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Des Rajahs Diamant

Titel: Des Rajahs Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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niedergelassen, die Verandatür geschlossen, der Garten lag im Abendsonnenschein, soweit er sehen konnte, völlig einsam da. Eine dünne Rauchwolke aus einem einzigen Schornstein zeugte allein von der Anwesenheit lebender Wesen.
    Um nicht ganz müßig zu sein und seinem Leben einen gewissen Anstrich zu geben, hatte Franz ein französisches Lehrbuch der Geometrie gekauft, dessen Inhalt er abschrieb und übersetzte, wobei er seinen Koffer als Schreibtisch benutzte und auf dem Fußboden mit dem Rücken an die Wand gelehnt dasaß, da sein Zimmer unmöbliert war. Von Zeit zu Zeit stand er auf und warf einen Blick auf die Umgebung des Hauses mit den grünen Jalousien; aber die Fenster blieben hartnäckig geschlossen und der Garten leer.
    Nur spät am Abend trat ein Ereignis ein, das seine fortgesetzte Aufmerksamkeit belohnte. Zwischen neun und zehn Uhr weckte ihn der helle Klang einerGlocke aus dem Halbschlummer. Schnell nahm er seinen Beobachtungsposten ein, worauf er ein ziemliches Geräusch von aufgeschlossenen Schlössern und zurückgeschobenen Riegeln hörte und Herrn Vandeleur mit einer Laterne in der Hand und in weitem schwarzem Samtmantel und mit einer Samtkappe auf dem Kopf von der Veranda langsam auf das Tor zugehen sah. Dann wiederholte sich der Klang von Schlössern und Riegeln, und einen Augenblick später konnte der Späher beobachten, wie der Diktator beim flackernden Scheine der Laterne einen offenbar der niedrigsten und verächtlichsten Menschenrasse ungehörigen Mann zum Hause geleitete.
    Eine halbe Stunde darauf wurde der Fremde wieder hinausgeführt, und Herr Vandeleur setzte die Laterne auf einen der erwähnten Gartentische und rauchte anscheinend mit großem Behagen eine Zigarre unter den Ästen des Kastanienbaumes. Franz konnte durch eine laubfreie Stelle allen seinen Bewegungen folgen, er sah sogar, wenn jener die Asche abschüttelte oder aus der Zigarre einen kräftigen Zug tat. Die Stirn Vandeleurs war jetzt gerunzelt und seine Lippen zusammengepreßt, als hinge er schmerzlichen Gedanken nach. Als die Zigarre beinahe verraucht war, ließ sich plötzlich die Stimme eines jungen Mädchens hören, die aus dem Innern des Hauses dem Diktator mahnend zurief, es sei schon so spät.
    »In einem Augenblick,« erwiderte John Vandeleur.
    Zugleich warf er den Stummel fort, nahm die Laterne und wandte sich der Veranda zu. Sobalddie Tür geschlossen war, lag das Haus in vollkommener Dunkelheit da. Franz mochte seine Sehkraft anstrengen, soviel er wollte, er konnte auch nicht einen einzigen Lichtfunken an einem der Fenster des geheimnisvollen Hauses entdecken, und er zog daraus den ganz vernünftigen Schluß, daß die Schlafzimmer sämtlich auf der andern Seite lägen.
    Als er am nächsten Morgen nach einem unbequemen Nachtlager auf dem Fußboden frühzeitig aufwachte, sah er sich veranlaßt, die am Abend vorher bemerkte Dunkelheit auf andere Weise zu erklären. Die Jalousien gingen eine nach der andern in die Höhe, und dahinter zeigten sich schwere Rolläden, wie sie gewöhnlich vor Schaufenstern angebracht sind. Diese wurden gleichfalls, ohne daß dabei eine Person sichtbar wurde, hinaufgezogen, und hierauf blieben sämtliche Fenster etwa eine Stunde lang geöffnet.
    Während Franz noch auf diese erstaunlichen Sicherheitsvorrichtungen schaute, öffnete sich die Tür des Hauses, und ein junges Mädchen trat auf die Schwelle und sah hinaus. Sie blieb keine zwei Minuten stehen, aber diese kurze Zeit genügte, Franz zu überzeugen, daß sie ganz ungewöhnliche Reize besaß. Dadurch wurde nicht nur in hohem Grade seine Neugier erregt, sondern es hob sich auch sein Mut bedeutend. Der zweifelhafte Charakter und die verdächtige Lebensweise seines Vaters beunruhigten ihn hinfort nicht mehr, er fühlte sich von Stunde an seiner Familie aufs innigste verbunden, und mochte die junge Dame nun seine Schwester oder seine Verlobte sein, er war überzeugt, daß sie ein Engel sei. Dieses Gefühlbeherrschte ihn bereits in dem Maße, daß er bei dem plötzlichen Gedanken, wie wenig Sicheres er wisse, und wie leicht er einer falschen Person gefolgt sein könne, als er Herrn Vandeleur nachging, von jähem Schrecken erfüllt wurde.
    Der Hauspförtner, bei dem er sich erkundigte, vermochte ihm nur wenig Auskunft zu geben, und was er sagte, klang geheimnisvoll und zweifelhaft. Der Nachbar sei ein ungeheuer reicher und dementsprechend in seinen Neigungen und Gewohnheiten überspannter Engländer. Das Fräulein sei seine Tochter,

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