Des Teufels Alternative
Bewegung im Beobachtungsbereich entdecken.
Drake sprach in sein Sprechfunkgerät. Hoch oben auf der Brücke drückte Asamat Krim auf den Sirenenknopf der Freya.
Das tiefe Heulen der Sirene erfüllte die Luft und durchbrach die über dem Meer lastende graue Stille.
»Sie versuchen, das Motorengeräusch mit der Sirene zu übertönen«, stellte Kapitän Preston auf der Brücke der Argyll fest. »Aber wir haben den Kutter im Radar, sobald er von der ›Freya‹ ablegt.«
Sekunden später kuppelte der Terrorist an Bord des Kutters den Bootsmotor auf die Welle, und der Kutter, dessen Gashebel festgeklemmt war, setzte sich ruckartig in Bewegung. Der Mann sprang hoch, bekam das von der Reling der Freya zu ihm herabhängende Seil zu fassen, zog die Beine an und ließ das leere Boot unter sich davonrauschen. Es war in Sekundenschnelle im Nebel verschwunden und pflügte nach Westen durchs Wasser – genau auf die Kriegsschiffe zu.
Der Terrorist ließ sich am Seil in das Schlauchboot hinab, in dem seine Kameraden auf ihn warteten. Einer von ihnen zog an der Anlasserschnur; der Außenbordmotor sprang sofort an und brummte gleichmäßig. Die fünf Männer hielten sich fest, während der Rudergänger Gas gab. Das Schlauchboot reckte seinen Bug aus dem Wasser, umfuhr das Heck der Freya und schoß mit aufheulendem Motor über die stille See in Richtung Holland davon.
Der Radarbeobachter der Nimrod ortete den Stahlrumpf des Kutters augenblicklich; das Schlauchboot warf dagegen kein Radarecho zurück.
»Der Kutter hat abgelegt«, teilte er der Argyll tief unter ihm mit. »Er kommt genau auf Sie zu!«
Kapitän Preston sah auf sein eigenes Radargerät.
»Ja, ich hab’ ihn«, sagte er und beobachtete den kleinen Blip, der sich von dem großen löste, der die Freya darstellte.
»Er hat recht, der Kutter hält auf uns zu«, sagte Preston zu seinem Ersten Offizier. »Was haben die Kerle bloß vor?«
Bei voller Leistung machte der leere Kutter etwa 15 Knoten. In 20 Minuten würde er die Kriegsschiffe erreichen, ihre Kette durchbrechen und zu der Bootsflottille vorstoßen.
»Wahrscheinlich bilden sie sich ein, sie könnten an uns vorbeischlüpfen und im Nebel zwischen den anderen Booten verschwinden«, meinte der Erste Offizier. »Sollen wir die ›Cutlass‹ losschicken, um ihn abfangen zu lassen?«
»Ich riskiere keinen einzigen Mann mehr, auch wenn Major Fallon es kaum noch erwarten kann, sich auf die Terroristen zu stürzen«, entschied Preston. »Die Kerle haben bereits ein Besatzungsmitglied der ›Freya‹ erschossen, und die Befehle der Admiralität sind eindeutig. Wir versenken den Kutter durch Geschützfeuer.«
Alles lief so glatt ab wie bei einer Übung. Die vier anderen Kriegsschiffe wurden über Funk gebeten, nicht zu schießen, sondern diese Aufgabe der Argyll zu überlassen. Ihre 12,7-cm-Türme vorn und achtern nahmen radargesteuert das Ziel auf und eröffneten das Feuer.
Selbst auf drei Seemeilen Entfernung war das Ziel winzig. Irgendwie überstand es die erste Salve. Weder von der Argyll noch von den Schnellbooten aus waren die rings um den Kutter aufsteigenden Wasserfontänen zu beobachten. Was dort draußen im Nebel geschah, konnte keiner sehen. Nur das Radar verfolgte jeden Einschlag und stellte fest, daß das Zielfahrzeug noch schwamm. Aber die Radargeräte konnten nicht erkennen, daß der Kutter keinen Rudergänger hatte und daß sich im Bootsheck keine schreckensbleichen Gestalten zusammendrängten.
Andrew Drake und Asamat Krim hockten schweigend in ihrem Zweimannboot unter dem Heck der Freya und warteten. Drake hielt das von der Reling herabhängende Tau fest. Dann hörten sie im Nebel das erste Aufbrüllen der Geschütze der Argyll. Drake nickte Krim zu, der den Außenbordmotor startete, und ließ das Tau los. Das leichte Schlauchboot nahm Fahrt auf und glitt über die ruhige See, während die Sirene der Freya das Motorengeräusch übertönte.
Krim warf einen Blick auf den wasserdichten Kompaß, den er am linken Handgelenk trug, und hielt etwas mehr nach Süden. Er hatte ausgerechnet, daß sie bei voller Fahrt eine Dreiviertelstunde brauchen würden, um von der Freya aus das Inselgewirr von Nord- und Süd-Beveland zu erreichen.
Um 19 Uhr 05 wurde der Kutter von der sechsten Granate der Argyll getroffen. Der Volltreffer zerriß das Boot, hob es halb aus dem Wasser und ließ es kentern. Im nächsten Augenblick explodierte der Treibstofftank, und das Stahlboot sank wie ein
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