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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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Das Risiko
     für den Spekulanten, Verluste zu erleiden, hat sich also vergrößert. Mein Fazit: Eine Finanzmarkttransaktionssteuer wäre sowohl
     ein Beitrag zur Schuldentilgung als auch zur finanziellen Stabilität.
    |205| Allerdings gilt es einige wichtige Voraussetzung zu klären, wenn man die erwünschten Ziele optimal erreichen will. Eine wichtige
     Voraussetzung ist die, dass möglichst viele Finanztransaktionen »ver börslicht « werden. Mit diesem etwas spröden Ausdruck ist gemeint, dass der Handel über offizielle Plattformen abläuft, wo die einzelnen
     Transaktionen registriert werden können. Die Registrierung ist eine notwendige Bedingung für die Besteuerung der Transaktionen.
     Man muss Gesetze schaffen, die eindeutig besagen, dass der Handel außerhalb solcher Pattformen illegal ist. Falls dieser Handel
     trotzdem geschieht, müssten die Aufsichtsbehörden empfindliche finanzielle Strafen verhängen können. Das erhöht das Risiko
     der Gesetzesbrecher.
    Würde auf dieser Basis tatsächlich das Gros der Finanztransaktionen erfasst, dann würden jene die Hauptlast der Steuer tragen,
     die besonders häufig Transaktionen vornehmen. Das sind vor allem Hedge-Fonds- und Derivate-Händler, deren Ziel es ist, ständig
     aus geringsten Margen Gewinne zu erzielen. Erst weit dahinter kämen die konventionellen Aktienhändler.
    Die zweite Voraussetzung für eine gelungene Steuer ist ihre internationale Verbreitung. Ideal wäre es, wenn man die Steuer
     weltweit mit identischen Sätzen einführte. Dann wäre ein Ausweichen unmöglich. Aber das ist natürlich eine Illusion. Unsere
     Welt ist nicht so. Schließlich gibt es eine Reihe von Staaten, die glauben, dass sie Steuervorteile in Standortvorteile ummünzen
     können. Auf diese Weise gelingt es ihnen, die in diesem Sektor tätigen Unternehmen bei sich anzusiedeln. Andere bestreiten
     einfach die Notwendigkeit einer solchen Steuer. Hierzu gehören Kanada und Japan, die auf dem G20-Treffen im Sommer 2010 erklärten,
     diese Steuer sei bei ihnen unnötig. Der Finanzsektor in ihren Ländern sei gut reguliert und habe zudem die Krise ja nicht
     verursacht.
    Das erste Argument mag stimmen, da die Instabilitäten in der Tat nicht von diesen Ländern ausgingen und ihre Banken auch nicht
     in eine Schieflage gerieten. Das zweite Argument ist zweifelhaft. Banken und andere Finanzmarktakteure sind immer eng miteinander
     verflochten. |206| Das gilt auch für kanadische und japanische Banken. Über diese Verflechtungen könnten sie sehr wohl an riskanten Geschäften
     beteiligt gewesen sein, die zu dem Fast-Zusammenbruch des Weltfinanzsystems geführt haben.
    Es wäre zum Beispiel sehr erstaunlich, wenn japanische Banken nichts mit den sogenannten Carry Trades zu tun hätten. Das waren
     jene Kreditgeschäfte, bei denen zu den in Japan damals sehr niedrigen Zinsen ein Kredit aufgenommen wurde. Das Geld wurde
     anschließend in Ländern wie Island mit wesentlich höheren Zinsen verliehen. Diese Geschäfte, die sich auf den ersten Blick
     eindeutig lohnen, sind mit einem hohen Wechselkursrisiko versehen. Aufgenommen wird der Kredit in Yen, verliehen in isländischen
     Kronen. Das heißt, dass die Zinsen in Yen zu bezahlen sind. Wertet der Yen nun gegenüber der Krone auf, müssen die isländischen
     Schuldner nicht nur die ohnehin hohen Zinsen bezahlen, sondern darüber hinaus noch die Aufwertung des Yen. Wie wir gesehen
     haben, hat dies das gesamte isländische Bankensystem und im Grunde die gesamte isländische Wirtschaft in den Ruin getrieben.
     So viel zur japanischen – und vermutlich kanadischen – »Unschuld«.
    Anscheinend sind die Regierungen dieser Länder aber nicht zu überzeugen. Das ist nicht schön und verhindert die Ideallösung.
     Das allein wäre jedoch kein Hindernis, die Steuer in allen übrigen Ländern einzuführen. Doch der Enthusiasmus hält sich auch
     in den USA und anderen Staaten sehr in Grenzen, sodass man sich dort bequem hinter der Ablehnung Kanadas und Japans versteckt.
     Bliebe immer noch die Möglichkeit, dass die EU, einer der größten und bedeutendsten globalen Finanzmärkte, die Steuer im Alleingang
     durchsetzt. Eine Initiative von Frankreich und Deutschland ging in diese Richtung, wurde aber immer wieder abgeblockt.
    Als letzte Möglichkeit, schon recht weit vom Ideal entfernt, könnte Deutschland eine solche Steuer einführen. Die Befürchtung,
     dass dann keine Finanzgeschäfte mehr in der größten Volkswirtschaft des

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