Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
Terroristen warnt, bevor wir ihn zum Schweigen bringen können – und alles wäre verloren. Ich glaube, daß unsere beste Chance darin besteht, direkt auf den Mann mit der Fernzündung zu operieren und ihn unschädlich zu machen.«
    »Falls die ›Freya‹ hochgeht, können Sie und Ihre Männer doch wohl über Bord springen und zur ›Argyll‹ schwimmen?« meinte ein anderer Ministerialbeamter.
    Major Fallons sonnengebräuntes Gesicht verlor für einen Augenblick den Ausdruck dienstlicher Sachlichkeit, als er den Mann anstarrte.
    »Sir, falls das Schiff hochgeht, wird jeder Schwimmer in einem Umkreis von zweihundert Metern von den Strudeln in die Tiefe gerissen.«
    »Entschuldigen Sie, Major Fallon«, beschwichtigte ihn der Kabinettssekretär. »Ich bin davon überzeugt, daß mein Kollege nur an Ihre eigene Sicherheit gedacht hat. Ich sehe nur eine große Schwierigkeit: Der Grad der Wahrscheinlichkeit, daß Sie den Mann mit dem Fernzünder ausschalten können, ist nicht einmal annähernd bestimmbar. Sollten Sie ihn nicht daran hindern können, die Sprengladungen zu zünden, bricht vermutlich genau die Katastrophe herein, die wir vermeiden wollen …«
    »Ganz recht, Sir Julian«, warf Colonel Holmes ein. »Aber falls die Terroristen im Laufe des Tages drohen, die ›Freya‹ nachts zu einem bestimmten Zeitpunkt in die Luft zu sprengen, und falls die deutsche Regierung es weiterhin ablehnt, Mischkin und Lasareff freizulassen, sind wir einzig und allein auf Major Fallons Lösung angewiesen. Dann bleibt uns gar nichts anderes mehr übrig!«
    Die anderen murmelten zustimmend. Sir Julian sah ein, daß Holmes recht hätte.
    »Gut, dann weist das Verteidigungsministerium die ›Argyll‹ an, sich als Sichtschutz zwischen Major Fallons Schnellboote und die ›Freya‹ zu legen. Die Flugsicherung wird vom Ministerium angewiesen, den Luftraum um den Kreuzer herum freizuhalten; die übrigen beteiligten Dienststellen sorgen dafür, daß die Besatzungen etwa in der Nähe liegender Boote über Major Fallons Vorbereitungen Schweigen bewahren. Und was haben Sie persönlich vor, Major Fallon?«
    Der SBS-Kommandeur sah auf seine Uhr. Es war 5   Uhr   15.
    »Die Marine leiht mir einen Hubschrauber, der mich vom Heliport Battersea aufs Achterdeck der ›Argyll‹ bringt«, antwortete er. »Wenn ich jetzt hinausfahre, komme ich ungefähr gleichzeitig mit meinen Leuten an.«
    »Gut, dann wollen wir Sie nicht länger aufhalten. Viel Glück und alles Gute, junger Mann.«
    Die Angehörigen des Krisenstabes standen auf, als der sichtlich verlegene Major das Schiffsmodell und die Pläne und Fotos mitnahm und mit Colonel Holmes den Raum verließ, um zum Hubschrauberlandeplatz an der Themse zu fahren.
    Sir Julian verließ müde den Konferenzraum, in dem blaue Rauchschwaden hingen, und schritt in die kühle Morgendämmerung eines weiteren Frühlingstages hinaus, um der Premierministerin Bericht zu erstatten.
    Um 6   Uhr wurde in Bonn eine kurze Erklärung veröffentlicht, in der es hieß, nach eingehender Würdigung aller Umstände sei die Bundesregierung zu dem Schluß gekommen, es sei falsch, sich einer Erpressung zu beugen. Sie habe deshalb ihre Entscheidung, Mischkin und Lasareff um 8   Uhr freizulassen, widerrufen.
    Statt dessen, hieß es in der Erklärung weiter, werde die Bundesregierung alles in ihrer Macht Stehende tun, um Verhandlungen mit den Entführern der Freya herbeizuführen und die Befreiung von Schiff und Besatzung auf anderem Wege zu erreichen.
    Die Nachbarländer der Bundesrepublik hatten den Text dieser Erklärung erst eine Stunde vor der Veröffentlichung erhalten. In allen Hauptstädten mit Ausnahme Londons stellten sich die Regierungschefs insgeheim die gleiche Frage: »Was hat Bonn vor, verdammt noch mal?«
    Inoffiziell ließ Bonn alle Regierungen jedoch auch wissen, der Sinneswandel sei auf nachdrückliche amerikanische Einflußnahme hin zustande gekommen – und man habe sich nur bereit erklärt, die Freilassung der beiden Flugzeugentführer hinauszuschieben, weil man hoffe, daß in Kürze eine Wende zum Guten eintrete.
    Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Erklärung führte der Bonner Regierungssprecher mit zwei einflußreichen deutschen Journalisten kurze Telefongespräche, in deren Verlauf er zu verstehen gab, die Regierung habe ihre Entscheidung nur unter massivem Druck Washingtons umgestoßen.
    Der Rundfunk verbreitete die Erklärung aus Bonn in den ersten Nachrichtensendungen des Tages, während die

Weitere Kostenlose Bücher