Des Teufels Alternative
Rechtsberatern, die jetzt zu dritt hinter seinem Sessel standen, aufsetzen lassen.
Lawrence gab darin zu, daß die Siegermächte aufgrund des Viermächteabkommens in Berlin besondere Rechte hätten. Jedoch sei die Zuständigkeit für zivil- und strafrechtliche Verfahren, die nicht unter die Militärgerichtsbarkeit der Westmächte fielen, schon seit langem den Westberliner Justizbehörden übertragen worden. Die Entführung der sowjetischen Verkehrsmaschine, fuhr er fort, sei zwar ein abscheuliches Verbrechen, aber es sei nicht von US-Bürgern verübt worden, habe sich nicht gegen US-Bürger gerichtet und sei nicht auf dem US-Stützpunkt Tempelhof begangen worden. Deshalb falle es unter die Zivilgerichtsbarkeit, und die amerikanische Regierung habe keine Möglichkeit gesehen, die ausländischen Täter und Tatzeugen innerhalb Westberlins festzuhalten, obwohl die Verkehrsmaschine auf einem USAF-Stützpunkt gelandet sei.
Ihm bleibe daher nichts anderes übrig, als den sowjetischen Protest zurückzuweisen.
Der Botschafter hörte sich die Ausführungen schweigend an. Dann erwiderte er, er könne diese amerikanische Erklärung nicht akzeptieren und weise sie zurück. Er werde seiner Regierung entsprechend Bericht erstatten. Nach diesen Worten verließ er das Außenministerium und kehrte in seine Botschaft zurück.
In einer kleinen Wohnung im Londoner Stadtteil Bayswater saßen an diesem Tag drei Männer und starrten auf die Zeitungen, die um sie herum auf dem Fußboden verstreut waren.
»Eine Katastrophe!« knurrte Andrew Drake. »Eine einzige Katastrophe! Die beiden hätten längst in Israel sein müssen. Dort wären sie innerhalb eines Monats entlassen worden und hätten ihre Pressekonferenz geben können. Wozu mußten sie den Flugkapitän erschießen?«
»Wenn er in Schönefeld gelandet wäre und sich geweigert hätte, nach Westberlin weiterzufliegen, wären sie sowieso erledigt gewesen«, stellte Asamat Krim fest.
»Sie hätten ihn niederschlagen können«, schnaubte Drake.
»In der Hitze des Gefechts …« meinte Kaminski. »Was tun wir jetzt?«
»Können die Pistolen uns verraten?« wollte Drake von Krim wissen. Der kleine Tatar schüttelte den Kopf.
»Vielleicht läßt sich feststellen, wo sie gekauft worden sind«, antwortete er. »Aber von dort führt keine Spur zu mir. Ich habe mich nicht ausweisen müssen.«
Drake ging in Gedanken versunken auf dem Teppich auf und ab.
»Ich glaube nicht, daß sie ausgeliefert werden«, sagte er schließlich. »Die Sowjets werfen ihnen vor, das Flugzeug entführt, Rudenko erschossen, den KGB-Flugbegleiter angegriffen und den KGB-Agenten in Ternopol überfallen zu haben. Dabei ist der tödliche Schuß auf den Flugkapitän das Hauptverbrechen. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, daß die westdeutsche Regierung zwei Juden zur Hinrichtung an die Sowjetunion ausliefern wird. Sie werden jedoch vor Gericht gestellt und verurteilt werden. Wahrscheinlich bekommen sie lebenslänglich. Miroslaw, packen sie dann über Iwanenko aus?«
Der ukrainische Flüchtling schüttelte den Kopf.
»Bestimmt nicht, wenn sie noch einen Funken Verstand haben«, antwortete er. »Nicht in Westberlin. Denn dann müßten die Deutschen sich die Sache vermutlich doch anders überlegen und die beiden ausliefern. Aber wahrscheinlich würden sie ihnen kein Wort glauben, weil Moskau Iwanenkos Tod abstreiten und als Beweis einen Doppelgänger präsentieren würde. In Moskau dagegen würde man ihnen glauben und sie liquidieren lassen, was ziemlich einfach sein dürfte, weil die Deutschen ihre Geschichte nicht für wahr halten und die beiden nicht unter Sonderbewachung stellen würden. Lew und David hätten keine Chance deshalb werden sie den Mund halten.«
»Das nützt uns nichts«, stellte Krim fest. »Der Zweck der Übung war schließlich, dem sowjetischen Machtapparat einen demütigenden Schlag zu versetzen. Wir können diese Pressekonferenz nicht geben; uns fehlen die winzigen Einzelheiten, mit denen sich die Welt überzeugen ließe. Das können nur Mischkin und Lasareff.«
»Dann müssen wir sie dort rausholen«, sagte Drake entschlossen. »Wir müssen ein zweites Unternehmen starten, mit dem wir erreichen, daß sie nach Tel Aviv geflogen werden, und das ihnen Leben und Freiheit garantiert. Sonst ist alles umsonst gewesen.«
»Was tun wir jetzt?« wiederholte Kaminski.
»Wir denken nach«, antwortete Drake. »Wir machen einen Plan und führen ihn durch. Wir lassen nicht zu, daß sie in Berlin
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