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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Operations. Er und Sir Nigel kannten sich ebenfalls gut.
    An der hinteren Wand der Parkgarage ist ein kleiner mit Stahltüren versehener Aufzug eingebaut, der von zwei Männern bewacht wird. Chip Allen wies seinen Gast aus, unterschrieb für ihn und benützte eine magnetisierte Plastikkarte, um die Lifttüren zu öffnen. Der Aufzug brachte sie leise summend in den sechsten Stock, in dem die Büros des CIA-Direktors liegen. Nach Verwendung einer weiteren Magnetkarte konnten sie den Lift verlassen und standen nun in einem Flur mit drei Türen. Allen klopfte an die mittlere. Bob Benson, der bereits verständigt worden war, kam heraus, um seinen britischen Besucher zu begrüßen.
    In seinem Zimmer führte Benson Sir Nigel an dem großen Schreibtisch vorbei zu der Sitzgruppe vor dem beigen Marmorkamin. Im Winter hatte der CIA-Direktor gern ein prasselndes Kaminfeuer, aber im August ist Washington nicht der richtige Ort dafür, und die Klimaanlage arbeitete auf Hochtouren. Benson zog einen Reispapiervorhang quer durch den Raum, um die Sitzecke vom Büroteil abzutrennen, und nahm seinem Gast gegenüber Platz. Kaffee wurde serviert. Als die beiden Männer wieder allein waren, fragte Benson endlich: »Was führt Sie nach Langley, Nigel?«
    Sir Nigel trank einen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück.
    »Wir haben«, sagte er undramatisch, »uns die Dienste eines neuen V-Mannes gesichert.«
    Er sprach fast zehn Minuten lang, bevor der CIA-Direktor ihn unterbrach.
    »Im Politbüro?« erkundigte Benson sich. »Mitten im Politbüro, meinen Sie?«
    »Sagen wir: mit Zugang zu Wortprotokollen von Politbürositzungen«, antwortete Sir Nigel.
    »Haben Sie etwas dagegen, daß ich Chip Allen und Ben Kahn hinzuziehe?«
    »Durchaus nicht, Bob. Die beiden müßten ohnehin innerhalb der nächsten Stunde informiert werden. Das erspart uns unnötige Wiederholungen.«
    Bob Benson stand auf, ging zu einem Telefon, das auf dem Couchtisch stand, und rief seine Sekretärin an. Nachdem er aufgelegt hatte, starrte er durch das Panoramafenster auf den riesigen Wald hinab. »Heiliger Jesus«, flüsterte er.
    Es war Sir Nigel keineswegs unangenehm, daß seine beiden alten Kontaktpersonen beim CIA von Anfang an informiert werden sollten. Anders als bei Organisationen, die wie das KGB sowohl Geheimdienst als auch Geheimpolizei umfassen, ist die Arbeit bei den reinen Geheimdiensten in zwei Sparten aufgeteilt: in die »Beschaffung« von Informationen und in die »Auswertung«. Bei der »Auswertung« werden die Vergleiche, Kombinationen, Deutungen und Analysen der riesigen Massen angelieferter Rohinformationen vorgenommen.
    Beide Abteilungen müssen ihr Geschäft verstehen. Sind die Informationen falsch, kann die beste Analyse der Welt nur Unsinn ergeben; taugt die Auswertung nichts, sind alle Anstrengungen der Materialsammler vergebens. Politiker müssen wissen, was andere Nationen – befreundete oder feindliche – tun, und möglichst auch, was sie zu tun beabsichtigen. Was sie tun, läßt sich heutzutage leicht feststellen, nicht aber, was sie zu tun beabsichtigen. Deshalb werden die besten Überwachungssatelliten niemals einen brillanten Analytiker ersetzen können, dem vertrauliches Material von der inneren Führungsspitze eines anderen Landes zur Verfügung steht.
    In der CIA herrschen unter dem Direktor, der unter Umständen aus der Politik kommt, zwei Männer: der Deputy Director of Organisation, der für die »Beschaffung« zuständig ist, und der Deputy Director of Intelligence, der für die »Auswertung« verantwortlich ist. Die Arbeit der Beschaffer inspiriert die Thrillerautoren; die Auswertung ist weniger spektakulär: Sie umfaßt die mühsame, langwierige, methodische, oft langweilige, aber stets unersetzliche Kleinarbeit.
    DDO und DDI arbeiten Hand in Hand und müssen sich aufeinander verlassen können. Benson, der als Politiker an die Spitze der CIA gelangt war, hatte Glück gehabt: Sein DDO war Chip Allen, USNR, ein ehemaliger Football-Spieler; DDI war Ben Kahn, ein ehemaliger Schachmeister jüdischer Abstammung. Die beiden ergänzten sich auf geradezu ideale Weise. Nach fünf Minuten saßen sie mit Irvine und Benson in dessen Büro zusammen.
    Der britische Spionagechef sprach fast eine Stunde lang, ohne unterbrochen zu werden. Dann lasen die drei Amerikaner die Übersetzung der von Nachtigall gelieferten Tonbandaufnahme und starrten die Bandspule in ihrer Plastikhülle geradezu gierig an. Als Sir Nigel geendet hatte, herrschte kurzes

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