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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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zögerte.
    »Überlegen Sie nicht lange, Mann!« polterte der Schwede. »Die Terroristen brauchen nichts davon zu erfahren. Wenn die Sache schiefgehen sollte, hat seine Frau ihn wenigstens noch ein letztes Mal sehen können.«
    »Bringen Sie Frau Larsen in vierzig Minuten hierher«, entschied Grayling. »Wir starten um vierzehn Uhr dreißig.«
    Das Gespräch auf Kanal 20 war von sämtlichen Geheimdiensten und zahlreichen Nachrichtenredaktionen mitgehört worden. Die Telefonleitungen, die Rotterdam mit neun europäischen Hauptstädten verbanden, waren total überlastet. Die National Security Agency übermittelte dem Weißen Haus über Fernschreiber ein Wortprotokoll für Präsident Matthews. Ein junger Beamter hastete über den Rasen zwischen Cabinet Office und Downing Street Nr.   10, um der englischen Premierministerin das gleiche Protokoll zu überbringen. Der israelische Botschafter in Bonn wandte sich im Auftrag seines Regierungschefs mit der dringenden Bitte an den deutschen Bundeskanzler, man möge Kapitän Larsen fragen, ob die Terroristen Juden seien. Der Bundeskanzler versprach ihm, seinen Botschafter entsprechend zu instruieren.
    Im selben Moment, in dem Jan Grayling nach dem Gespräch mit Larsen den Telefonhörer aufgelegt hatte, war der Jet, der Adam Munro von Moskau nach England zurückbrachte, auf der Landebahn Null-Eins des Londoner Flughafens Heathrow aufgesetzt.
    Nachdem Barry Ferndale seinen Dienstausweis des Außenministeriums vorgezeigt hatte, war sein Chauffeur bis aufs Vorfeld gefahren. Ferndale nahm jetzt neben seinem finster blickenden Kollegen aus Moskau auf dem Rücksitz des Wagens Platz. Die Limousine war luxuriöser als die meisten Dienstwagen der Firma; sie hatte eine Trennscheibe zwischen den Vorder- und Rücksitzen und stand über Autotelefon mit der Zentrale in Verbindung.
    Als der Wagen durch den Tunnel rollte, der den Flughafen mit der Autobahn M 4 verband, brach Ferndale das Schweigen.
    »Eine schlimme Sache, alter Junge«, meinte er mitfühlend.
    »Eine Katastrophe!« erwiderte Munro. »Die Nachtigall ist enttarnt, fürchte ich. Jedenfalls wird sie von der Opposition beschattet. Vielleicht ist sie inzwischen schon festgenommen worden.«
    Ferndale nickte voller Anteilnahme.
    »Verdammtes Pech«, sagte er. »Es ist immer scheußlich, wenn man einen Agenten verliert. Danach ist man selbst ganz fertig. Ich hab’ früher auch ein paar verloren, wissen Sie. Einer ist elend umgekommen. Aber das gehört eben zu unserem Beruf, Adam. Auch das gehört zu dem, was Kipling als das große Spiel bezeichnet hat.«
    »Alles schön und gut, aber das ist kein Spiel«, sagte Munro. »Und was das KGB der Nachtigall antun wird, ist kein Scherz.«
    »Selbstverständlich nicht! Entschuldigen Sie, das hätte ich nicht sagen sollen.« Ferndale machte eine Pause, während die Limousine sich in den Verkehrsstrom einordnete. Dann setzte er von neuem an: »Aber Sie kennen die Antwort auf unsere Frage? Warum Rudin sich so krampfhaft gegen die Freilassung von Mischkin und Lasareff sträubt?«
    »Die Antwort auf die Frage der Premierministerin«, korrigierte Munro. »Ja, die habe ich.«
    »Und sie lautet?«
    »Sie hat die Frage gestellt, also soll sie auch die Antwort hören. Ich hoffe, sie ist mit ihr zufrieden. Immerhin hat sie ein Menschenleben gekostet.«
    »Das ist alles nicht so einfach, Adam, alter Junge«, wandte Ferndale ein. »Zur Premierministerin kann man nicht einfach hineinplatzen, verstehen Sie? Selbst der Meister muß um einen Termin bitten.«
    »Dann fordern Sie ihn auf, sich um einen zu bemühen.« Munro zeigte auf das Autotelefon.
    »Mir bleibt wohl nichts anderes übrig«, stimmte Ferndale ruhig zu. Wirklich schade, daß ein begabter Mann auf diese Weise seine Karriere zerstörte, aber Munro war offenbar nicht mehr zu helfen. Ferndale hatte nicht die Absicht, sich dem anderen in den Weg zu stellen. Der Meister hatte ihn aufgefordert, mit ihm in Verbindung zu bleiben – und genau das tat er jetzt.
    Zehn Minuten später rief Sir Nigel die Premierministerin an.
    »Er will die Antwort nur mir persönlich mitteilen, Sir Nigel?« fragte sie. »Ist das nicht ein bißchen ungewöhnlich?«
    »Sogar äußerst ungewöhnlich, Ma’am. Genaugenommen, ist es geradezu unerhört! Mr.   Munro wird sich vom Dienst trennen müssen, fürchte ich. Aber ich kann ihn nicht zum Reden zwingen – außer ich lasse ihn von Spezialisten vernehmen. Er hat einen Informanten verloren, mit dem er in den vergangenen neun

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