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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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Licht der Instrumentenbeleuchtung richtete ihre gesamte Aufmerksamkeit sich auf seine Gestalt. Harrys Unbehagen war fast körperlich wahrnehmbar. Sie beobachtete, wie seine Hände das Lenkrad fester als notwendig umfaßten, wie er sich ganz auf die Fahrbahn vor ihnen konzentrierte. Wie er ständig seine Sitzhaltung veränderte, was jedoch sicher nicht mit dem Mercedes, sondern mit dem Ziel dieser Fahrt zusammenhing. Rom, das war offensichtlich, war nicht seine Idee gewesen.
    »Alles in Ordnung?« fragte Harry halblaut.
    Elena merkte, daß er sie im Rückspiegel beobachtete.
    »Ja.« Sie erwiderte seinen Blick.

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    »Harry!« Dannys warnende Stimme übertönte das gleichmäßige, leise Klicken der Scheibenwischer.
    Harry sah sofort wieder nach vorn. Der Verkehr vor ihnen wurde langsamer, der charakteristische bläuliche Lichtschein von Halogen-scheinwerfern erhellte den regennassen Abendhimmel.
    »Die italienische Grenze.« Danny setzte sich hellwach auf.
    Elena sah Harrys Hände das Lenkrad umklammern. Der Mercedes wurde langsamer, als Harry aufs Bremspedal trat. Dann sah er nochmals in den Rückspiegel und erwiderte eine Zehntelsekunde lang ihren Blick, bevor er sich erneut auf die Fahrbahn konzentrierte.

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    115
    Peking.
    Donnerstag, 16. Juli
    Pierre Weggens schwarze Limousine mit Chauffeur fuhr kurz nach ein Uhr morgens in die streng bewachte Villenkolonie Zhongnanhai ein, in der die chinesische Politprominenz residierte. Fünf Minuten später wurde der Schweizer Investmentbanker von Yan Yeh, dem ernst dreinblickenden Präsidenten der Volksbank von China, im Haus des Generalsekretärs der KP, Wu Hian, in einen geräumigen Salon geleitet.
    Der Generalsekretär erhob sich zu Weggens Empfang, schüttelte ihm freundschaftlich die Hand und machte ihn mit einem halben Dutzend führender Mitglieder des Politbüros bekannt, die nähere Einzelheiten seines Vorschlags hören wollten. Zu diesen Interessen-ten gehörten der Innenminister, der Bauminister und der Minister für Kommunikation. Sie alle wollten wissen, welchen Umfang die ge-planten Arbeiten hatten, in welchem Zeitraum sie durchgeführt werden konnten und was sie kosten würden.
    »Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft, meine Herrn«, begann Weggen auf chinesisch. Und nachdem er nicht nur den Anwesenden, sondern ganz China und insbesondere der Einwohnerschaft von Hefei sein tiefempfundenes Beileid ausgesprochen hatte, trug er seine Empfehlungen für ein Crash-Programm zur schnellstmöglichen Überholung der chinesischen Wasserversorgungssysteme vor.
    Yan Yeh, der etwas abseits in einem Sessel saß, zündete sich eine Zigarette an. Durch die Katastrophe in Hefei zutiefst erschüttert und von den Ereignissen dieses Tages erschöpft, konnte er nur hoffen, daß die zu dieser frühen Morgenstunde versammelten Männer erkennen würden, wie entscheidend wichtig der ihnen von Weggen prä-
    sentierte Plan für die innere Sicherheit und die nationalen Interessen Chinas war. Und er hoffte, daß sie ihren falschen Stolz, ihre politischen Rivalitäten und ihr Mißtrauen gegenüber dem Westen begraben und sich dazu durchringen würden, dieses Projekt zu billigen 394
    und möglichst schnell in Angriff zu nehmen. Bevor irgendwo ein zweites Hefei passierte.
    Das Ganze hatte zudem noch einen persönlichen Aspekt. Wer in China von dem Vorfall in Hefei wußte, fürchtete sich insgeheim davor, Wasser zu trinken, das aus einem der Seen kam. Selbst einem so prominenten und mächtigen Mann wie Yan Yeh erging es nicht anders. Erst vor drei Tagen waren seine Frau und sein zehnjähriger Sohn zu einem Verwandtenbesuch in die Seenstadt Wuxi gefahren.
    Gestern abend hatte er sie angerufen, um ihr zu versichern, wie der Öffentlichkeit versichert wurde, die Tragödie in Hefei sei ein absoluter Einzelfall gewesen, der sich niemals wiederholen könne, weil die Trinkwasserqualität in ganz China streng überwacht werde und die Regierung auf seine Empfehlung hin dabei sei, ein Sofortprogramm zur Überholung des Wasserversorgungssystems in Angriff zu nehmen. Im stillen hoffte er, Hefei werde tatsächlich ein Einzelfall bleiben.
    Irgendein Gefühl sagte ihm jedoch, dabei werde es nicht bleiben.
    Vatikan.
    Mittwoch, 15. Juli, 18.40 Uhr
    Palestrina stand am Fenster seines Arbeitszimmers und blickte auf die Menge herab, die den Petersplatz bevölkerte, sein Ambiente und die Abendstimmung dieses Tages genoß.
    Er wandte sich vom Fenster ab und sah wieder in den Raum. Auf der Renaissancetruhe

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