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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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vor!«
    »Ein günstiger Zufall«, stellte Rykow eisig fest. Er wußte aus dem Bericht seines Botschafters, daß Mischkin und Lasareff vor Gericht gestellt werden sollten, was bedeutete, daß die Welt in Kürze erfuhr, wie die beiden sich zuerst einen KGB-Ausweis verschafft hatten und dann zu den Piloten ins Cockpit vorgedrungen waren.
    »Besteht die Möglichkeit«, fragte Petrjanow, ein Anhänger Wischnajews, »daß diese beiden Männer die Mörder Iwanenkos sind?«
    Die Atmosphäre war plötzlich elektrisch geladen.
    »Nein, bestimmt nicht!« antwortete Petrow nachdrücklich. »Wir wissen, daß die beiden aus Lwow, nicht aus Kiew stammen. Es sind Juden, denen die Ausreise verweigert worden war. Wir ermitteln natürlich weiter, aber bisher ist kein Zusammenhang zu erkennen.«
    »Sollte einer erkennbar sein, werden wir selbstverständlich benachrichtigt?« fragte Wischnajew.
    »Das versteht sich von selbst, Genosse«, knurrte Rudin.
    Die Protokollführer wurden hereingerufen, und die Diskussion drehte sich im weiteren Verlauf der Sitzung um die Ergebnisse von Castletown und den Kauf der zehn Millionen Tonnen Futtergetreide. Wischnajew ging einer Auseinandersetzung aus dem Weg. Rykow bemühte sich, den Nachweis zu führen, die Sowjetunion erhalte das benötigte Getreide im Tausch gegen minimale Zugeständnisse in Abrüstungsfragen – eine Behauptung, der Marschall Kerenski energisch widersprach. Aber Komarow mußte zugeben, daß das bevorstehende Eintreffen von zehn Millionen Tonnen Futtergetreide ihn in die Lage versetzte, sofort die gleiche Menge aus den Reserven freigeben zu können, wodurch das Abschlachten von Vieh im ganzen Land vermieden werden konnte. Maxim Rudins Flügel und seine hauchdünne Mehrheit blieben intakt.
    Nach der Sitzung zog der alternde Staats- und Parteichef Wassili Petrow beiseite.
    »Besteht denn nun irgendeine Verbindung zwischen den beiden Juden und Iwanenkos Ermordung, oder nicht?« fragte er ihn.
    »Möglicherweise«, gab Petrow zu. »Wir wissen natürlich, daß sie den Überfall in Ternopol verübt haben, was zu beweisen scheint, daß sie Lwow irgendwann einmal verlassen haben, um ihre Flucht vorzubereiten. Wir haben ihre Fingerabdrücke aus dem Flugzeug, die mit Abdrücken in ihren Wohnungen übereinstimmen. Wir haben noch keine Schuhe gefunden, deren Abdrücke mit den in Kiew am Tatort festgestellten übereinstimmen, aber wir suchen weiter. Und noch etwas: Wir haben einen Teil eines Handabdrucks aus dem Wagen, mit dem Iwanenkos Mutter angefahren worden ist. Wir versuchen jetzt, uns komplette Handabdrücke von den Entführern aus Berlin zu beschaffen. Falls sie übereinstimmen …«
    »Bereiten Sie einen Plan vor, einen Plan für alle Fälle, eine Durchführbarkeitsstudie«, wies Rudin ihn an. »Lassen Sie feststellen, ob die beiden in ihrem Westberliner Gefängnis liquidiert werden können. Und noch etwas: Falls sich nachweisen läßt, daß sie Iwanenkos Mörder sind, teilen Sie das nur mir mit, nicht dem Politbüro. Wir liquidieren sie und informieren erst dann die Genossen.«
    Petrow schluckte angestrengt. Das Politbüro zu hintergehen, hieß mit dem höchsten in der Sowjetunion möglichen Einsatz zu spielen. Ein riskanter Drahtseilakt ohne Netz. Er erinnerte sich daran, was Rudin ihm vor zwei Wochen in Usowo am Kaminfeuer eröffnet hatte. Da im Politbüro bei Stimmengleichheit ein Patt herrschte, Iwanenko tot war und zwei aus ihrer sechsköpfigen Fraktion abspringen wollten, hatten sie keine Trümpfe mehr auszuspielen.
    »Wird gemacht«, sagte er.
    Der Bundeskanzler empfing seinen Justizminister Mitte Januar in seinem Arbeitszimmer im Kanzleramt neben dem alten Palais Schaumburg. Der deutsche Regierungschef stand an seinem wandhohen Fenster und sah durch die getönte Scheibe auf den hartgefrorenen Schnee hinaus. In dem modernen neuen Regierungsgebäude am Bundeskanzlerplatz war es so warm, daß die Männer ihre Jacketts abgelegt hatten. Die feuchte Januarkälte drang nicht bis ins Innere des Gebäudes.
    »Wie steht die Sache Mischkin/Lasareff?« erkundigte sich der Bundeskanzler.
    »Sie ist ein bißchen merkwürdig«, erklärte der Justizminister. »Die beiden sind aufgeschlossener, als man eigentlich hätte erwarten dürfen. Sie scheinen es darauf anzulegen, möglichst rasch vor Gericht gestellt zu werden.«
    »Ausgezeichnet!« meinte der Kanzler zufrieden. »Genau das wollen wir. Kurz und knapp – dann haben wir’s hinter uns. Und in welcher Beziehung sind die beiden –

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