Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
zu machen, der uns beide aus dieser mißlichen Lage befreien könnte.«
    »Wer ist dieser Amerikaner?« fragte Rudin.
    »Er ist kein Amerikaner, sondern ein Engländer«, antwortete Präsident Matthews. »Er heißt Adam Munro.«
    Am anderen Ende herrschte sekundenlang Schweigen, bevor Rudin widerwillig sagte:
    »Geben Sie meinen Mitarbeitern den Flugplan durch – Höhe, Geschwindigkeit und Kurs. Ich sorge dafür, daß die Maschine unbehelligt einfliegen kann. Sobald der Mann gelandet ist, soll er zu mir kommen. Spakoinjo notsch , William.«
    »Er wünscht Ihnen eine gute Nacht, Mr.   President«, sagte der Dolmetscher.
    »Das soll wohl ein Witz sein?« meinte William Matthews. Er nickte Benson zu. »Geben Sie seinen Leuten die nötigen Informationen über den Flugweg der Maschine, und weisen Sie die Black Bird an, nach Moskau weiterzufliegen.«
    In Europa war Mitternacht. An Bord der Freya begann für die Geiseln und die Terroristen der dritte Tag der Besetzung. Es sollte der letzte sein. Bevor es wieder Mitternacht schlug, waren Mischkin und Lasareff in Israel – oder die Freya war ohne Rücksicht auf die Menschen an Bord vernichtet.
    Trotz seiner ursprünglich angekündigten Absicht, während der Nacht eine andere Kabine aufzusuchen, war Drake in der Kapitänssuite geblieben. Er war überzeugt davon, daß die Royal Marines nicht angreifen würden, nachdem sie von den Sicherheitsvorkehrungen der Besetzer gehört hatten.
    Im Tagesraum saßen er und Thor Larsen sich an dem breiten Tisch gegenüber. Beide Männer befanden sich am Rande der totalen Erschöpfung. Larsen kämpfte gegen die Wellen der Müdigkeit an, die ihn dazu zwingen wollten, den Kopf auf die Arme zu legen und zu schlafen. Er spielte sein privates Spiel weiter: Er versuchte, Swoboda am Schlafen zu hindern, indem er ihn zu irgendwelchen Antworten provozierte.
    Er wußte inzwischen, daß Swoboda sich am ehesten dazu hinreißen ließ, seine letzte Nervenkraft zu verbrauchen, wenn das Gespräch auf die Russen kam.
    »Ich glaube nicht an Ihren Volksaufstand, Mr.   Swoboda«, erklärte der Kapitän dem Terroristen. »Ich bezweifle, daß die Russen sich jemals gegen die Machthaber im Kreml auflehnen werden. Die Männer im Kreml mögen rücksichtslose Tyrannen sein, aber sobald sie mit dem Schreckgespenst einer Fremdherrschaft drohen, können sie auf den grenzenlosen russischen Patriotismus bauen.«
    Der Norweger fürchtete einen Augenblick lang, zuviel riskiert zu haben. Swoboda war vor Wut blaß geworden, und seine rechte Hand verkrampfte sich um den Griff der Pistole.
    »Der Teufel soll diesen Patriotismus holen!« brüllte er und sprang auf. »Ich hab es satt, im Westen immer wieder von dem wunderbaren russischen Patriotismus zu hören!
    Was für ein Patriotismus ist das, der nur von der Zerstörung anderer Völker lebt? Wie steht es mit meinem Patriotismus, Captain? Was ist mit der Liebe, die die Ukrainer für ihre unterdrückte Heimat empfinden? Was ist mit den Georgiern, Armeniern, Litauern, Estländern und Letten? Steht diesen Menschen kein Patriotismus zu? Muß denn alles dieser grenzenlosen, widerwärtigen Liebe zu Mütterchen Rußland untergeordnet werden?
    Ich hasse diesen verfluchten Patriotismus! Er ist die Rechtfertigung für die Unterdrückung – schon seit Iwan dem Schrecklichen und Peter dem Großen. Er kann nur fortbestehen, solange die Nachbarvölker unterjocht und versklavt werden.«
    Der Ukrainer war halb um den Tisch herumgekommen und stand jetzt vor Larsen, heftig mit der Pistole gestikulierend. Er hatte sich durch das laute Sprechen verausgabt und keuchte vor Anstrengung. Als er sich schließlich wieder in der Gewalt hatte und zu seinem Sessel zurückging, deutete er mit dem Pistolenlauf wie mit einem Zeigefinger auf den Kapitän:
    »Eines Tages, vielleicht schon bald, wird das russische Reich zerbrechen. An einem nicht mehr fernen Tag werden die Rumänen sich auf ihren Patriotismus besinnen – und die Polen und die Tschechen ebenso. Dann werden die Deutschen und Ungarn folgen. Und die Balten und Ukrainer, die Georgier und Armenier. Das russische Reich wird zerfallen, wie das Römische Reich und das Britische Empire zerfallen sind, weil ihre Herrscher in ihrem Machtanspruch unersättlich waren.
    Innerhalb der nächsten zwanzig Stunden werde ich selbst den Meißel ansetzen und einen gigantischen Hammer schwingen, um einen Block aus diesem Gefüge herauszubrechen. Wenn Sie oder andere sich mir in den Weg stellen, kostet Sie das Ihr

Weitere Kostenlose Bücher