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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Aufforderung zu hören: »Bitte, mein Herr, zeigen Sie den Inhalt Ihrer Taschen vor!« Er trug genug auf seiner Brust, um für 25   Jahre ins Arbeitslager Potma geschickt zu werden. Schließlich durfte er gehen. Mittlerweile war die Autobatterie leer, und vier Vopos mußten ihn anschieben.
    Das rechte vordere Achslager quietschte erbärmlich, so daß die Volkspolizisten Munro vorschlugen, in Dresden zu übernachten und den Schaden beheben zu lassen. Munro entschuldigte sich damit, daß sein Visum um Mitternacht ablaufe – was stimmte –, und fuhr los. Zehn Minuten vor Mitternacht erreichte er den Grenzübergang Hirschberg an der Saale. Er hatte die gesamte Strecke mit Tempo 30 und immer lauter quietschendem Vorderrad zurückgelegt. Als er die Kontrolle auf der bayerischen Seite passierte, war er in Schweiß gebadet.
    Ein Jahr später kündigte er bei Reuter, nachdem ihm angeboten worden war, die Einstellungsprüfung für den Öffentlichen Dienst nachzuholen. Er war 20   Jahre alt.
    Nur wer diese Prüfung bestanden hat, kann in Großbritannien Beamter werden. Sobald die Ergebnisse feststehen, sucht sich als erstes das Schatzamt unter den Besten seine Mitarbeiter aus und hat somit Gelegenheit, mit Hilfe untadeliger akademischer Referenzen die britische Volkswirtschaft durcheinanderzubringen. Das Außenministerium hat die nächste Wahl. Da Munro hervorragend abgeschnitten hatte, konnte er in den Auswärtigen Dienst eintreten, der eine beliebte Tarnung für Mitarbeiter der Firma ist.
    In den 16 darauffolgenden Jahren hatte er sich auf Wirtschaftsaufklärung spezialisiert und – obwohl er noch nie dort gewesen war – auf die Sowjetunion. Er war in die Türkei, nach Österreich und nach Mexiko geschickt worden. Im Jahre 1967hatte er, knapp 31   Jahre alt, geheiratet. Aber nach den Flitterwochen wurde die Ehe nach und nach recht lieblos und endete schließlich sechs Jahre später in einer unauffälligen Scheidung. Natürlich hatte er seither Affären gehabt, die der Firma alle bekannt waren, aber er war ledig geblieben.
    Eine Liebesaffäre in seinem Leben hatte Munro der Firma verschwiegen. Sowohl diese Beziehung als auch die Tatsache, daß Munro darüber geschwiegen hatten, hätte zu einer fristlosen Entlassung geführt, wenn sie bekanntgeworden wären. Beim Eintritt in den SIS hatte er wie jeder andere Bewerber einen umfassenden Lebenslauf schreiben müssen und war anschließend von einem Experten in einem Gespräch überprüft worden.
    Diese Prozedur wiederholte sich alle fünf Dienstjahre. Zu den wichtigsten Punkten zählten naturgemäß alle persönlichen oder gesellschaftlichen Kontakte mit Bewohnern anderer Länder, vor allem aber des Ostblocks.
    Als Munro zum erstenmal danach gefragt wurde, begehrte etwas in seinem Inneren auf – wie damals in dem Olivenhain auf Zypern. Er wußte, daß er loyal war, daß er sich nie mit Walentina erpressen lassen würde, selbst wenn die Opposition davon wissen sollte, was seiner Überzeugung nach nicht der Fall war. Sollte jemals der Versuch gemacht werden, ihn damit zu erpressen, würde er alles gestehen und seinen Abschied nehmen, aber niemals nachgeben. Er wollte nicht, daß andere Leute, und schon gar nicht die Mitarbeiter in der Personalkartei, ihre Nasen in seine höchstprivaten Angelegenheiten steckten. Ich gehöre nur mir! Deshalb antwortete er auf diese Frage mit Nein und verstieß damit gegen die Vorschriften. Nachdem er einmal gelogen hatte, mußte er bei seiner Lüge bleiben. Er wiederholte sie in 16   Jahren insgesamt dreimal. Das hatte bisher keine Folgen gehabt und würde auch nie welche haben. Davon war Munro überzeugt. Seine Affäre war ein Geheimnis, tot und begraben. Und das sollte auch so bleiben.
    Wäre Munro weniger tief in seine Gedanken versunken gewesen, hätte ihm, da er nicht wie seine Begleiterin von dem Ballett gefesselt war, etwas auffallen müssen. Von einer Loge hoch oben auf der linken Seite des Theaters aus wurde er beobachtet. Aber bevor die Kronleuchter zur Pause aufflammten, war diese Loge leer.
    Die 13 Männer, die sich am nächsten Tag im Kreml um den Konferenztisch im Sitzungsraum des Politbüros versammelten, waren ebenso niedergedrückt wie wachsam. Sie ahnten, daß der Bericht des Agronomieprofessors zu Flügelkämpfen führen würde, wie es sie seit dem Sturz Chruschtschows nicht mehr gegeben hatte.
    Rudin beobachtete die anderen wie üblich durch die schwankende Rauchsäule seiner Zigarette. Petrow von der Abteilung

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