Des Teufels Alternative
über den Rasen zu der schmalen Zufahrt zwischen dem Hauptgebäude, einer viktorianischen Monstrosität mit Säulen, Giebeln und einer verwirrenden Vielfalt von Fenstern, und dem viel kleineren Westflügel, einem quadratischen glatten Kasten, der sich aus einer kleinen Senke erhob.
Munro würde zu einer schmalen Tür im Kellergeschoß geführt, hinter der an einem einfachen Tischchen ein Polizeibeamter saß. Die FBI-Agenten legten Munros und ihre Ausweise vor. Munro war überrascht: dies alles unterschied sich zu sehr von der prächtigen Fassade des Haupteingangs, die von den Touristen bewundert und von den Amerikanern verehrt wurde.
Der Polizeibeamte telefonierte kurz. Einige Minuten später trat eine Sekretärin aus dem Aufzug. Sie führte die drei Männer über den Korridor zu einer schmalen Treppe, über die sie ins Erdgeschoß gelangten. In der Eingangshalle, die mit kostbarem Teppichboden ausgelegt war, erwartete sie ein junger Mann aus dem Stab des Präsidenten. Als er den unrasierten Engländer in dem verknitterten Anzug sah, zog er die Augenbrauen hoch.
»Kommen Sie bitte gleich mit, Mr. Munro«, sagte er und ging voraus. Die beiden FBI-Agenten und die Sekretärin blieben zurück.
Munro wurde durch einen Korridor geführt, in dem eine kleine Lincolnbüste stand. Mitarbeiter aus dem Stab des Präsidenten kamen ihnen entgegen und gingen grußlos vorbei. Munros Begleiter bog plötzlich nach links in einen Gang ein und blieb kurz darauf vor einem weiteren Polizeibeamten stehen, der an seinem Schreibtisch neben einer weißen, in Quadrate unterteilten Tür saß, die flach in die Wand eingelassen war. Der Beamte blätterte ausgiebig in Munros Reisepaß, betrachtete dessen Inhaber mit deutlichem Mißfallen und drückte auf einen Knopf unter der Tischplatte. Als der elektrische Türöffner summte, drückte der junge Mann neben Munro gegen die Tür, hielt sie auf und ließ dem Engländer den Vortritt. Munro machte zwei Schritte und fand sich in dem Ovalen Zimmer wieder. Hinter ihm schloß sich die Tür mit leisem Klicken.
Die vier Männer, die in dem Raum versammelt waren, hatten offenbar auf ihn gewartet. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet, der nun mit dem Rücken zu der geschlossenen Tür stand. Munro erkannte William Matthews, obwohl dies nicht der Präsident war, den seine Wähler kannten: Er sah müde, erschöpft und zehn Jahre älter aus als der lächelnde, selbstsichere und energische Mann auf den Wahlplakaten.
Robert Benson stand auf und ging dem Gast entgegen.
»Ich bin Bob Benson«, stellte er sich vor. Er führte Munro zum Schreibtisch des Präsidenten. William Matthews lehnte sich über die Tischplatte und schüttelte dem Engländer die Hand. Dann wurde Munro dem Außenminister und dem Sicherheitsberater vorgestellt, deren Gesichter er von Pressefotos kannte.
»So«, sagte der Präsident und starrte den britischen Geheimdienstmann über seinen Schreibtisch hinweg neugierig an, »Sie sind also der Mann, der die Nachtigall führt?«
»Geführt hat, Mr. President«, sagte Munro. »Ich muß leider annehmen, daß unser Informant vor zwölf Stunden dem KGB in die Hände gefallen ist.«
»Das tut mir leid«, antwortete Matthews. »Sie wissen, was für ein schreckliches Ultimatum mir der sowjetische Staats- und Parteichef im Zusammenhang mit dieser Tankergeschichte gestellt hat? Ich mußte wissen, warum er das getan hat.«
»Jetzt wissen wir’s«, sagte Poklewski, »aber das hilft uns auch nicht viel weiter. Es beweist nur, daß Rudin in der Klemme steckt – genau wie wir. Es ist unglaublich: Juri Iwanenko wird auf offener Straße von zwei Dilettanten erschossen! Aber wir stecken nicht weniger tief in dieser Sache …«
»Mr. Munro, wir brauchen Ihnen nicht zu erklären, wie wichtig der Dubliner Vertrag ist und daß ein Krieg droht, falls Jefrem Wischnajew an die Macht kommen sollte«, sagte David Lawrence. »Sie haben wahrscheinlich alle Wortprotokolle aus dem Politbüro gelesen, die Ihnen die Nachtigall übergeben hat?«
»Ja, ich kenne den Originaltext«, sagte Munro. »Ich weiß, was für beide Seiten auf dem Spiel steht.«
»Und wie, in Gottes Namen, können wir uns aus dieser Lage befreien?« fragte Präsident Matthews. »Ihre Premierministerin hat mich gebeten, Sie zu empfangen, damit Sie uns einen Plan unterbreiten, der nicht am Telefon besprochen werden kann. Deswegen sind Sie doch hier?«
»Ja, Mr. President.«
In diesem Augenblick klingelte eines der Telefone. Benson
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