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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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er erkannte Danny trotz allem sofort wieder. Daß sie sich jahrelang nicht mehr gesehen hatten, daß Danny sich äußerlich stark verändert hatte, machte keinen Unterschied. Bei seinem Anblick stellte sich eine altgewohnte Vertrautheit ein, die bis in ihre Kindheit zurück-reichte. Harry ergriff die Hand seines Bruders. Sie war warm, aber Danny reagierte nicht auf diese Berührung.
    »Signore.« Marta sprach Harry an, sah dabei aber zu Elena hinüber.
    »Wir haben ihm ein Beruhigungsmittel geben müssen.«
    Elena wirkte augenblicklich besorgt.
    »Als Sie weggegangen sind, ist er ängstlich geworden«, berichtete Salvatore auf italienisch. »Er hat es irgendwie geschafft, aus dem Bett zu kommen, und ist Richtung Wasser gekrochen, als wir ihn entdeckt haben. Als ich ihn zurücktragen wollte, hat er sich dagegen gewehrt. Ich hatte Angst, daß er sich verletzen würde, wenn wir ihn nicht zurückholen, oder ertrinken, wenn er ins Wasser fiele. Sie haben Medikamente in Ihrer Bereitschaftstasche, meine Frau hat ge-wußt, welches das richtige war.«
    »In Ordnung«, sagte Elena rasch, dann berichtete sie Harry, was geschehen war.
    Harry mußte unwillkürlich grinsen, als er wieder auf seinen Bruder herabblickte. »Der gleiche zähe kleine Kerl wie früher, was?« Er sah zu Elena hinüber. »Wie lange ist er außer Gefecht?«
    »Welche Dosis haben Sie ihm gegeben?« fragte sie Marta auf italienisch. Nachdem Marta geantwortet hatte, wandte Elena sich erneut an Harry. »Noch mindestens eine Stunde, wahrscheinlich länger.«
    »Wir müssen ihn von hier wegbringen.«
    »Aber wohin?« Elena erklärte Salvatore und Marta: »Einer der Männer, die Pater Daniel hergebracht haben, ist ertrunken aus dem See geborgen worden.«
    Die beiden reagierten erschrocken. Elena sah wieder zu Harry hin-
    über.

    285
    »Ich glaube nicht, daß Luca bei einem Unfall ertrunken ist. Ich fürchte, daß der Mörder von Lucas Frau auf der Suche nach Ihrem Bruder ist. Deshalb bleiben wir am besten hier. Ich weiß keinen Ort, der sicherer wäre.«
    Edward Mooi steuerte das Motorboot zwischen den Felsen hindurch in die Grotte. Sowie sie die Einfahrt passiert hatten, schaltete er den Suchscheinwerfer ein.
    »Ausmachen!« In dem hellen Lichtschein glitzerten Thomas Kinds Augen grausam.
    Edward Mooi betätigte sofort den Schalter. Der Scheinwerfer erlosch. Im selben Augenblick spürte er einen scharfen Schmerz am Ohr. Er schrie auf, wich zurück und tastete vorsichtig nach seinem Ohr. An seinen Fingern klebte Blut.
    »Ein Rasiermesser, Edward Mooi. Dasselbe Messer, mit dem ich die Zunge in Ihrer Hemdtasche rausgeschnitten habe.«
    Mooi spürte seine Hand am Steuer und ahnte die vertrauten Felsen, die auf beiden Seiten vorbeiglitten. Er würde auf jeden Fall sterben.
    Warum hatte er diesen Verrückten hergebracht? Er hätte nach der Polizei rufen, wegrennen und sein Heil in der Flucht suchen sollen.
    Aber das hatte er nicht getan. Er hatte sich aus nackter Angst den Anordnungen dieses Kerls gefügt.
    Mooi war sein Leben lang ein Mann des Worts, ein friedliebender Poet gewesen. Eros Barbu, der zufällig auf seine Gedichte aufmerksam geworden war, hatte ihn vor dem stumpfsinnigen Leben eines kleinen südafrikanischen Beamten gerettet und ihm die Möglichkeit gegeben, frei von Geldsorgen zu arbeiten. Seine Gegenleistung hatte nur daraus bestanden, die Villa so gut wie möglich zu verwalten. Das hatte Mooi getan, und sein Ruf als Dichter war allmählich gewachsen.
    Und dann, fast am Ende seines siebten Jahres in der Villa Lorenzi, hatte Barbu ihn um einen Gefallen gebeten. Er sollte einen Mann beschützen, der mit einem Tragflügelboot ankommen würde. Das hätte er ablehnen können, aber er hatte es nicht getan. Und weil er es nicht getan hatte, würden dieser Mann und er jetzt ihr Leben verlieren.

    286
    Edward Mooi steuerte das Motorboot im Dunkeln um einige über dem Wasser ragende Felsen. Noch hundert Meter. Nach der übernächsten Biegung würden sie die Lichter und dann die Anlegestelle sehen. Das Wasser war hier tief und still. Der Daumen des Dichters tastete sich langsam nach oben und betätigte den Notschalter. Die beiden Yamaha-Außenbordmotoren verstummten schlagartig.
    Die letzten Handlungen in Edward Moois Leben dauerten nur wenige Sekunden. Seine linke Hand betätigte die Warnsirene des Motorboots, mit seiner rechten Hand stemmte er sich hoch und über die Bordwand. Den scharfen Stahl des Rasiermessers, das ihm die Kehle durchschnitt, während er

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