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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Hormus in den Persischen Golf ein. Bei Sonnenaufgang frischte die Brise auf und wurde zu dem kalten Schamal, der aus Nordosten Sand mitbrachte und den Horizont dunstig und verschwommen erscheinen ließ. Die meisten Mitglieder der Schiffsbesatzung kannten dieses Seegebiet recht gut, da sie schon oft hier gewesen waren, um iranisches oder arabisches Erdöl zu laden. Es waren erfahrene Tankerleute.
    Auf einer Seite der Freya glitten die kahlen, trockenen Quoin-Inseln kaum zwei Kabellängen entfernt vorüber; auf der anderen erkannten die Offiziere auf der Brücke die öde Mondlandschaft der Halbinsel Musandam mit ihren steilen Felsen. Da die Freya hoch aus dem Wasser ragte, war die Fahrrinne überall reichlich tief genug. Auf der Rückfahrt, wenn sie mit Erdöl beladen war, würde die Sache anders aussehen. Dann würde der Tanker kleine Fahrt laufen, während auf der Brücke Kapitän und Erster Wachoffizier am Echolot verfolgen würden, wie der Meeresboden nur wenige Meter unter dem Kiel vorbeizog.
    Die Freya fuhr noch immer in Ballast, wie sie aus Chita ausgelaufen war. Sie hatte 60 riesige Tanks, die in drei Reihen zu je 20 Tanks angeordnet waren. Einer davon war der Überlauftank, der lediglich die aus den 50 Ladeöltanks auslaufenden überschüssigen Mengen aufzunehmen hatte. Weitere neun waren Ballasttanks, die mit Meerwasser vollgepumpt wurden, wenn die Freya leer fuhr, und ihr die nötige Stabilität verliehen.
    Aber ihre restlichen 50 Erdöltanks genügten vollauf. Jeder faßte 20   000 Tonnen Rohöl. Thor Larsen und seine Besatzung hatten volles Vertrauen zu den Sicherheitsvorkehrungen der Freya gegen eine Ölkatastrophe, als sie Abu Dhabi ansteuerten, um ihre erste Ladung an Bord zu nehmen.
    Eine kleine Bar in der Pariser Rue Miollin ist das Stammlokal der Randfiguren in der Welt der Söldner und Waffenhändler. Dorthin wurden der Deutsch-Ukrainer und sein englischer Kamerad von dem französischen Kontaktmann des Deutschen begleitet.
    Der Franzose verhandelte eine Dreiviertelstunde lang im Flüsterton mit einem Landsmann. Schließlich kam er zu den beiden Ukrainern zurück.
    »Mein Freund könnte liefern«, erklärte er dem Deutsch-Ukrainer. »Fünfhundert Dollar pro Stück, bar auf die Hand. Jeweils ein volles Magazin wird mitgeliefert.«
    »Wir nehmen sie, wenn er eine Pistole mit vollem Magazin dazugibt«, sagte der Ukrainer.
    Drei Stunden später wurden in der Garage eines Hauses bei Neuilly sechs Maschinenpistolen und eine MAB 9-Millimeter-Pistole im Kofferraum des Wagens der Ukrainer verstaut. Das Geld wurde übergeben. Zwölf Stunden danach, am 24.   Februar kurz vor Mitternacht, erreichten die beiden Männer ihr Apartment in Brüssel und versteckten die Waffen unten im Kleiderschrank.
    Bei Sonnenaufgang am 25.   Februar lief die Freya wieder langsam durch die Straße von Hormus zurück, und auf ihrer Brücke war ein Seufzer der Erleichterung zu hören, als das Echolot fortlaufend größere Tiefen anzeigte. Die Digitalanzeige bewegte sich rasch von 20 auf mehr als 100 Faden Tiefe. Die Freya erreichte allmählich wieder ihre Reisegeschwindigkeit von 15 Knoten, während sie vollbeladen nach Südwesten durch den Golf von Oman lief.
    Sie war jetzt schwerfällig, weil sie das tat, wofür sie konstruiert und gebaut worden war: Sie beförderte eine Million Tonnen Rohöl zu den durstigen Raffinerien Europas und zu den Millionen von Autos, die mit Benzin und Dieseltreibstoff angetrieben werden. Der Tiefgang betrug jetzt, wie berechnet, 30   Meter. Die Warnanlagen hatten diese Tatsache registriert und wußten, welche Systeme sie auszulösen hatten, falls der Meeresboden jemals gefährlich nahekommen sollte.
    Die neun Ballasttanks waren jetzt leer und dienten als Auftriebtanks. Die erste Dreierreihe weit vorn im Schiffsbug bestand aus je einem vollen Ladeöltank an Steuerbord und Backbord, zwischen denen der einzelne Überlauftank lag. Dahinter waren die ersten drei leeren Ballasttanks angeordnet. Die zweite Dreierreihe folgte mittschiffs, und die dritte befand sich am Fuß der Aufbauten, in deren fünftem Geschoß Kapitän Thor Larsen jetzt die Freya dem Ersten Wachoffizier übergab, bevor er in seine behagliche Kabine hinunterging, um zu frühstücken und ein Nickerchen zu machen.
    Am Morgen des 26.   Februar begann der Vorsitzende Richter nach einer mehrtägigen Verhandlung im Gerichtssaal des Westberliner Gefängnisses Moabit mit der Verkündung des von ihm und seinen beiden Kollegen gefällten Urteils.

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