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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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Sicht, dass in den gängigen Modellen des ökonomischen Mainstreams die gesamtwirtschaftliche |80| Dimension der Risikoübernahme weitgehend ausgeblendet ist. Es ist in gewisser Hinsicht allerdings nur konsequent. Denn wenn
     es gar keine fundamentale Unsicherheit gibt, kann es auch nicht das drängende gesamtwirtschaftliche Problem der Risikoübernahme
     geben. Da die Funktionsweise des einzig »wahren« Modells im Kern bekannt ist, ist der Weg eigentlich vorgezeichnet: Man muss
     nur in gleichsam mechanischer Weise dafür sorgen, dass die entscheidenden Parameter für Investitionen in einer für sie förderlichen
     Art und Weise gestaltet werden. In diesen Modellen sind das ausschließlich angebotsorientierte Faktoren, wie zum Beispiel
     niedrige Löhne oder niedrige Steuern und Abgaben. Mit Unsicherheit hat das alles aber nichts zu tun. Somit sind auch diese
     Modelle nutzlos. Sie verkommen zur ökonomischen Mechanik und ein wesentlicher Faktor des ökonomischen Geschehens bleibt unberücksichtigt:
     die Unsicherheit.
    Die Folgen der Unsicherheit
    Die prinzipielle fundamentale Unsicherheit hat dramatische Folgen für das wirtschaftliche Verhalten. Die Erwartungsbildung
     kann nicht mehr in dem Sinne rational sein, wie ich sie gerade für die gängigen Modelle geschildert habe. Wenn es kein stabiles
     Modell gibt, das die Grundlage für die Erwartungsbildung liefert, ist man im Nebel des Zufalls verloren. Dann gibt es keine
     Wahrscheinlichkeitsverteilung, mit deren Hilfe man Risiken verlässlich abschätzen könnte. Es fehlt jede sichere Orientierung.
     Nun ist aber der Nebel auf unterschiedlichen Märkten unterschiedlich dicht. Es gibt jene Märkte, wie zum Beispiel den Kartoffelmarkt,
     den die ökonomische Wissenschaft gerne als Mustermarkt verwendet, auf denen sich die Ereignisse recht gut vorhersehen lassen.
     Aber auch hier kann es, etwa als Folge von Missernten oder Klimaeinflüssen, zu völlig unerwarteten Entwicklungen kommen. Das
     dürfte aber eher seltener der Fall sein. So ähnlich verhält es sich mit den meisten Verbraucher- und Arbeitsmärkten, die sich
     in tendenziell ruhigen Bahnen bewegen.
    |81| Aber es gibt auch extrem unsichere Märkte, und hierzu zählen vor allem die Finanzmärkte. Wer sie beobachtet, kann daraus einiges
     über das Wesen von Märkten lernen, für die der Faktor Unsicherheit eine große Rolle spielt. Im Unterschied zu den »langsamen«
     Verbrauchsgütermärkten sind sie extrem »schnell«. Was heißt das? Schnelle Märkte zeichnen sich durch eine hohe Transaktionsfrequenz
     der einzelnen Marktteilnehmer und durch eine hohe Preisflexibilität aus. Die Akteure auf den Finanzmärkten, zumeist berufsmäßige
     institutionelle Anleger, führen täglich zahlreiche Käufe und Verkäufe von Wertpapieren aus. Da es sich nicht um physische
     Produkte handelt, die erst mit hohem Zeitaufwand produziert werden müssen, um angeboten werden zu können, ist auch die Flexibilität
     von Angebot und Nachfrage auf diesen Märkten hoch. Die Kosten, um die Nachfrage oder das Angebot im Wertpapiermarkt zu ändern,
     liegen, anders als zum Beispiel bei komplexen Maschinen, nahe bei null. Es geht eigentlich nur um die Gebühren an den Börsen.
    Außerdem sind diese Märkte schon seit Langem nicht mehr national abgeschottet, sondern, vor allem dank der modernen Informationstechnologien,
     global eng miteinander verzahnt. Kursgewinne oder Abstürze in London und New York erzeugen unmittelbare Reaktionen in Frankfurt,
     Paris, Singapur, Tokio und Shanghai und umgekehrt.
    Die Finanzmärkte entsprechen so gesehen eigentlich dem Idealbild eines Marktes, der sich durch hohe Flexibilität und geringe
     Kosten für Transaktionen auszeichnet. Es ist durchaus nachvollziehbar, wenn von vielen Wissenschaftlern und Wirtschaftspolitikern
     während des vergangenen Jahrzehnts gefordert wurde, diese Märkte von lästigen Regulierungen zu befreien, die global sowieso
     unterlaufen werden könnten. Stattdessen sollten sie sich weitgehend selbst überlassen bleiben. Dann wären zweierlei optimale
     Ergebnisse zu erwarten: Zum einen würden die flexiblen Märkte einen leichten Zugang zu Kapital ermöglichen, wo auch immer
     es gerade auf der Welt am dringendsten gebraucht würde. Auf diese Weise könne das weltweite Wachstum spürbar beschleunigt
     werden. Zum anderen würden über |82| die Finanzmärkte, also durch die Bewertungen der Investoren und ihre Käufe und Verkäufe auf diesen Märkten, verlässliche

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