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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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verzweifelt mit den Schlüsseln, während er die Tür aufzusperren versuchte. Sein Kollege, der am Ende des Korridors vor Lasareffs Zelle Wache hielt, kam ihm auf seinen Ruf hin zu Hilfe. Sie stürzten gemeinsam in Mischkins Zelle und beugten sich über die leblose Gestalt.
    »Er ist tot!« sagte einer von ihnen. Der andere lief in den Korridor hinaus und drückte auf den Alarmknopf. Dann hasteten sie zu Lasareffs Zelle, sperrten sie auf und stürmten hinein.
    Der zweite Häftling lag zusammengekrümmt auf seiner Pritsche und wurde von Krämpfen geschüttelt.
    »He, was hast du?« rief einer der Polizeibeamten, aber er sprach Hebräisch, das Lasareff nicht verstand. Der Sterbende stieß drei Worte auf russisch hervor. Die Beamten hörten sie deutlich und wiederholten sie später vor ihren Vorgesetzten, die diese drei Worte übersetzen konnten.
    »KGB … Chef … tot …«
    Mehr brachte er nicht heraus. Seine Lippen bewegten sich nicht mehr. Er lag auf der Pritsche und hielt die blicklosen Augen auf die blauen Uniformen vor ihm gerichtet.
    Die Alarmglocke rief den Polizeichef, ein gutes Dutzend Beamte aller Dienstgrade und den Polizeiarzt, der noch im Dienstzimmer des Polizeichefs Kaffeegetrunken hatte, in den Keller.
    Der Arzt untersuchte die beiden Toten rasch. Er konzentrierte sich auf Mund, Rachen und Augen und horchte vergeblich nach Herztönen. Schließlich richtete er sich auf und stapfte aus der zweiten Zelle in den Korridor hinaus. Der Polizeichef folgte ihm mit besorgter Miene.
    »Was ist passiert, um Himmels willen?« fragte er den Arzt.
    »Genaues kann ich erst sagen, wenn ich eine Autopsie vornehme, aber vielleicht wird mir der Fall auch aus den Händen genommen. Was passiert ist, läßt sich mit wenigen Worten sagen: Die beiden sind vergiftet worden.«
    »Aber sie haben doch nichts gegessen!« wandte der Polizeichef ein. »Und nichts getrunken. Sie sollten eben erst ihr Abendessen bekommen. Vielleicht auf dem Flughafen … oder im Flugzeug?«
    »Nein«, widersprach der Arzt. »Ein langsamwirkendes Gift hätte nicht so plötzlich zum Tod geführt – und vor allem nicht zum gleichen Zeitpunkt. Dazu reagieren menschliche Körper zu unterschiedlich. Beide haben eine starke Dosis eines schnellwirkenden Gifts – vermutlich Blausäure – geschluckt, oder es ist ihnen sonstwie beigebracht worden. Es muß innerhalb von zehn bis fünfzehn Sekunden gewirkt haben.«
    »Aber das ist unmöglich!« rief der Polizeichef aus. »Meine Leute haben die ganze Zeit im Korridor Wache gehalten. Die beiden Häftlinge sind gründlichst durchsucht worden, bevor wir sie eingesperrt haben. Mund, After, überall. Sie haben keine Giftkapseln bei sich gehabt. Und außerdem – warum sollten sie sich umbringen? Sie standen kurz vor der Freilassung.«
    »Keine Ahnung«, sagte der Arzt. »Jedenfalls sind sie an dem Gift innerhalb weniger Sekunden gestorben.«
    »Ich muß das sofort dem Ministerpräsidenten mitteilen.« Der Polizeichef lief in sein Büro hinauf, um zu telefonieren.
    Der persönliche Sicherheitsberater des Ministerpräsidenten war wie fast alle Israelis seines Alters ein ehemaliger Soldat. Aber dieser Mann, den Eingeweihte einfach als »Barak« kannten, war niemals ein gewöhnlicher Soldat gewesen. Er hatte seine Offizierslaufbahn als Fallschirmjäger unter dem Befehl Rafael Eytans, des als »Raful« zur Legende gewordenen Kommandeurs der Fallschirmjäger, begonnen. Zuletzt war er Major in General Arik Scharons Eliteeinheit 101 gewesen, bis ihm bei einem Vergeltungsangriff gegen einen Palästinenserwohnblock in Beirut das linke Knie zerschossen worden war. Seitdem war er als Sicherheitsspezialist tätig. Mit seinem Fachwissen und seinem Vorstellungsvermögen ersann er alle nur denkbaren Möglichkeiten, den israelischen Ministerpräsidenten zu ermorden – um ihn dann durch die Umkehrung seiner Schlußfolgerungen vor Mordanschlägen zu beschützen. Er war es, der den Anruf entgegennahm und mit der Hiobsbotschaft in Golens Arbeitszimmer trat, wo der Ministerpräsident noch am Schreibtisch saß.
    »In ihren Zellen?« wiederholte der Ministerpräsident ungläubig. »Können Sie sich vorstellen, daß sie das Gift selbst eingenommen haben?«
    »Nein, das halte ich für ausgeschlossen«, sagte Barak. »Sie hatten allen Grund, leben zu wollen.«
    »Dann sind sie ermordet worden?«
    »So sieht’s aus!«
    »Und von wem?«
    »Vom KGB. Einer der beiden hat auf russisch etwas über das KGB gemurmelt, bevor er gestorben ist. Er

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