Des Teufels Alternative
glauben.«
»Warum kommst du nicht gleich jetzt mit?«
»Du weißt, daß ich zurück auf die ›Freya‹ muß. Meine Zeit ist abgelaufen.«
»Geh nicht zurück«, bat sie ihn. »Dort bringen sie dich um.«
Lisa schnüffelte laut; sie bemühte sich, nicht zu weinen, um ihm nicht weh zu tun.
»Die ›Freya‹ ist mein Schiff«, sagte er ruhig. »Ich bin für ihre Besatzung verantwortlich. Du weißt, daß ich sie nicht im Stich lassen darf.«
Er ließ seine Frau in ihrem Sessel zurück.
In dem Augenblick, in dem Thor Larsen die Kabine des Kreuzerkommandanten der Argyll verließ, fuhr die Limousine, die Adam Munro zu seinem Flugzeug bringen sollte, durch die Menschenmenge in der Downing Street, die sich versammelt hatte, um in dieser Krisensituation vielleicht einen Blick auf das eine oder andere Staatsoberhaupt zu erhaschen. Der Wagen bog über den Parliament Square zur Cromwell Road ab und fuhr dann auf der Schnellstraße nach Heathrow.
Fünf Minuten später bestieg Thor Larsen wieder den Hubschrauber, von dem aus er auf die Landeplattform der Freya abgeseilt werden sollte.
Kapitän zur See Preston und die vier anderen Kommandanten standen am Rand der Landeplattform des Kreuzers. Jetzt hob die Westland Wessex ab.
»Meine Herren!« sagte Preston. Fünf Hände wurden grüßend an fünf goldbestickte Mützenschirme gelegt.
Mike Manning sah, daß der bärtige Norweger ihn bis zuletzt anstarrte.
Er weiß alles! dachte er entsetzt. Großer Gott, er weiß alles!
Thor Larsen wurde an Bord der Freya von einem bewaffneten Terroristen in die Kapitänssuite geführt. Swoboda saß an seinem gewohnten Platz. Er forderte Larsen mit einer Handbewegung auf, sich ihm gegenüber an den Tisch zu setzen.
»Haben die Leute Ihnen geglaubt?« fragte der Ukrainer.
»Ja«, sagte Larsen, »sie haben mir geglaubt. Und Sie haben recht gehabt. Nachts sollten Froschmänner angreifen. Inzwischen ist das Unternehmen abgeblasen worden.«
Drake schnaubte verächtlich.
»Das ist ihr Glück«, sagte er. »Hätten sie’s versucht, hätte ich, ohne zu zögern, auf diesen Knopf gedrückt, auch wenn das Selbstmord gewesen wäre. Ich hätte keine Alternative gehabt.«
Präsident Matthews hatte eine Viertelstunde lang mit der britischen Premierministerin telefoniert. Um 11 Uhr 50 legte er schließlich den Hörer auf und sah zu seinen drei Beratern hinüber, die das Gespräch über den Telefonlautsprecher mitgehört hatten.
»Das war’s also«, sagte er. »Die Briten haben den Nachtangriff abgeblasen. Wieder eine Hoffnung weniger. Jetzt bleibt uns wohl doch nichts anderes mehr übrig, als die ›Freya‹ in die Luft zu jagen. Ist die ›Moran‹ in Position?«
»Feuerbereit in Position«, bestätigte Stanislaw Poklewski.
»Es sei denn, dieser Munro macht einen brauchbaren Vorschlag«, sagte Robert Benson. »Empfangen Sie ihn, Mr. President?«
»Bob, ich empfange sogar den Teufel persönlich, wenn er mir einen Ausweg aus diesem Dilemma zeigen kann«, antwortete Matthews.
»Immerhin steht jetzt eines fest«, sagte David Lawrence. »Maxim Rudin hat nicht übersteigert reagiert. Ihm ist letztlich gar nichts anderes übriggeblieben. In seinem Kampf gegen Jefrem Wischnajew hat er schon alle Trümpfe ausgespielt. Wie mag den beiden Ukrainern bloß gelungen sein, Juri Iwanenko zu erschießen?«
»Wir müssen annehmen, daß ihnen der Mann geholfen hat, der jetzt die Terroristen an Bord der ›Freya‹ anführt«, sagte Benson. »Den möchte ich gern in die Finger bekommen!«
»Um ihn umzubringen, was?« fragte Lawrence angewidert.
»Falsch!« antwortete Benson. »Um ihn anzuheuern. Er ist energisch, einfallsreich und rücksichtslos. Er hat erreicht, daß zehn europäische Regierungen nach seiner Pfeife tanzen.«
Es war 12 Uhr in Washington und 17 Uhr in London, als die Concorde nach Boston mit heulenden Triebwerken über die Startbahn des Flughafens Heathrow fegte, ihr stelzenähnliches Fahrgestell einklappte, den nach unten geneigten spitzen Bug aufrichtete und im Steigflug die Schallmauer durchbrach.
Normalerweise durfte die Schallmauer erst weit über dem Atlantik durchbrochen werden, aber für diesen Flug lag eine Ausnahmegenehmigung von Downing Street Nr. 10 vor. Der Flugkapitän nahm die Leistung der vier heulenden Olympus-Triebwerke nach dem Start kaum zurück, und 72 Tonnen Schub jagten die Maschine in die Stratosphäre. Die Concorde würde für die Strecke von London nach Washington drei Stunden benötigen, zwei
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