Des Teufels Alternative
beisammen.
Edwin J. Campbell lehnte sich am Verhandlungstisch in der Long Gallery von Castletown House in seinem Sessel zurück und sah zu Professor Sokolow hinüber. Der letzte Tagesordnungspunkt war behandelt, das letzte Zugeständnis abgerungen. Aus dem Speisesaal im Erdgeschoß hatte ein Kurier berichtet, daß die Vereinigten Staaten sich auf der Parallelkonferenz mit vorteilhaften Einkaufsbedingungen für die sowjetischen Konzessionen revanchiert hatten.
»Das wär’s einstweilen, mein Freund«, sagte Campbell. »Mehr können wir vorerst nicht tun, glaube ich.«
Der Russe sah von seinem Schreibblock auf, der mit Notizen in kyrillischer Schrift bedeckt war. Er hatte über 100 Tage lang mit Klauen und Zähnen dafür gekämpft, seinem Land die Getreidelieferungen zu sichern, die es vor der Katastrophe bewahren würden, ohne die militärische Stärke einschränken zu müssen. Er war sich darüber im klaren, daß er Zugeständnisse hatte machen müssen, die noch vier Jahre zuvor in Genf unvorstellbar gewesen wären, aber er hatte bei diesen unter Zeitdruck stehenden Verhandlungen das Beste herausgeholt, was herauszuholen war.
»Ja, Sie haben recht«, stimmte er zu. »Ich schlage vor, daß wir die Abrüstungsvereinbarungen in einem Vertragsentwurf für unsere jeweiligen Regierungen zusammenfassen.«
»Und das Handelsprotokoll gehört auch dazu«, ergänzte Campbell. »Ich nehme an, daß Ihre Regierung es ebenfalls will.«
Sokolow gestattete sich ein trockenes Lächeln.
»Ja, das glaube ich auch«, sagte er.
In der folgenden Woche bereiteten die Dolmetscher und Stenografen der beiden Delegationen den Abrüstungsvertrag und das Handelsprotokoll vor. Gelegentlich wurden die Delegationsleiter konsultiert, wenn Unklarheiten auftraten, aber im allgemeinen blieb die Ausarbeitung der Entwürfe ihren Mitarbeitern überlassen. Als die beiden umfangreichen Vertragsentwürfe fertig waren – beide in doppelter Ausfertigung –, flogen die Delegationsleiter in ihre Hauptstädte zurück, um sie dort ihren Dienstherren zu unterbreiten.
Andrew Drake ließ die Illustrierte fallen und richtete sich in seinem Sessel auf.
»Hm, vielleicht wäre das eine Idee«, meinte er.
»Was?« fragte Krim, der mit drei großen Tassen Kaffee aus der Küche hereinkam. Drake warf dem Tataren die Illustrierte zu.
»Lies den ersten Artikel«, forderte er ihn auf. Krim las ihn schweigend, während Drake seinen Kaffee schlürfte. Kaminski beobachtete die beiden.
»Du bist verrückt!« sagte Krim.
»Nein«, widersprach Drake. »Wenn wir nichts riskieren, sitzen wir in zehn Jahren noch immer hier. Dieser Plan könnte klappen. Hört zu! Mischkin und Lasareff werden in zwei Wochen vor Gericht gestellt. Daß sie verurteilt werden, steht außer Zweifel. Folglich können wir gleich jetzt mit den Vorbereitungen beginnen. Wir müssen ohnehin etwas unternehmen, wenn wir sie je befreien wollen. Also können wir auch gleich anfangen. Asamat, du bist in Kanada bei den Fallschirmjägern gewesen?«
»Drei Jahre«, antwortete Krim.
»Hast du dort einen Sprengkurs mitgemacht?«
»Sprengen und Sabotage. Ich war für ein Vierteljahr zu den Pionieren abkommandiert.«
»Und mein Steckenpferd ist schon immer Elektronik gewesen«, stellte Drake fest. »Wahrscheinlich deshalb, weil mein Vater bis zu seinem Tod eine Radiowerkstatt gehabt hat. Wir könnten es also schaffen. Wir werden Hilfe brauchen, aber wir können es schaffen!«
»Wie viele Männer brauchen wir zusätzlich?« fragte Krim.
»Einen Mann für draußen, der Mischkin und Lasareff nach ihrer Entlassung identifiziert. Das könnte Miroslaw übernehmen. Für das Unternehmen selbst brauchen wir fünf Mann als Wachen, während du und ich die eigentliche Aktion durchführen.«
»So was ist noch nie versucht worden«, meinte Krim zweifelnd.
»Deshalb ist der Überraschungseffekt um so größer. Und die Gegenwehr um so geringer.«
»Am Schluß werden wir doch geschnappt«, wandte Krim ein.
»Nicht unbedingt. Wenn’s darauf ankäme, würde ich den Rückzug schon decken. Und dieser Prozeß wäre dann die Sensation des Jahrzehnts. Da Mischkin und Lasareff zu diesem Zeitpunkt bereits in Israel in Sicherheit wären, würde die ganze westliche Welt applaudieren. Die Forderung nach einer freien Ukraine würde durch die gesamte Presse außerhalb des Ostblocks gehen.«
»Kennst du fünf Leute, die mitmachen würden?«
»Ich habe seit Jahren Namen gesammelt«, antwortete Drake. »Männer, die es satt
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