hier im Erdhauptquartier, sondern überall wo das Banner der Zivilisation weht und selbst auf den Welten ohne Atmosphäre, wo das Banner allerdings nicht wehen kann. Ohne Ehrungen zu erwarten oder gar von Dichtern besungen zu werden (eine Ausnahme bildet hier allerdings der Planet Thrrrwhilia, dessen Bewohner geradezu eine Manie für musikalische Limericks entwickelt haben), gehen wir unseren täglichen Pflichten nach, allen Knüppeln zum Trotz, die man uns zwischen die Beine wirft, niemals in unserem Bestreben nachgebend, den Primitiven zu entwickeln. Von allen zur Zivilisationsreife gelangten Rassen ist die Menschheit diejenige, deren Kultur in der gesamten Liga tonangebend ist und die meisten Spuren von noblesse oblige hinterläßt.
    Sie sind jetzt ein Mitglied der Gruppe geworden, die die Last der Menschheit trägt.
    Immer und ewiglich müssen wir uns daran erinnern, daß wir mit all diesen noch nicht so weit entwickelten Völkern große Geduld üben müssen. Sehr oft wird uns das Verhalten unserer kleinen Freunde unkosmisch vorkommen, wenn sie in herzerfrischender Einfalt versuchen, auch nur Nuancen von dem, was wir sie lehren wollen, tastend zu erfassen. Wenn ihre unwissenden Äuglein fragend zu uns aufschauen und uns bitten, ihnen den rechten, den zivilisierten – kurz gesagt, unseren – Weg zu weisen, dürfen wir ihr Vertrauen nicht enttäuschen.
    Vielleicht werden sie unsere Einstellung ein wenig langsam annehmen. Am Anfang werden sie besonders dazu tendieren, sich schüchtern und zurückhaltend zu benehmen oder sich davor fürchten, sich den rechten Stoß zu geben. Und wenn dies eintritt, ist es unsere Pflicht, sie aus sich selbst herauszuholen. (Anm.: Die Umsetzung dieser Metapher wird allerdings in Gegenwart gepanzerter oder mit Schalenhüllen ausgestatteter Wesen nicht empfohlen). Wir müssen unsere kleinen Freunde bei der Hand (oder der